Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.fuhr ich fort, machen Sie die Anwendung. Welch ein Heil verspricht Jhnen das Evangelium, als die Beloh- nung des Gehorsams, den Sie den Vorschriften desselben leisten sollen! Jst das nicht einer solchen Bemühung wehrt? Ja, sagte der Officier, man hofft denn mit der Zeit, wenn man älter wird, frömmer zu werden. Wenn Sie aber, antwortete ich, in dem angenommenen Falle eben so handeln, wenn Sie sich in den eilf Monaten des Jahrs an die Befehle des Obersten nicht weiter binden wollten, als es Jhnen bequem wäre, und nur den zwölf- ten und letzten aufmerksam darauf seyn: wie viel Hoffnung meynten Sie denn wohl zu der Compagnie zu haben? "Es ist freylich wahr, man muß jene Schwierigkeiten zu überwinden suchen!" Jst nun das nicht, fragte mich hierauf der Graf, Zuletzt Q 4
fuhr ich fort, machen Sie die Anwendung. Welch ein Heil verſpricht Jhnen das Evangelium, als die Beloh- nung des Gehorſams, den Sie den Vorſchriften deſſelben leiſten ſollen! Jſt das nicht einer ſolchen Bemuͤhung wehrt? Ja, ſagte der Officier, man hofft denn mit der Zeit, wenn man aͤlter wird, froͤmmer zu werden. Wenn Sie aber, antwortete ich, in dem angenommenen Falle eben ſo handeln, wenn Sie ſich in den eilf Monaten des Jahrs an die Befehle des Oberſten nicht weiter binden wollten, als es Jhnen bequem waͤre, und nur den zwoͤlf- ten und letzten aufmerkſam darauf ſeyn: wie viel Hoffnung meynten Sie denn wohl zu der Compagnie zu haben? “Es iſt freylich wahr, man muß jene Schwierigkeiten zu uͤberwinden ſuchen!„ Jſt nun das nicht, fragte mich hierauf der Graf, Zuletzt Q 4
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fuhr ich fort, machen Sie die Anwendung. Welch ein
Heil verſpricht Jhnen das Evangelium, als die Beloh-
nung des Gehorſams, den Sie den Vorſchriften deſſelben
leiſten ſollen! Jſt das nicht einer ſolchen Bemuͤhung
wehrt? Ja, ſagte der Officier, man hofft denn mit der
Zeit, wenn man aͤlter wird, froͤmmer zu werden. Wenn
Sie aber, antwortete ich, in dem angenommenen Falle
eben ſo handeln, wenn Sie ſich in den eilf Monaten des
Jahrs an die Befehle des Oberſten nicht weiter binden
wollten, als es Jhnen bequem waͤre, und nur den zwoͤlf-
ten und letzten aufmerkſam darauf ſeyn: wie viel Hoffnung
meynten Sie denn wohl zu der Compagnie zu haben?
“Es iſt freylich wahr, man muß jene Schwierigkeiten
zu uͤberwinden ſuchen!„
Jſt nun das nicht, fragte mich hierauf der Graf,
die Suͤnde wider den heiligen Geiſt, wenn jemand das
Chriſtenthum glaubt und davon uͤberzeugt iſt, und es doch
nicht halten will? Jch entwickelte ihm den Begriff dieſer
Suͤnde aus den Worten Jeſu, die hieher gehoͤren, und
zeigte ihm daß und warum ſie itzt nicht mehr koͤnne began-
gen werden. Doch, ſagte ich, hat die Suͤnde, von der
Sie reden, viel Aehnlichkeit und Verwandtſchaft mit der
Suͤnde wider den heiligen Geiſt, und jene kommt dieſer
um ſo viel naͤher, um wie viel mehr der Menſch, der ſie
begeht, Beweiſe von der Wahrheit der Religion kennet.
So zum Exempel wuͤrden Sie eine Suͤnde begehen, die
ſehr nahe an die Suͤnde wider den heiligen Geiſt graͤnzte,
wenn Sie bey Jhrer itzigen Einſicht von der Wahrheit
des Chriſtenthums noch wieder abfallen, und etwa um
den Beyfall der Freygeiſter zu gewinnen, oder um als
ein philoſophiſcher Held zu ſterben das Evangelium foͤrm-
lich verleugnen wollten. Vor der Suͤnde, antwortete er,
bin ich gewiß ſicher, Gott bewahre mich nur vor andern,
die mich leichter uͤbereilen koͤnnten.
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