Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite



"kräftig aufklären kann, auch hiezu muß die Würkung
"des Geistes Gottes erbeten und angerufen werden.
"Er ist es der Jesum, und sein ganzes Versöhnungs-
"werk uns durch sein Wort heilsam bekannt machet.
"Wirst du nur mit aufrichtiger und redlicher Gesin-
"nung, in die Untersuchung dieser Grundwahrheiten
"unsrer heiligen Religion, unter Seufzen und Flehen
"um eröfnete Augen deines Verständnisses, dich anhal-
"tend einlaßen; so wirst du gar bald ein mehr als na-
"türliches Licht im Verstande zur Einsicht und Bestäti-
"gung dieser Heils-Lehren in dir aufgehen sehen. Jch
"schreibe dieses nach dem geringen Maaß der Erkenntniß,
"so mir Gott aus Gnaden verliehen. Mein Glaube
"hat, bey aller buchstäblichen Wissenschaft der geoffen-
"barten Wahrheiten, durch die scheinbarsten Einwürfe
"ebenfals hiedurch arbeiten müssen. Aber gelobt sey
"der Herr und sein Geist, der meinen Glauben durch
"das Wort Gottes, und die seelige Erfahrung der darin
"enthaltenen Wahrheiten, so befestiget hat, daß densel-
"ben die Pforten der Höllen nicht überwältigen werden,
"so lange ich mich nur an den mächtigen Gott halten
"werde, und ich mich nicht selbst von ihm loßreißen
"will. Und dieses ist auch in dem höchsten Leiden der
"Anker, an welchem ich mich anjezo fest halte, da
"sonsten die Wellen der Trübsale das Schiff meines
"Glaubens gar sehr herumtreiben würden. Nun diese
"Grundfeste des Glaubens wünsche und erflehe ich dir
"mit inbrünstigem Gebet von Gott. Jesus Christus ist
"und bleibt in Ewigkeit der bewährte Eckstein, auf
"welchem das Gebäude unsrer Seeligkeit muß angefan-
"gen und vollendet werden. Du hast von Kindheit an
"einen unverstellten und aufrichtigen Gemüths Character
"von dir blicken laßen. Laß nun diese natürliche Anlage
"durch den Geist Gottes heiligen, auch aufrichtig in
"deiner Zukehr zu Gott zu Werk zu gehen. Er läßt es

"dem



“kraͤftig aufklaͤren kann, auch hiezu muß die Wuͤrkung
“des Geiſtes Gottes erbeten und angerufen werden.
“Er iſt es der Jeſum, und ſein ganzes Verſoͤhnungs-
“werk uns durch ſein Wort heilſam bekannt machet.
“Wirſt du nur mit aufrichtiger und redlicher Geſin-
“nung, in die Unterſuchung dieſer Grundwahrheiten
“unſrer heiligen Religion, unter Seufzen und Flehen
“um eroͤfnete Augen deines Verſtaͤndniſſes, dich anhal-
“tend einlaßen; ſo wirſt du gar bald ein mehr als na-
“tuͤrliches Licht im Verſtande zur Einſicht und Beſtaͤti-
“gung dieſer Heils-Lehren in dir aufgehen ſehen. Jch
“ſchreibe dieſes nach dem geringen Maaß der Erkenntniß,
“ſo mir Gott aus Gnaden verliehen. Mein Glaube
“hat, bey aller buchſtaͤblichen Wiſſenſchaft der geoffen-
“barten Wahrheiten, durch die ſcheinbarſten Einwuͤrfe
“ebenfals hiedurch arbeiten muͤſſen. Aber gelobt ſey
“der Herr und ſein Geiſt, der meinen Glauben durch
“das Wort Gottes, und die ſeelige Erfahrung der darin
“enthaltenen Wahrheiten, ſo befeſtiget hat, daß denſel-
“ben die Pforten der Hoͤllen nicht uͤberwaͤltigen werden,
“ſo lange ich mich nur an den maͤchtigen Gott halten
