Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Frühjahr, mein Herr, will er das Pferd des Buchhalters reiten, das Keinen aufsitzen läßt, außer seinen Herrn. Es will nicht halten, er erzürnt sich, schlägt das Thier mit Wuth, endlich überlistet er es durch einen Sprung und kommt in den Sattel. Das Pferd steigt, springt zur Seite, schlägt aus, und trifft den jüngsten Knaben des Kutschers, der nicht schnell genug die Stallthür erreichen kann. Da - da hätten Sie ihn sehen sollen! Das blutende, betäubte Kind in den Armen, stürzte er mir auf der Hausflur entgegen. Die Knie konnten ihn selbst kaum noch tragen. Ich trug den Knaben in das nächste Zimmer und rief nach Hülfe. "Vergebens! Vergebens!" rief er heulend aus: "todt! durch mich!" - Krampfig schlug er die Hände in seine Haare, und rannte die Treppe hinauf. Ich eilte ihm nach, so schnell ich konnte. Eben riß er das Pistol von der Wand; wie ein Rasender Frühjahr, mein Herr, will er das Pferd des Buchhalters reiten, das Keinen aufsitzen läßt, außer seinen Herrn. Es will nicht halten, er erzürnt sich, schlägt das Thier mit Wuth, endlich überlistet er es durch einen Sprung und kommt in den Sattel. Das Pferd steigt, springt zur Seite, schlägt aus, und trifft den jüngsten Knaben des Kutschers, der nicht schnell genug die Stallthür erreichen kann. Da – da hätten Sie ihn sehen sollen! Das blutende, betäubte Kind in den Armen, stürzte er mir auf der Hausflur entgegen. Die Knie konnten ihn selbst kaum noch tragen. Ich trug den Knaben in das nächste Zimmer und rief nach Hülfe. „Vergebens! Vergebens!“ rief er heulend aus: „todt! durch mich!“ – Krampfig schlug er die Hände in seine Haare, und rannte die Treppe hinauf. Ich eilte ihm nach, so schnell ich konnte. Eben riß er das Pistol von der Wand; wie ein Rasender <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0061" n="41"/> Frühjahr, mein Herr, will er das Pferd des Buchhalters reiten, das Keinen aufsitzen läßt, außer seinen Herrn. Es will nicht halten, er erzürnt sich, schlägt das Thier mit Wuth, endlich überlistet er es durch einen Sprung und kommt in den Sattel. Das Pferd steigt, springt zur Seite, schlägt aus, und trifft den jüngsten Knaben des Kutschers, der nicht schnell genug die Stallthür erreichen kann. <hi rendition="#g">Da</hi> – <hi rendition="#g">da</hi> hätten Sie ihn sehen sollen! Das blutende, betäubte Kind in den Armen, stürzte er mir auf der Hausflur entgegen. Die Knie konnten ihn selbst kaum noch tragen. Ich trug den Knaben in das nächste Zimmer und rief nach Hülfe. „Vergebens! Vergebens!“ rief er heulend aus: „todt! durch mich!“ – Krampfig schlug er die Hände in seine Haare, und rannte die Treppe hinauf. Ich eilte ihm nach, so schnell ich konnte. Eben riß er das Pistol von der Wand; wie ein Rasender </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0061]
Frühjahr, mein Herr, will er das Pferd des Buchhalters reiten, das Keinen aufsitzen läßt, außer seinen Herrn. Es will nicht halten, er erzürnt sich, schlägt das Thier mit Wuth, endlich überlistet er es durch einen Sprung und kommt in den Sattel. Das Pferd steigt, springt zur Seite, schlägt aus, und trifft den jüngsten Knaben des Kutschers, der nicht schnell genug die Stallthür erreichen kann. Da – da hätten Sie ihn sehen sollen! Das blutende, betäubte Kind in den Armen, stürzte er mir auf der Hausflur entgegen. Die Knie konnten ihn selbst kaum noch tragen. Ich trug den Knaben in das nächste Zimmer und rief nach Hülfe. „Vergebens! Vergebens!“ rief er heulend aus: „todt! durch mich!“ – Krampfig schlug er die Hände in seine Haare, und rannte die Treppe hinauf. Ich eilte ihm nach, so schnell ich konnte. Eben riß er das Pistol von der Wand; wie ein Rasender
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/61>, abgerufen am 16.02.2025. |