Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.Endlich zeigte ich dem Grafen noch, daß diese Dieß war das wesentliche von demjenigen, was weiß
Endlich zeigte ich dem Grafen noch, daß dieſe Dieß war das weſentliche von demjenigen, was weiß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0183" n="171"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Endlich zeigte ich dem Grafen noch, daß dieſe<lb/> Lehre wohlthaͤtig und beruhigend fuͤr uns ſey. Man<lb/> laͤugne, ſagte ich, von den drey Perſonen der Gottheit,<lb/> welche man will, ſo iſt in der Lehre von unſrer Verſoͤh-<lb/> nung, der Zuſammenhang, die Zuverlaͤſſigkeit, der<lb/> Troſt und die Hoffnung nicht mehr, die wir itzt darin<lb/> finden. Nun verlaſſen wir uns auf die Verſicherung des<lb/> Vaters, daß er uns um ſeines Sohns willen begnadigen<lb/> wolle. Nun troͤſten wir uns der Leiden des Sohns, und<lb/> ſind gewiß, daß ſie das Mittel unſrer Verſoͤhnung ſind.<lb/> Nun kennen wir in dem heiligen Geiſt einen zuverlaͤſſigen<lb/> Fuͤhrer, der uns durch die Kraft der Wahrheit unter-<lb/> richtet und beſſert, und uns dadurch faͤhig macht, Ver-<lb/> ſoͤhnte und Begnadigte Gottes zu ſeyn und zu bleiben.<lb/> Warum ſollten wir uns alſo wegern eine Lehre anzuneh-<lb/> men, die zwar der Vernunft unbekannt, aber doch durch<lb/> die goͤttliche Offenbahrung erwieſen, und in ihren Folgen<lb/> fuͤr uns ſo vortheilhaft iſt? —</p><lb/> <p>Dieß war das weſentliche von demjenigen, was<lb/> ich uͤber das Geheimniß der Dreyeinigkeit zu ſagen fuͤr<lb/> noͤthig hielt. Der Graf verſicherte mich, daß er nun<lb/> dieſe Lehre von einer Seite kenne, von der ſie ihm hoͤchſt-<lb/> ehrwuͤrdig erſchiene. Daruͤber bin ich gewiß, ſetzte er<lb/> hinzu, daß ich nun mit voͤlliger Ueberzeugung ein theore-<lb/> tiſcher Chriſt bin. Waͤre ich es nur eben ſo von der<lb/> practiſchen! Jch wuͤnſche Jhnen Gluͤck dazu, antwortete<lb/> ich, daß Sie nun voͤllig und von ganzem Herzen die Lehre<lb/> Jeſu angenommen haben. Verlieren Sie nun gleich Jhr<lb/> Leben, ſo werden Sie doch in der Ewigkeit Jhren Scha-<lb/> den uͤberſchwenglich erſetzt finden. Gewiß, ſagte er,<lb/> ich verliere nichts. Es wuͤrde vielmehr unerſetzlicher<lb/> Verluſt fuͤr mich geweſen ſeyn, wenn ich in meiner vori-<lb/> gen Situation geblieben waͤre, denn ſo waͤre ich nach<lb/> aller Wahrſcheinlichkeit nie ein Chriſt worden. Aber das<lb/> <fw place="bottom" type="catch">weiß</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0183]
Endlich zeigte ich dem Grafen noch, daß dieſe
Lehre wohlthaͤtig und beruhigend fuͤr uns ſey. Man
laͤugne, ſagte ich, von den drey Perſonen der Gottheit,
welche man will, ſo iſt in der Lehre von unſrer Verſoͤh-
nung, der Zuſammenhang, die Zuverlaͤſſigkeit, der
Troſt und die Hoffnung nicht mehr, die wir itzt darin
finden. Nun verlaſſen wir uns auf die Verſicherung des
Vaters, daß er uns um ſeines Sohns willen begnadigen
wolle. Nun troͤſten wir uns der Leiden des Sohns, und
ſind gewiß, daß ſie das Mittel unſrer Verſoͤhnung ſind.
Nun kennen wir in dem heiligen Geiſt einen zuverlaͤſſigen
Fuͤhrer, der uns durch die Kraft der Wahrheit unter-
richtet und beſſert, und uns dadurch faͤhig macht, Ver-
ſoͤhnte und Begnadigte Gottes zu ſeyn und zu bleiben.
Warum ſollten wir uns alſo wegern eine Lehre anzuneh-
men, die zwar der Vernunft unbekannt, aber doch durch
die goͤttliche Offenbahrung erwieſen, und in ihren Folgen
fuͤr uns ſo vortheilhaft iſt? —
Dieß war das weſentliche von demjenigen, was
ich uͤber das Geheimniß der Dreyeinigkeit zu ſagen fuͤr
noͤthig hielt. Der Graf verſicherte mich, daß er nun
dieſe Lehre von einer Seite kenne, von der ſie ihm hoͤchſt-
ehrwuͤrdig erſchiene. Daruͤber bin ich gewiß, ſetzte er
hinzu, daß ich nun mit voͤlliger Ueberzeugung ein theore-
tiſcher Chriſt bin. Waͤre ich es nur eben ſo von der
practiſchen! Jch wuͤnſche Jhnen Gluͤck dazu, antwortete
ich, daß Sie nun voͤllig und von ganzem Herzen die Lehre
Jeſu angenommen haben. Verlieren Sie nun gleich Jhr
Leben, ſo werden Sie doch in der Ewigkeit Jhren Scha-
den uͤberſchwenglich erſetzt finden. Gewiß, ſagte er,
ich verliere nichts. Es wuͤrde vielmehr unerſetzlicher
Verluſt fuͤr mich geweſen ſeyn, wenn ich in meiner vori-
gen Situation geblieben waͤre, denn ſo waͤre ich nach
aller Wahrſcheinlichkeit nie ein Chriſt worden. Aber das
weiß
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