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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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laien und Mongolen. Das Wahrscheinlichste ist aber,
daß sie Mongolen sind, welche in vorgeschichtlicher Zeit
in zwei Zügen zweier verschiedener Völkerschaften aus
Centralasien über Korea nach Japan kamen und sich
nach und nach das Land unterwarfen 1).

Wie dem aber auch sein möge, heute sind die Japaner
eine im höchsten Sinne des Wortes einheitliche Nation,
einheitlicher als irgend ein anderes Volk, und mit ihrem Land
sind sie in zwei Jahrtausenden so vollständig verwachsen,
daß sie ein hundertfaches Recht darauf haben, es Vater-
land zu nennen. Und es bedeutet etwas im japanischen
Mund, das Wort honkoku, d. i. Vaterland; nein, es
bedeutet nicht etwas, es bedeutet alles. Das Vater-
land und die Vaterlandsliebe ist die allein beherrschende
Idee, ist das große Ideal, welches sich das Volk durch
alle Umwälzungen hindurch immer wieder als höchstes
und vielleicht einziges gerettet hat. Die Japaner ge-
hören allzumal zusammen.

Noch ist es erst dreißig Jahre her, seitdem Japan
centralisiert ist. Zuvor herrschten im Land die Daimio
als mehr oder weniger selbständige Fürsten, ähnlich wie
in Deutschland die Fürsten der Einzelstaaten. Ihre
Unterthanen waren ihnen mit Leib und Seele ergeben,
und heute noch schauen sie in tiefster Ehrfurcht zu ihnen
empor. Seitdem aber im Jahre 1868 die Daimio zu
gunsten des Kaisers sich ihrer Selbständigkeit freiwillig
begaben, ist sowohl bei ihnen als auch bei ihren früheren
Unterthanen auch nicht der leiseste Schimmer eines dem
großen Ganzen feindlich entgegenstehenden Partikularis-
mus zu finden. Heute giebt es nur eines: Dai Nippon,

1) Vergl. Dr. Bälz "Die körperlichen Eigenschaften der Ja-
paner."

laien und Mongolen. Das Wahrſcheinlichſte iſt aber,
daß ſie Mongolen ſind, welche in vorgeſchichtlicher Zeit
in zwei Zügen zweier verſchiedener Völkerſchaften aus
Centralaſien über Korea nach Japan kamen und ſich
nach und nach das Land unterwarfen 1).

Wie dem aber auch ſein möge, heute ſind die Japaner
eine im höchſten Sinne des Wortes einheitliche Nation,
einheitlicher als irgend ein anderes Volk, und mit ihrem Land
ſind ſie in zwei Jahrtauſenden ſo vollſtändig verwachſen,
daß ſie ein hundertfaches Recht darauf haben, es Vater-
land zu nennen. Und es bedeutet etwas im japaniſchen
Mund, das Wort honkoku, d. i. Vaterland; nein, es
bedeutet nicht etwas, es bedeutet alles. Das Vater-
land und die Vaterlandsliebe iſt die allein beherrſchende
Idee, iſt das große Ideal, welches ſich das Volk durch
alle Umwälzungen hindurch immer wieder als höchſtes
und vielleicht einziges gerettet hat. Die Japaner ge-
hören allzumal zuſammen.

Noch iſt es erſt dreißig Jahre her, ſeitdem Japan
centraliſiert iſt. Zuvor herrſchten im Land die Daimio
als mehr oder weniger ſelbſtändige Fürſten, ähnlich wie
in Deutſchland die Fürſten der Einzelſtaaten. Ihre
Unterthanen waren ihnen mit Leib und Seele ergeben,
und heute noch ſchauen ſie in tiefſter Ehrfurcht zu ihnen
empor. Seitdem aber im Jahre 1868 die Daimio zu
gunſten des Kaiſers ſich ihrer Selbſtändigkeit freiwillig
begaben, iſt ſowohl bei ihnen als auch bei ihren früheren
Unterthanen auch nicht der leiſeſte Schimmer eines dem
großen Ganzen feindlich entgegenſtehenden Partikularis-
mus zu finden. Heute giebt es nur eines: Dai Nippon,

1) Vergl. Dr. Bälz „Die körperlichen Eigenſchaften der Ja-
paner.“
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[158/0172] laien und Mongolen. Das Wahrſcheinlichſte iſt aber, daß ſie Mongolen ſind, welche in vorgeſchichtlicher Zeit in zwei Zügen zweier verſchiedener Völkerſchaften aus Centralaſien über Korea nach Japan kamen und ſich nach und nach das Land unterwarfen 1). Wie dem aber auch ſein möge, heute ſind die Japaner eine im höchſten Sinne des Wortes einheitliche Nation, einheitlicher als irgend ein anderes Volk, und mit ihrem Land ſind ſie in zwei Jahrtauſenden ſo vollſtändig verwachſen, daß ſie ein hundertfaches Recht darauf haben, es Vater- land zu nennen. Und es bedeutet etwas im japaniſchen Mund, das Wort honkoku, d. i. Vaterland; nein, es bedeutet nicht etwas, es bedeutet alles. Das Vater- land und die Vaterlandsliebe iſt die allein beherrſchende Idee, iſt das große Ideal, welches ſich das Volk durch alle Umwälzungen hindurch immer wieder als höchſtes und vielleicht einziges gerettet hat. Die Japaner ge- hören allzumal zuſammen. Noch iſt es erſt dreißig Jahre her, ſeitdem Japan centraliſiert iſt. Zuvor herrſchten im Land die Daimio als mehr oder weniger ſelbſtändige Fürſten, ähnlich wie in Deutſchland die Fürſten der Einzelſtaaten. Ihre Unterthanen waren ihnen mit Leib und Seele ergeben, und heute noch ſchauen ſie in tiefſter Ehrfurcht zu ihnen empor. Seitdem aber im Jahre 1868 die Daimio zu gunſten des Kaiſers ſich ihrer Selbſtändigkeit freiwillig begaben, iſt ſowohl bei ihnen als auch bei ihren früheren Unterthanen auch nicht der leiſeſte Schimmer eines dem großen Ganzen feindlich entgegenſtehenden Partikularis- mus zu finden. Heute giebt es nur eines: Dai Nippon, 1) Vergl. Dr. Bälz „Die körperlichen Eigenſchaften der Ja- paner.“

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/172>, abgerufen am 24.11.2024.