Landen ruhig zur Seite stellen dürfen. Ihre Zahl ist nicht groß. Es mögen zwei oder drei unter zehn sein, welche als wahrhaft christliche Persönlichkeiten be- zeichnet werden dürfen. Sie sind der eigentlichste und schönste Gewinn der Mission; sie sind das Salz, welches das Ganze vor Fäulnis bewahrt und frisch erhält, sie sind das Licht, welches hineinleuchtet nicht nur in die Dämmerung der eigenen Gemeinde, sondern auch in die Finsternis des Heidentums. In dem Abglanz ihres Lichts erscheint die ganze Missionsgemeinde so strahlend verklärt, daß auch unparteiische Heiden die sittliche Überlegenheit, wenn auch nicht der einzelnen Individuen, so doch der Gemeinde als solcher wohl oder übel anerkennen müssen. Sie sind es, welche dem Missionar in allen bitteren Enttäuschungen die Freudig- keit zurückgeben, und wer unter den Fremden einem von diesen begegnet ist, giebt seine Vorurteile gegen die Mission gern auf und ist hinfort mit ihr versöhnt. Und wenn mitunter ungünstige Berichte von draußen zu den Ohren unserer heimischen Missionsgemeinde dringen, so darf sie sich darum in ihrem Liebeseifer nicht irre machen lassen; Schlechte finden sich überall, hat es doch selbst einen Judas Ischariot gegeben! -- Von den Guten und Besten aber gilt im höchsten Sinne das Zeugnis, welches die Juden dem Hauptmann von Kapernaum ausstellten: "Er ist es wert, daß du ihm solches erzeigest".
Wer sich die skizzenhaften Zeichnungen der pauli- nischen Briefe zu einem Gesamtbild der apostolischen Christenheit zusammenstellt, findet die Widerspiegelung dieses Bildes in der heutigen Missionsgemeinde wieder, sowohl in seinen düsteren Farben als auch in seinen wunderbaren Lichtwirkungen.
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Landen ruhig zur Seite ſtellen dürfen. Ihre Zahl iſt nicht groß. Es mögen zwei oder drei unter zehn ſein, welche als wahrhaft chriſtliche Perſönlichkeiten be- zeichnet werden dürfen. Sie ſind der eigentlichſte und ſchönſte Gewinn der Miſſion; ſie ſind das Salz, welches das Ganze vor Fäulnis bewahrt und friſch erhält, ſie ſind das Licht, welches hineinleuchtet nicht nur in die Dämmerung der eigenen Gemeinde, ſondern auch in die Finſternis des Heidentums. In dem Abglanz ihres Lichts erſcheint die ganze Miſſionsgemeinde ſo ſtrahlend verklärt, daß auch unparteiiſche Heiden die ſittliche Überlegenheit, wenn auch nicht der einzelnen Individuen, ſo doch der Gemeinde als ſolcher wohl oder übel anerkennen müſſen. Sie ſind es, welche dem Miſſionar in allen bitteren Enttäuſchungen die Freudig- keit zurückgeben, und wer unter den Fremden einem von dieſen begegnet iſt, giebt ſeine Vorurteile gegen die Miſſion gern auf und iſt hinfort mit ihr verſöhnt. Und wenn mitunter ungünſtige Berichte von draußen zu den Ohren unſerer heimiſchen Miſſionsgemeinde dringen, ſo darf ſie ſich darum in ihrem Liebeseifer nicht irre machen laſſen; Schlechte finden ſich überall, hat es doch ſelbſt einen Judas Iſchariot gegeben! — Von den Guten und Beſten aber gilt im höchſten Sinne das Zeugnis, welches die Juden dem Hauptmann von Kapernaum ausſtellten: „Er iſt es wert, daß du ihm ſolches erzeigeſt“.
Wer ſich die ſkizzenhaften Zeichnungen der pauli- niſchen Briefe zu einem Geſamtbild der apoſtoliſchen Chriſtenheit zuſammenſtellt, findet die Widerſpiegelung dieſes Bildes in der heutigen Miſſionsgemeinde wieder, ſowohl in ſeinen düſteren Farben als auch in ſeinen wunderbaren Lichtwirkungen.
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Landen ruhig zur Seite ſtellen dürfen. Ihre Zahl
iſt nicht groß. Es mögen zwei oder drei unter zehn
ſein, welche als wahrhaft chriſtliche Perſönlichkeiten be-
zeichnet werden dürfen. Sie ſind der eigentlichſte und
ſchönſte Gewinn der Miſſion; ſie ſind das Salz, welches
das Ganze vor Fäulnis bewahrt und friſch erhält, ſie
ſind das Licht, welches hineinleuchtet nicht nur in die
Dämmerung der eigenen Gemeinde, ſondern auch in
die Finſternis des Heidentums. In dem Abglanz
ihres Lichts erſcheint die ganze Miſſionsgemeinde ſo
ſtrahlend verklärt, daß auch unparteiiſche Heiden die
ſittliche Überlegenheit, wenn auch nicht der einzelnen
Individuen, ſo doch der Gemeinde als ſolcher wohl
oder übel anerkennen müſſen. Sie ſind es, welche dem
Miſſionar in allen bitteren Enttäuſchungen die Freudig-
keit zurückgeben, und wer unter den Fremden einem
von dieſen begegnet iſt, giebt ſeine Vorurteile gegen
die Miſſion gern auf und iſt hinfort mit ihr verſöhnt.
Und wenn mitunter ungünſtige Berichte von draußen
zu den Ohren unſerer heimiſchen Miſſionsgemeinde
dringen, ſo darf ſie ſich darum in ihrem Liebeseifer
nicht irre machen laſſen; Schlechte finden ſich überall,
hat es doch ſelbſt einen Judas Iſchariot gegeben! —
Von den Guten und Beſten aber gilt im höchſten Sinne
das Zeugnis, welches die Juden dem Hauptmann von
Kapernaum ausſtellten: „Er iſt es wert, daß du ihm
ſolches erzeigeſt“.
Wer ſich die ſkizzenhaften Zeichnungen der pauli-
niſchen Briefe zu einem Geſamtbild der apoſtoliſchen
Chriſtenheit zuſammenſtellt, findet die Widerſpiegelung
dieſes Bildes in der heutigen Miſſionsgemeinde
wieder, ſowohl in ſeinen düſteren Farben als auch
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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