“werde, und ich mich nicht ſelbſt von ihm loßreißen
“will. Und dieſes iſt auch in dem hoͤchſten Leiden der
“Anker, an welchem ich mich anjezo feſt halte, da
“ſonſten die Wellen der Truͤbſale das Schiff meines
“Glaubens gar ſehr herumtreiben wuͤrden. Nun dieſe
“Grundfeſte des Glaubens wuͤnſche und erflehe ich dir
“mit inbruͤnſtigem Gebet von Gott. Jeſus Chriſtus iſt
“und bleibt in Ewigkeit der bewaͤhrte Eckſtein, auf
“welchem das Gebaͤude unſrer Seeligkeit muß angefan-
“gen und vollendet werden. Du haſt von Kindheit an
“einen unverſtellten und aufrichtigen Gemuͤths Character
“von dir blicken laßen. Laß nun dieſe natuͤrliche Anlage
“durch den Geiſt Gottes heiligen, auch aufrichtig in
“deiner Zukehr zu Gott zu Werk zu gehen. Er laͤßt es

“dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0162" n="150"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201C;kra&#x0364;ftig aufkla&#x0364;ren kann, auch hiezu muß die Wu&#x0364;rkung<lb/>
&#x201C;des Gei&#x017F;tes Gottes erbeten und angerufen werden.<lb/>
&#x201C;Er i&#x017F;t es der Je&#x017F;um, und &#x017F;ein ganzes Ver&#x017F;o&#x0364;hnungs-<lb/>
&#x201C;werk uns durch &#x017F;ein Wort heil&#x017F;am bekannt machet.<lb/>
&#x201C;Wir&#x017F;t du nur mit aufrichtiger und redlicher Ge&#x017F;in-<lb/>
&#x201C;nung, in die Unter&#x017F;uchung die&#x017F;er Grundwahrheiten<lb/>
&#x201C;un&#x017F;rer heiligen Religion, unter Seufzen und Flehen<lb/>
&#x201C;um ero&#x0364;fnete Augen deines Ver&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;es, dich anhal-<lb/>
&#x201C;tend einlaßen; &#x017F;o wir&#x017F;t du gar bald ein mehr als na-<lb/>
&#x201C;tu&#x0364;rliches Licht im Ver&#x017F;tande zur Ein&#x017F;icht und Be&#x017F;ta&#x0364;ti-<lb/>
&#x201C;gung die&#x017F;er Heils-Lehren in dir aufgehen &#x017F;ehen. Jch<lb/>
&#x201C;&#x017F;chreibe die&#x017F;es nach dem geringen Maaß der Erkenntniß,<lb/>
&#x201C;&#x017F;o mir Gott aus Gnaden verliehen. Mein Glaube<lb/>
&#x201C;hat, bey aller buch&#x017F;ta&#x0364;blichen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der geoffen-<lb/>
&#x201C;barten Wahrheiten, durch die &#x017F;cheinbar&#x017F;ten Einwu&#x0364;rfe<lb/>
&#x201C;ebenfals hiedurch arbeiten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Aber gelobt &#x017F;ey<lb/>
&#x201C;der Herr und &#x017F;ein Gei&#x017F;t, der meinen Glauben durch<lb/>
&#x201C;das Wort Gottes, und die &#x017F;eelige Erfahrung der darin<lb/>
&#x201C;enthaltenen Wahrheiten, &#x017F;o befe&#x017F;tiget hat, daß den&#x017F;el-<lb/>
&#x201C;ben die Pforten der Ho&#x0364;llen nicht u&#x0364;berwa&#x0364;ltigen werden,<lb/>
&#x201C;&#x017F;o lange ich mich nur an den ma&#x0364;chtigen Gott halten<lb/>
&#x201C;werde, und ich mich nicht &#x017F;elb&#x017F;t von ihm loßreißen<lb/>
&#x201C;will. Und die&#x017F;es i&#x017F;t auch in dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Leiden der<lb/>
&#x201C;Anker, an welchem ich mich anjezo fe&#x017F;t halte, da<lb/>
