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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

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ihn beunruhigte. Jch antwortete ihm, es sey freylich sehr
schwer solche Jdeen ganz abzulegen, mit denen man sich
aus Liebe zu seinen Lüsten lange und mit Wohlgefallen
beschäfftigt hätte. Doch hoffe ich gewiß, es würde ihm
gelingen sich völlig von der seinigen loszumachen, wenn
er nur die entgegengesetzten Gründe beständig vor Augen
zu behalten suchte. Sollten ihm diese ja zuweilen nicht
helle und eindringend genug gegenwärtig seyn, so müsse
er sich nur gleich daran erinnern, in welchem Licht und
mit welcher Ueberzeugung er die Ewigkeit in den Schrift-
ten, die er darüber gelesen, erwiesen gefunden hätte.
Er fragte mich hier: ob ich denn nie an der Ewigkeit
gezweifelt hätte. Nein, antwortete ich, ich habe sie
von jeher meiner Natur und meinen Wünschen gemäß
gefunden, ich habe frühzeitig ihre Beweise kennen gelernt.

Auch dieses mahl bezeugte er mir seinen Kummer
darüber, daß er befürchte, seine Reue möchte nicht leben-
dig genug seyn. Ach! setzte er hinzu, möchte ich nur
recht gewiß von der Rechtschaffenheit meiner Bekehrung
werden! Wie mache ich das? "Haben Sie nichts in
den Reden Jesu gelesen, das Jhnen diese Frage beant-
wortet?" Er antwortete: Jesus sagt, an ihren Früch-
ten sollt ihr sie erkennen. "Nun, so bringen Sie denn
Früchte der Besserung. Diese sind das einzige Mittel
wodurch Sie selbst und andere Menschen von der Recht-
schaffenheit Jhrer Bekehrung gewiß werden können.
Der Allwissende, der Herzen und Nieren prüft, braucht
zwar solche Beweise nicht um Sie richtig zu beurtheilen,
ob er sie gleich mit Recht fordert. Aber Sie selbst
und ich können derselben nicht entbehren. Denken Sie
darüber nach, was Sie etwa noch gutes thun können.
Wählen Sie sich solche gute Handlungen, wobey Sie
Jhre Ambition, Jhre ehemaligen übertriebenen Vor-
stellungen von der Unfehlbarkeit Jhrer Einsichten aufopfern

müssen;



ihn beunruhigte. Jch antwortete ihm, es ſey freylich ſehr
ſchwer ſolche Jdeen ganz abzulegen, mit denen man ſich
aus Liebe zu ſeinen Luͤſten lange und mit Wohlgefallen
beſchaͤfftigt haͤtte. Doch hoffe ich gewiß, es wuͤrde ihm
gelingen ſich voͤllig von der ſeinigen loszumachen, wenn
er nur die entgegengeſetzten Gruͤnde beſtaͤndig vor Augen
zu behalten ſuchte. Sollten ihm dieſe ja zuweilen nicht
helle und eindringend genug gegenwaͤrtig ſeyn, ſo muͤſſe
er ſich nur gleich daran erinnern, in welchem Licht und
mit welcher Ueberzeugung er die Ewigkeit in den Schrift-
ten, die er daruͤber geleſen, erwieſen gefunden haͤtte.
Er fragte mich hier: ob ich denn nie an der Ewigkeit
gezweifelt haͤtte. Nein, antwortete ich, ich habe ſie
von jeher meiner Natur und meinen Wuͤnſchen gemaͤß
gefunden, ich habe fruͤhzeitig ihre Beweiſe kennen gelernt.

Auch dieſes mahl bezeugte er mir ſeinen Kummer
daruͤber, daß er befuͤrchte, ſeine Reue moͤchte nicht leben-
dig genug ſeyn. Ach! ſetzte er hinzu, moͤchte ich nur
recht gewiß von der Rechtſchaffenheit meiner Bekehrung
werden! Wie mache ich das? “Haben Sie nichts in
den Reden Jeſu geleſen, das Jhnen dieſe Frage beant-
wortet?„ Er antwortete: Jeſus ſagt, an ihren Fruͤch-
ten ſollt ihr ſie erkennen. “Nun, ſo bringen Sie denn
Fruͤchte der Beſſerung. Dieſe ſind das einzige Mittel
wodurch Sie ſelbſt und andere Menſchen von der Recht-
ſchaffenheit Jhrer Bekehrung gewiß werden koͤnnen.
Der Allwiſſende, der Herzen und Nieren pruͤft, braucht
zwar ſolche Beweiſe nicht um Sie richtig zu beurtheilen,
ob er ſie gleich mit Recht fordert. Aber Sie ſelbſt
und ich koͤnnen derſelben nicht entbehren. Denken Sie
daruͤber nach, was Sie etwa noch gutes thun koͤnnen.
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Jhre Ambition, Jhre ehemaligen uͤbertriebenen Vor-
ſtellungen von der Unfehlbarkeit Jhrer Einſichten aufopfern

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[106/0118] ihn beunruhigte. Jch antwortete ihm, es ſey freylich ſehr ſchwer ſolche Jdeen ganz abzulegen, mit denen man ſich aus Liebe zu ſeinen Luͤſten lange und mit Wohlgefallen beſchaͤfftigt haͤtte. Doch hoffe ich gewiß, es wuͤrde ihm gelingen ſich voͤllig von der ſeinigen loszumachen, wenn er nur die entgegengeſetzten Gruͤnde beſtaͤndig vor Augen zu behalten ſuchte. Sollten ihm dieſe ja zuweilen nicht helle und eindringend genug gegenwaͤrtig ſeyn, ſo muͤſſe er ſich nur gleich daran erinnern, in welchem Licht und mit welcher Ueberzeugung er die Ewigkeit in den Schrift- ten, die er daruͤber geleſen, erwieſen gefunden haͤtte. Er fragte mich hier: ob ich denn nie an der Ewigkeit gezweifelt haͤtte. Nein, antwortete ich, ich habe ſie von jeher meiner Natur und meinen Wuͤnſchen gemaͤß gefunden, ich habe fruͤhzeitig ihre Beweiſe kennen gelernt. Auch dieſes mahl bezeugte er mir ſeinen Kummer daruͤber, daß er befuͤrchte, ſeine Reue moͤchte nicht leben- dig genug ſeyn. Ach! ſetzte er hinzu, moͤchte ich nur recht gewiß von der Rechtſchaffenheit meiner Bekehrung werden! Wie mache ich das? “Haben Sie nichts in den Reden Jeſu geleſen, das Jhnen dieſe Frage beant- wortet?„ Er antwortete: Jeſus ſagt, an ihren Fruͤch- ten ſollt ihr ſie erkennen. “Nun, ſo bringen Sie denn Fruͤchte der Beſſerung. Dieſe ſind das einzige Mittel wodurch Sie ſelbſt und andere Menſchen von der Recht- ſchaffenheit Jhrer Bekehrung gewiß werden koͤnnen. Der Allwiſſende, der Herzen und Nieren pruͤft, braucht zwar ſolche Beweiſe nicht um Sie richtig zu beurtheilen, ob er ſie gleich mit Recht fordert. Aber Sie ſelbſt und ich koͤnnen derſelben nicht entbehren. Denken Sie daruͤber nach, was Sie etwa noch gutes thun koͤnnen. Waͤhlen Sie ſich ſolche gute Handlungen, wobey Sie Jhre Ambition, Jhre ehemaligen uͤbertriebenen Vor- ſtellungen von der Unfehlbarkeit Jhrer Einſichten aufopfern muͤſſen;

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Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/118>, abgerufen am 21.11.2024.