Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.was bey seinem Tode zu demselben gehört hat, wird wie- der lebendig werden. So wie der Mensch, sagte hier der Graf, bey seiner ersten Entstehung gleichsam in einem Punct concentrirt ist, so kann es sich auch wohl bey der Wiederherstellung seines Leibes nach dem Tode verhalten. Vielleicht ist der Nervensaft der Keim des neuen Leibes, und das Wesentliche des alten, welches Gott zur Aufer- stehung aufbewahrt. Gewiß ist wenigstens, fuhr ich fort, daß der neue Leib aus dem alten, der gleichsam der Saame des neuen ist, hervorwachsen, und das Wesent- liche des alten Leibes in sich fassen wird. 1 Cor. 15, 35-38. Wir können also mit Wahrheit behaupten, jeder werde seinen eignen Leib wieder erhalten. Der neue Leib wird den alten an Vollkommenheit weit übertreffen. 1 Cor. 15, 42-44. Er wird zu den Absichten, Geschäfften und Freuden des künftigen Lebens geschickt seyn, so wie die- ser unser Leib für das itzige gemacht ist. Er wird nach dem Ausspruche Pauli Phil. 3, 21. dem verklärten Leibe Christi ähnlich seyn. Was versteht man denn unter einem verklärten Die Vernunft kann es nicht beweisen, daß die wie O 3
was bey ſeinem Tode zu demſelben gehoͤrt hat, wird wie- der lebendig werden. So wie der Menſch, ſagte hier der Graf, bey ſeiner erſten Entſtehung gleichſam in einem Punct concentrirt iſt, ſo kann es ſich auch wohl bey der Wiederherſtellung ſeines Leibes nach dem Tode verhalten. Vielleicht iſt der Nervenſaft der Keim des neuen Leibes, und das Weſentliche des alten, welches Gott zur Aufer- ſtehung aufbewahrt. Gewiß iſt wenigſtens, fuhr ich fort, daß der neue Leib aus dem alten, der gleichſam der Saame des neuen iſt, hervorwachſen, und das Weſent- liche des alten Leibes in ſich faſſen wird. 1 Cor. 15, 35-38. Wir koͤnnen alſo mit Wahrheit behaupten, jeder werde ſeinen eignen Leib wieder erhalten. Der neue Leib wird den alten an Vollkommenheit weit uͤbertreffen. 1 Cor. 15, 42-44. Er wird zu den Abſichten, Geſchaͤfften und Freuden des kuͤnftigen Lebens geſchickt ſeyn, ſo wie die- ſer unſer Leib fuͤr das itzige gemacht iſt. Er wird nach dem Ausſpruche Pauli Phil. 3, 21. dem verklaͤrten Leibe Chriſti aͤhnlich ſeyn. Was verſteht man denn unter einem verklaͤrten Die Vernunft kann es nicht beweiſen, daß die wie O 3
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was bey ſeinem Tode zu demſelben gehoͤrt hat, wird wie-
der lebendig werden. So wie der Menſch, ſagte hier
der Graf, bey ſeiner erſten Entſtehung gleichſam in einem
Punct concentrirt iſt, ſo kann es ſich auch wohl bey der
Wiederherſtellung ſeines Leibes nach dem Tode verhalten.
Vielleicht iſt der Nervenſaft der Keim des neuen Leibes,
und das Weſentliche des alten, welches Gott zur Aufer-
ſtehung aufbewahrt. Gewiß iſt wenigſtens, fuhr ich
fort, daß der neue Leib aus dem alten, der gleichſam der
Saame des neuen iſt, hervorwachſen, und das Weſent-
liche des alten Leibes in ſich faſſen wird. 1 Cor. 15, 35-38.
Wir koͤnnen alſo mit Wahrheit behaupten, jeder werde
ſeinen eignen Leib wieder erhalten. Der neue Leib wird
den alten an Vollkommenheit weit uͤbertreffen. 1 Cor.
15, 42-44. Er wird zu den Abſichten, Geſchaͤfften und
Freuden des kuͤnftigen Lebens geſchickt ſeyn, ſo wie die-
ſer unſer Leib fuͤr das itzige gemacht iſt. Er wird nach
dem Ausſpruche Pauli Phil. 3, 21. dem verklaͤrten Leibe
Chriſti aͤhnlich ſeyn.
Was verſteht man denn unter einem verklaͤrten
Leibe? fragte mich hier der Graf. Jch antwortete: Ei-
gentlich kann ich Jhnen das nicht ſagen. Verſtehen Sie
darunter einen Leib, der nach der Beſchaffenheit des kuͤnf-
tigen Lebens veredelt und verfeinert iſt, ſo werden Sie ſich
wenigſtens keinen unrichtigen Begriff machen, wenn er
gleich die Sache nicht erſchoͤpft. Sie wiſſen, daß es
viel feinere Materie giebt, als diejenige, woraus dieſer
unſer Leib beſteht. Z. Ex. Licht, Aether. Vielleicht
werden wir in der Auferſtehung Leiber von ſo gerei-
nigter und feiner Materie erhalten. Und der gewoͤhnli-
che Begriff des Worts verklaͤren, ſcheint damit uͤber-
einzuſtimmen.
Die Vernunft kann es nicht beweiſen, daß die
Auferſtehung der Todten unmoͤglich ſey. Soll der Menſch,
wie
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