Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.reden. Und an den Tagen, deren Geschichte ich da beschreibe, sprach er auch weit mehr als ich. Jch erndtete damals mit Vergnügen die Früchte meiner Bemühungen, und dankte Gott dabey, daß der Saame, den er durch mich hatte ausstreuen lassen, einen guten Boden gefunden hatte. Meine Leser wollen auch in seinen letzten Tagen lieber ihm als mir zuhören. Wie die eigenhändige Nachricht des Grafen sagen.
reden. Und an den Tagen, deren Geſchichte ich da beſchreibe, ſprach er auch weit mehr als ich. Jch erndtete damals mit Vergnuͤgen die Fruͤchte meiner Bemuͤhungen, und dankte Gott dabey, daß der Saame, den er durch mich hatte ausſtreuen laſſen, einen guten Boden gefunden hatte. Meine Leſer wollen auch in ſeinen letzten Tagen lieber ihm als mir zuhoͤren. Wie die eigenhaͤndige Nachricht des Grafen ſagen.
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reden. Und an den Tagen, deren Geſchichte ich da
beſchreibe, ſprach er auch weit mehr als ich. Jch
erndtete damals mit Vergnuͤgen die Fruͤchte meiner
Bemuͤhungen, und dankte Gott dabey, daß der
Saame, den er durch mich hatte ausſtreuen laſſen,
einen guten Boden gefunden hatte. Meine Leſer
wollen auch in ſeinen letzten Tagen lieber ihm als
mir zuhoͤren.
Wie die eigenhaͤndige Nachricht des Grafen
Struenſee entſtanden iſt, habe ich in der Erzaͤhlung
ſelbſt am gehoͤrigen Orte berichtet. Hat er ſie ſelbſt
geſchrieben? Seine Hand iſt in Daͤnnemark bekannt
genug, das Papier, worauf er ſchrieb, iſt ihm von
ſeinen Richtern dazu gegeben, jeder Bogen iſt gericht-
lich numeriert und unterzeichnet. Niemand als er
konnte ſie in die Haͤnde bekommen und darauf ſchrei-
ben. — Habe ich ihm etwa den Jnhalt in die Feder
dictirt? Es kann ſo gewiß, als man es verlangen
wird, dargethan werden, daß er in meiner Abweſen-
heit dieſe ſo und ſo bezeichneten, ihm zugezaͤhlten und
ſtuͤckweiſe wieder abgelieferten, Bogen vollgeſchrieben
hat. — Aber iſt der Abdruck ſeines Aufſatzes, den ich
hier mittheilen will, unverfaͤlſcht, iſt er dem Original
gleichlautend? Wer daran zweifelt, der kann das
Original bey mir ſehen, und es allenfalls auf ſo lange
Zeit mit ſich nehmen, als er braucht, um es mit der
Copie zu vergleichen. — Jch komme mir ſelbſt ſonder-
bar vor, da ich mir ſo viel Muͤhe gebe zu beweiſen,
daß ich ein ehrlicher Mann bin. Aber ich weiß, wie
wenig Glauben die Erzaͤhlung eines Geiſtlichen von
der Bekehrung eines Freygeiſtes bey denen findet,
deren Parthie er verlaſſen hat. Es iſt alles Betruͤge-
rey, ſagen ſie. Das ſollen ſie wenigſtens hier nicht
ſagen.
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