Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.

Bild:
<< vorherige Seite

als mein Diener um diese Jahreszeit mir Licht zu bringen gewohnt war. Das Bedürfniß einer kleinen Erholung für den Geist und für die Augen bestimmte mich, diesen Zeitpunkt in meinem Armsessel abzuwarten. Durch das nahe Fenster und durch die sparsam fallenden Flocken des ersten Schnee's hindurch schweifte mein müssiger Blick über die niedriger als das Amthaus gelegenen Dächer des Städtchens hinweg, bis an den Saum des eine Meile weit entfernten Scheidewaldes, der mein kleines Vaterland von dem benachbarten größeren Staate trennte, doch größtentheils noch zu Jenem gehörte. Dieser weitläuftige, finstere, über einige Bergrücken ausgebreitete und schluchtenreiche Forst war in den letzten Monaten der verschwiegene Zeuge mehrerer Anfälle auf Reisende gewesen, die eine bewaffnete Bande vermuthen ließen, obgleich noch kein Mord von ihr bekannt geworden

als mein Diener um diese Jahreszeit mir Licht zu bringen gewohnt war. Das Bedürfniß einer kleinen Erholung für den Geist und für die Augen bestimmte mich, diesen Zeitpunkt in meinem Armsessel abzuwarten. Durch das nahe Fenster und durch die sparsam fallenden Flocken des ersten Schnee’s hindurch schweifte mein müssiger Blick über die niedriger als das Amthaus gelegenen Dächer des Städtchens hinweg, bis an den Saum des eine Meile weit entfernten Scheidewaldes, der mein kleines Vaterland von dem benachbarten größeren Staate trennte, doch größtentheils noch zu Jenem gehörte. Dieser weitläuftige, finstere, über einige Bergrücken ausgebreitete und schluchtenreiche Forst war in den letzten Monaten der verschwiegene Zeuge mehrerer Anfälle auf Reisende gewesen, die eine bewaffnete Bande vermuthen ließen, obgleich noch kein Mord von ihr bekannt geworden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0024" n="4"/>
als mein Diener um diese Jahreszeit mir Licht zu bringen gewohnt war. Das Bedürfniß einer kleinen Erholung für den Geist und für die Augen bestimmte mich, diesen Zeitpunkt in meinem Armsessel abzuwarten. Durch das nahe Fenster und durch die sparsam fallenden Flocken des ersten Schnee&#x2019;s hindurch schweifte mein müssiger Blick über die niedriger als das Amthaus gelegenen Dächer des Städtchens hinweg, bis an den Saum des eine Meile weit entfernten <hi rendition="#g">Scheidewaldes</hi>, der mein kleines Vaterland von dem benachbarten größeren Staate trennte, doch größtentheils noch zu Jenem gehörte. Dieser weitläuftige, finstere, über einige Bergrücken ausgebreitete und schluchtenreiche Forst war in den letzten Monaten der verschwiegene Zeuge mehrerer Anfälle auf Reisende gewesen, die eine bewaffnete Bande vermuthen ließen, obgleich noch kein Mord von ihr bekannt geworden
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0024] als mein Diener um diese Jahreszeit mir Licht zu bringen gewohnt war. Das Bedürfniß einer kleinen Erholung für den Geist und für die Augen bestimmte mich, diesen Zeitpunkt in meinem Armsessel abzuwarten. Durch das nahe Fenster und durch die sparsam fallenden Flocken des ersten Schnee’s hindurch schweifte mein müssiger Blick über die niedriger als das Amthaus gelegenen Dächer des Städtchens hinweg, bis an den Saum des eine Meile weit entfernten Scheidewaldes, der mein kleines Vaterland von dem benachbarten größeren Staate trennte, doch größtentheils noch zu Jenem gehörte. Dieser weitläuftige, finstere, über einige Bergrücken ausgebreitete und schluchtenreiche Forst war in den letzten Monaten der verschwiegene Zeuge mehrerer Anfälle auf Reisende gewesen, die eine bewaffnete Bande vermuthen ließen, obgleich noch kein Mord von ihr bekannt geworden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-02T10:45:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
GDZ Göttingen: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-02T10:45:31Z)
UB Leipzig: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. 38-0-637:15785; Bilder 0107 bis 0110) (2013-01-02T10:45:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-02T10:45:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/24
Zitationshilfe: Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/24>, abgerufen am 21.11.2024.