&#x201C;&#x017F;on&#x017F;ten die Wellen der Tru&#x0364;b&#x017F;ale das Schiff meines<lb/>
&#x201C;Glaubens gar &#x017F;ehr herumtreiben wu&#x0364;rden. Nun die&#x017F;e<lb/>
&#x201C;Grundfe&#x017F;te des Glaubens wu&#x0364;n&#x017F;che und erflehe ich dir<lb/>
&#x201C;mit inbru&#x0364;n&#x017F;tigem Gebet von Gott. Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus i&#x017F;t<lb/>
&#x201C;und bleibt in Ewigkeit der bewa&#x0364;hrte Eck&#x017F;tein, auf<lb/>
&#x201C;welchem das Geba&#x0364;ude un&#x017F;rer Seeligkeit muß angefan-<lb/>
&#x201C;gen und vollendet werden. Du ha&#x017F;t von Kindheit an<lb/>
&#x201C;einen unver&#x017F;tellten und aufrichtigen Gemu&#x0364;ths Character<lb/>
&#x201C;von dir blicken laßen. Laß nun die&#x017F;e natu&#x0364;rliche Anlage<lb/>
&#x201C;durch den Gei&#x017F;t Gottes heiligen, auch aufrichtig in<lb/>
&#x201C;deiner Zukehr zu Gott zu Werk zu gehen. Er la&#x0364;ßt es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201C;dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0162] “kraͤftig aufklaͤren kann, auch hiezu muß die Wuͤrkung “des Geiſtes Gottes erbeten und angerufen werden. “Er iſt es der Jeſum, und ſein ganzes Verſoͤhnungs- “werk uns durch ſein Wort heilſam bekannt machet. “Wirſt du nur mit aufrichtiger und redlicher Geſin- “nung, in die Unterſuchung dieſer Grundwahrheiten “unſrer heiligen Religion, unter Seufzen und Flehen “um eroͤfnete Augen deines Verſtaͤndniſſes, dich anhal- “tend einlaßen; ſo wirſt du gar bald ein mehr als na- “tuͤrliches Licht im Verſtande zur Einſicht und Beſtaͤti- “gung dieſer Heils-Lehren in dir aufgehen ſehen. Jch “ſchreibe dieſes nach dem geringen Maaß der Erkenntniß, “ſo mir Gott aus Gnaden verliehen. Mein Glaube “hat, bey aller buchſtaͤblichen Wiſſenſchaft der geoffen- “barten Wahrheiten, durch die ſcheinbarſten Einwuͤrfe “ebenfals hiedurch arbeiten muͤſſen. Aber gelobt ſey “der Herr und ſein Geiſt, der meinen Glauben durch “das Wort Gottes, und die ſeelige Erfahrung der darin “enthaltenen Wahrheiten, ſo befeſtiget hat, daß denſel- “ben die Pforten der Hoͤllen nicht uͤberwaͤltigen werden, “ſo lange ich mich nur an den maͤchtigen Gott halten “werde, und ich mich nicht ſelbſt von ihm loßreißen “will. Und dieſes iſt auch in dem hoͤchſten Leiden der “Anker, an welchem ich mich anjezo feſt halte, da “ſonſten die Wellen der Truͤbſale das Schiff meines “Glaubens gar ſehr herumtreiben wuͤrden. Nun dieſe “Grundfeſte des Glaubens wuͤnſche und erflehe ich dir “mit inbruͤnſtigem Gebet von Gott. Jeſus Chriſtus iſt “und bleibt in Ewigkeit der bewaͤhrte Eckſtein, auf “welchem das Gebaͤude unſrer Seeligkeit muß angefan- “gen und vollendet werden. Du haſt von Kindheit an “einen unverſtellten und aufrichtigen Gemuͤths Character “von dir blicken laßen. Laß nun dieſe natuͤrliche Anlage “durch den Geiſt Gottes heiligen, auch aufrichtig in “deiner Zukehr zu Gott zu Werk zu gehen. Er laͤßt es “dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/162
Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/162>, abgerufen am 21.11.2024.