Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Fesseln anlegen zu lassen, antwortete er: "Wie unnöthig sie sind, wissen Sie; aber nennt man sie nicht Geschmeide? Die Henkersprache hat die Wahrheit getroffen; sie sind ein Schmuck der selbsterkannten Schuld, und den hab' ich vermißt. Beschleunigen Sie nur die Zeit, wo ich ihn mit dem Purpur vertauschen werde, der den Knecht der Leidenschaften zum König macht." Von einer zweiten Vertheidigung wollte er nichts hören. Als ich ihn von der gesetzlichen Unerläßlichkeit derselben überzeugt hatte, sagte er kalt: "Nun, wenn es seyn muß, so mag Herr Rebhahn schreiben; nur bitt' ich um die Erlaubniß, ihn nicht wieder zu sehen, er ist mir zuwider." "Und doch ist er der einzige Mann, der Sie vielleicht noch zu retten vermag." - Fesseln anlegen zu lassen, antwortete er: „Wie unnöthig sie sind, wissen Sie; aber nennt man sie nicht Geschmeide? Die Henkersprache hat die Wahrheit getroffen; sie sind ein Schmuck der selbsterkannten Schuld, und den hab’ ich vermißt. Beschleunigen Sie nur die Zeit, wo ich ihn mit dem Purpur vertauschen werde, der den Knecht der Leidenschaften zum König macht.“ Von einer zweiten Vertheidigung wollte er nichts hören. Als ich ihn von der gesetzlichen Unerläßlichkeit derselben überzeugt hatte, sagte er kalt: „Nun, wenn es seyn muß, so mag Herr Rebhahn schreiben; nur bitt’ ich um die Erlaubniß, ihn nicht wieder zu sehen, er ist mir zuwider.“ „Und doch ist er der einzige Mann, der Sie vielleicht noch zu retten vermag.“ – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0174" n="154"/> Fesseln anlegen zu lassen, antwortete er: „Wie unnöthig sie sind, wissen Sie; aber nennt man sie nicht <hi rendition="#g">Geschmeide</hi>? Die Henkersprache hat die Wahrheit getroffen; sie sind ein <hi rendition="#g">Schmuck</hi> der selbsterkannten Schuld, und <hi rendition="#g">den</hi> hab’ ich vermißt. Beschleunigen Sie nur die Zeit, wo ich ihn mit dem <hi rendition="#g">Purpur</hi> vertauschen werde, der den Knecht der Leidenschaften zum König macht.“</p> <p>Von einer zweiten Vertheidigung wollte er nichts hören. Als ich ihn von der gesetzlichen Unerläßlichkeit derselben überzeugt hatte, sagte er kalt: „Nun, wenn es seyn <hi rendition="#g">muß</hi>, so mag Herr Rebhahn schreiben; nur bitt’ ich um die Erlaubniß, ihn nicht wieder zu sehen, er ist mir zuwider.“</p> <p>„Und doch ist er der einzige Mann, der Sie vielleicht noch zu retten vermag.“ –</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0174]
Fesseln anlegen zu lassen, antwortete er: „Wie unnöthig sie sind, wissen Sie; aber nennt man sie nicht Geschmeide? Die Henkersprache hat die Wahrheit getroffen; sie sind ein Schmuck der selbsterkannten Schuld, und den hab’ ich vermißt. Beschleunigen Sie nur die Zeit, wo ich ihn mit dem Purpur vertauschen werde, der den Knecht der Leidenschaften zum König macht.“
Von einer zweiten Vertheidigung wollte er nichts hören. Als ich ihn von der gesetzlichen Unerläßlichkeit derselben überzeugt hatte, sagte er kalt: „Nun, wenn es seyn muß, so mag Herr Rebhahn schreiben; nur bitt’ ich um die Erlaubniß, ihn nicht wieder zu sehen, er ist mir zuwider.“
„Und doch ist er der einzige Mann, der Sie vielleicht noch zu retten vermag.“ –
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/174>, abgerufen am 16.07.2024. |