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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Vorrede.

Hernach bringen der Bärnerisch
Stockhorn und Niessen die meisten Alp-
kräuter herfür/ als die schwarze Nieß-
wurzel und die träublichte Moharaute/
samt anderen Kräuteren/ die des Nachts
scheinen/ deren der hochgelehrte Geßner
in einem absonderlichen Tractat gedenket.

Jn dem Bärner Gebieth zwischen dem
Wallis und Augstthale hat es die aller-
höchsten/ mit immerwährendem Schnee
bedeckten Glätscher/ daher sich der dar-
auf in Sommers-Zeit etwann zu schmel-
zen anhebender Schnee in Löuenen zu-
sammen rollet/ oder aber zu Winters-
Zeit inner kurzer Frist/ nachdem er ge-
fallen/ in ein Eyß verhartet/ welches all-
gemach und durch lange Zeit sich selbs
reiniget/ und zu einem sonderbar starck
kühlenden Stein wird/ der an Reinigkeit
und Härte dem Crystall wenig bevor
gibt. Diese starck in einander gefügte
Eyßsteine machen solche Berge gar fest/
jedoch gewahren die dortherum wohnen-
de Bauren öfter/ daß sie mit ungeheurem
Donner und Krachen im Sommer von
einanderen spalten. Solche Spälte sind
den Jägeren in diesen Bergen so gefähr-
lich als bekant: dann wo sie durch zusam-

men-
)( )( 3
Vorꝛede.

Hernach bringen der Baͤrneriſch
Stockhorn und Nieſſen die meiſten Alp-
kraͤuter herfuͤr/ als die ſchwarze Nieß-
wurzel und die traͤublichte Moharaute/
ſamt anderen Kraͤuteren/ die des Nachts
ſcheinen/ deren der hochgelehrte Geßner
in einem abſonderlichen Tractat gedenket.

Jn dem Baͤrner Gebieth zwiſchen dem
Wallis und Augſtthale hat es die aller-
hoͤchſten/ mit immerwaͤhrendem Schnee
bedeckten Glaͤtſcher/ daher ſich der dar-
auf in Sommers-Zeit etwann zu ſchmel-
zen anhebender Schnee in Loͤuenen zu-
ſammen rollet/ oder aber zu Winters-
Zeit inner kurzer Friſt/ nachdem er ge-
fallen/ in ein Eyß verhartet/ welches all-
gemach und durch lange Zeit ſich ſelbs
reiniget/ und zu einem ſonderbar ſtarck
kuͤhlenden Stein wird/ der an Reinigkeit
und Haͤrte dem Cryſtall wenig bevor
gibt. Dieſe ſtarck in einander gefuͤgte
Eyßſteine machen ſolche Berge gar feſt/
jedoch gewahren die dortherum wohnen-
de Bauren oͤfter/ daß ſie mit ungeheurem
Donner und Krachen im Sommer von
einanderen ſpalten. Solche Spaͤlte ſind
den Jaͤgeren in dieſen Bergen ſo gefaͤhr-
lich als bekant: dann wo ſie durch zuſam-

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[0021] Vorꝛede. Hernach bringen der Baͤrneriſch Stockhorn und Nieſſen die meiſten Alp- kraͤuter herfuͤr/ als die ſchwarze Nieß- wurzel und die traͤublichte Moharaute/ ſamt anderen Kraͤuteren/ die des Nachts ſcheinen/ deren der hochgelehrte Geßner in einem abſonderlichen Tractat gedenket. Jn dem Baͤrner Gebieth zwiſchen dem Wallis und Augſtthale hat es die aller- hoͤchſten/ mit immerwaͤhrendem Schnee bedeckten Glaͤtſcher/ daher ſich der dar- auf in Sommers-Zeit etwann zu ſchmel- zen anhebender Schnee in Loͤuenen zu- ſammen rollet/ oder aber zu Winters- Zeit inner kurzer Friſt/ nachdem er ge- fallen/ in ein Eyß verhartet/ welches all- gemach und durch lange Zeit ſich ſelbs reiniget/ und zu einem ſonderbar ſtarck kuͤhlenden Stein wird/ der an Reinigkeit und Haͤrte dem Cryſtall wenig bevor gibt. Dieſe ſtarck in einander gefuͤgte Eyßſteine machen ſolche Berge gar feſt/ jedoch gewahren die dortherum wohnen- de Bauren oͤfter/ daß ſie mit ungeheurem Donner und Krachen im Sommer von einanderen ſpalten. Solche Spaͤlte ſind den Jaͤgeren in dieſen Bergen ſo gefaͤhr- lich als bekant: dann wo ſie durch zuſam- men- )( )( 3

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/21>, abgerufen am 04.12.2024.