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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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aber von Leuten aus, die wie der Philosoph Inouye
Tetsushiro ein religiöses Interesse durchaus nicht haben;
er ist seither gescheitert und wird auch in der Zukunft
kein besseres Los haben. Man wird in der christlichen
Welt gut thun, den Berichten aus Ostasien über
"kräftige und erfolgreiche Reformversuche" des Buddhis-
mus kein großes Gewicht beizulegen. Solche Berichte
sind meist weiter nichts als kluge Mache. Manchmal
erfuhr ich von solchen Reformbewegungen in Japan erst
durch meine deutschen Zeitungen. Als ich mich aber
im Lande da und dort darnach erkundigte, wußte kein
Mensch etwas davon, oder es stellte sich als eine Auf-
bauschung einer harmlosen und unbedeutenden Sache
heraus.

In seiner Ratlosigkeit wandte sich der Buddhismus
um Hilfe nach den Ländern des Westens, wo, wie man
seinen Priestern erzählte, die Lehre Shakas jährlich an
Sympathie und selbst an Anhang gewinne. Sein Hilfe-
ruf schien nicht vergeblich sein zu sollen. Im Spätjahr
1888 erschien der amerikanische Theosoph Oberst Olkott
in Japan mit der ausgesprochenen Absicht, dem bedrängten
Buddhismus wieder aufzuhelfen. Unter ungeheurem
Jubel begann er seine Vorträge; aber die Freude begann
bald einer bitteren Enttäuschung zu weichen; es war
ein anderer Geist als der des japanischen Buddhismus,
der aus der Olkottschen Theosophie heraussprach. Ol-
kott brach seine Vorträge plötzlich ab und zog sich nach
Ceylon zurück. Sein Auftreten war ein Mißerfolg, der
dem Buddhismus keineswegs Vorteile brachte.

Also alles vergebens! Wohl hat der Buddhismus
nach dem Plane der Vorsehung eine Mission in der
Vergangenheit gehabt, aber diese Mission ist heute er-
füllt. Es wäre ungerecht, seine Verdienste um Japan

aber von Leuten aus, die wie der Philoſoph Inouye
Tetſuſhiro ein religiöſes Intereſſe durchaus nicht haben;
er iſt ſeither geſcheitert und wird auch in der Zukunft
kein beſſeres Los haben. Man wird in der chriſtlichen
Welt gut thun, den Berichten aus Oſtaſien über
„kräftige und erfolgreiche Reformverſuche“ des Buddhis-
mus kein großes Gewicht beizulegen. Solche Berichte
ſind meiſt weiter nichts als kluge Mache. Manchmal
erfuhr ich von ſolchen Reformbewegungen in Japan erſt
durch meine deutſchen Zeitungen. Als ich mich aber
im Lande da und dort darnach erkundigte, wußte kein
Menſch etwas davon, oder es ſtellte ſich als eine Auf-
bauſchung einer harmloſen und unbedeutenden Sache
heraus.

In ſeiner Ratloſigkeit wandte ſich der Buddhismus
um Hilfe nach den Ländern des Weſtens, wo, wie man
ſeinen Prieſtern erzählte, die Lehre Shakas jährlich an
Sympathie und ſelbſt an Anhang gewinne. Sein Hilfe-
ruf ſchien nicht vergeblich ſein zu ſollen. Im Spätjahr
1888 erſchien der amerikaniſche Theoſoph Oberſt Olkott
in Japan mit der ausgeſprochenen Abſicht, dem bedrängten
Buddhismus wieder aufzuhelfen. Unter ungeheurem
Jubel begann er ſeine Vorträge; aber die Freude begann
bald einer bitteren Enttäuſchung zu weichen; es war
ein anderer Geiſt als der des japaniſchen Buddhismus,
der aus der Olkottſchen Theoſophie herausſprach. Ol-
kott brach ſeine Vorträge plötzlich ab und zog ſich nach
Ceylon zurück. Sein Auftreten war ein Mißerfolg, der
dem Buddhismus keineswegs Vorteile brachte.

Alſo alles vergebens! Wohl hat der Buddhismus
nach dem Plane der Vorſehung eine Miſſion in der
Vergangenheit gehabt, aber dieſe Miſſion iſt heute er-
füllt. Es wäre ungerecht, ſeine Verdienſte um Japan

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[258/0272] aber von Leuten aus, die wie der Philoſoph Inouye Tetſuſhiro ein religiöſes Intereſſe durchaus nicht haben; er iſt ſeither geſcheitert und wird auch in der Zukunft kein beſſeres Los haben. Man wird in der chriſtlichen Welt gut thun, den Berichten aus Oſtaſien über „kräftige und erfolgreiche Reformverſuche“ des Buddhis- mus kein großes Gewicht beizulegen. Solche Berichte ſind meiſt weiter nichts als kluge Mache. Manchmal erfuhr ich von ſolchen Reformbewegungen in Japan erſt durch meine deutſchen Zeitungen. Als ich mich aber im Lande da und dort darnach erkundigte, wußte kein Menſch etwas davon, oder es ſtellte ſich als eine Auf- bauſchung einer harmloſen und unbedeutenden Sache heraus. In ſeiner Ratloſigkeit wandte ſich der Buddhismus um Hilfe nach den Ländern des Weſtens, wo, wie man ſeinen Prieſtern erzählte, die Lehre Shakas jährlich an Sympathie und ſelbſt an Anhang gewinne. Sein Hilfe- ruf ſchien nicht vergeblich ſein zu ſollen. Im Spätjahr 1888 erſchien der amerikaniſche Theoſoph Oberſt Olkott in Japan mit der ausgeſprochenen Abſicht, dem bedrängten Buddhismus wieder aufzuhelfen. Unter ungeheurem Jubel begann er ſeine Vorträge; aber die Freude begann bald einer bitteren Enttäuſchung zu weichen; es war ein anderer Geiſt als der des japaniſchen Buddhismus, der aus der Olkottſchen Theoſophie herausſprach. Ol- kott brach ſeine Vorträge plötzlich ab und zog ſich nach Ceylon zurück. Sein Auftreten war ein Mißerfolg, der dem Buddhismus keineswegs Vorteile brachte. Alſo alles vergebens! Wohl hat der Buddhismus nach dem Plane der Vorſehung eine Miſſion in der Vergangenheit gehabt, aber dieſe Miſſion iſt heute er- füllt. Es wäre ungerecht, ſeine Verdienſte um Japan

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/272>, abgerufen am 24.11.2024.