Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.Jch hatte dem Grafen Gellerts und Cramers Ein und zwanzigste Unterredung, den 4ten April. Der Graf Struensee war von der Wahrheit des Chri- Jch bat ihn also, er möchte mir, als in der Ge- nichts-
Jch hatte dem Grafen Gellerts und Cramers Ein und zwanzigſte Unterredung, den 4ten April. Der Graf Struenſee war von der Wahrheit des Chri- Jch bat ihn alſo, er moͤchte mir, als in der Ge- nichts-
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Jch hatte dem Grafen Gellerts und Cramers
geiſtliche Lieder mitgebracht, und bat ihn zuweilen eins
davon zu leſen. Vielleicht wuͤrde er dadurch Anlaß zur
andaͤchtigen Richtung des Herzens auf Gott finden. Er
antwortete mir: er ſey nie ein Liebhaber der Poeſie gewe-
ſen, er habe immer den ſimplen ungeſchmuͤckten Vortrag
vorgezogen. Doch wolle er die Buͤcher bey ſich behalten,
und einen Verſuch machen, ob er ſich dadurch erbauen
koͤnnte. Jch erinnerte ihn, daß ſich geiſtliche Lieder
vornemlich durch ihre Simplicitaͤt von andern Poeſien
unterſchieden. u. ſ. w.
Ein und zwanzigſte Unterredung, den
4ten April.
Der Graf Struenſee war von der Wahrheit des Chri-
ſtenthums voͤllig uͤberzeugt. Jch mußte alſo nun
meine Bemuͤhungen bey ihm darauf richten, zu unter-
ſuchen, wie weit ſeine Geſinnungen bisher durch die
Kraft der Wahrheit gebeſſert waͤren, und dann mußte
ich mich bemuͤhen die Maͤngel, die ich finden wuͤrde,
durch Anwendung der Mittel, die das Evangelium dar-
beut, zu heben.
Jch bat ihn alſo, er moͤchte mir, als in der Ge-
genwart Gottes, ſagen, ob er nun die Lehre Jeſu mit
Ueberzeugung glaube. Er antwortete mir: Jch habe
ſonſt immer, wie Sie wiſſen, geglaubt, daß das Chri-
ſtenthum ohne alle Beweiſe ſey, und bloß auf die Auto-
ritaͤt der Geiſtlichen angenommen werden muͤſſe. Nun
ſehe ich ein, was fuͤr Gruͤnde es fuͤr ſich hat, glaube ſie
auch hinlaͤnglich zu kennen, und ihre Kraft genug zu
empfinden, als daß ich befuͤrchten ſollte, auch in dem
Falle, wenn ich noch lange Zeit zu leben haͤtte, mich
jemals wieder durch die Luſt zur Suͤnde oder durch ſolche
nichts-
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