Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren im Brachmonat.
geben. Sie kommet an den Randen der Aecke-
ren und an wässerigen Orthen herfür.

Sie hat einen stinckenden/ schwefelichten/ ver-
brennten Geruch und bitteren/ zusamenziehenden
Geschmack/ daher erwärmet und tröcknet/ ver-
theilet und öffnet sie/ und bedienet man sich deren
die Kröpffe und Scrofflen/ die Feigwartzen/ die
Krebs/ und um sich fressende Geschwäre/ neben der
wüsten bösen Raude zu heilen.

Secale hybernum, Rocke.

Er hat viel dünne/ zaserige Würtzlein/ die
Blättlein/ wann sie zuerst aufkeimen/ sind röth-
lich/ hernach aber werden sie grün/ wie die an-
dren Früchte/ schiesset in viel Hälme auf/ die den
Wäitzen Halmen gleichen/ doch etwas dünner/
rähner/ stärcker und länger sind. Jeder sprosset
auß einer rauchen Graßscheide herfür/ und ist mit
vier oder auch mehrer Gläichen underscheiden/
traget kurtze Aehren/ darinn schwärtzere Kernlein
als der Waitzen in einer uneröffneten/ doch blossen
Hülsen ligen. Er wachset in den meisten Orthen
Europae, fürauß in den Mittnächtigen Länderen.

Der Rocke erwärmet und löset mehr auf als der
Wäitzen/ das darauß gebacknes Brod verursa-
chet viel Verstopffungen/ und beschwert den Ma-
gen. Der darvon bereitete Saurteig (Hebel) zei-
tiget die Geschwäre.

Sedum minus teretifolium luteum,
Maurträubelein.

Wachset auß alten Mauren herauß.

Se-
T 4

Von den Kraͤuteren im Brachmonat.
geben. Sie kommet an den Randen der Aecke-
ren und an waͤſſerigen Orthen herfuͤr.

Sie hat einen ſtinckenden/ ſchwefelichten/ ver-
brennten Geruch und bitteren/ zuſamenziehenden
Geſchmack/ daher erwaͤrmet und troͤcknet/ ver-
theilet und oͤffnet ſie/ und bedienet man ſich deren
die Kroͤpffe und Scrofflen/ die Feigwartzen/ die
Krebs/ und um ſich freſſende Geſchwaͤre/ neben der
wuͤſten boͤſen Raude zu heilen.

Secale hybernum, Rocke.

Er hat viel duͤnne/ zaſerige Wuͤrtzlein/ die
Blaͤttlein/ wann ſie zuerſt aufkeimen/ ſind roͤth-
lich/ hernach aber werden ſie gruͤn/ wie die an-
dren Fruͤchte/ ſchieſſet in viel Haͤlme auf/ die den
Waͤitzen Halmen gleichen/ doch etwas duͤnner/
raͤhner/ ſtaͤrcker und laͤnger ſind. Jeder ſproſſet
auß einer rauchen Graßſcheide herfuͤr/ und iſt mit
vier oder auch mehrer Glaͤichen underſcheiden/
traget kurtze Aehren/ darinn ſchwaͤrtzere Kernlein
als der Waitzen in einer uneroͤffneten/ doch bloſſen
Huͤlſen ligen. Er wachſet in den meiſten Orthen
Europæ, fuͤrauß in den Mittnaͤchtigen Laͤnderen.

Der Rocke erwaͤrmet und loͤſet mehr auf als der
Waͤitzen/ das darauß gebacknes Brod verurſa-
chet viel Verſtopffungen/ und beſchwert den Ma-
gen. Der darvon bereitete Saurteig (Hebel) zei-
tiget die Geſchwaͤre.

Sedum minus teretifolium luteum,
Maurtraͤubelein.

Wachſet auß alten Mauren herauß.

Se-
T 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0327" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren im Brachmonat.</hi></fw><lb/>
geben. Sie kommet an den Randen der Aecke-<lb/>
ren und an wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erigen Orthen herfu&#x0364;r.</p><lb/>
            <p>Sie hat einen &#x017F;tinckenden/ &#x017F;chwefelichten/ ver-<lb/>
brennten Geruch und bitteren/ zu&#x017F;amenziehenden<lb/>
Ge&#x017F;chmack/ daher erwa&#x0364;rmet und tro&#x0364;cknet/ ver-<lb/>
theilet und o&#x0364;ffnet &#x017F;ie/ und bedienet man &#x017F;ich deren<lb/>
die Kro&#x0364;pffe und Scrofflen/ die Feigwartzen/ die<lb/>
Krebs/ und um &#x017F;ich fre&#x017F;&#x017F;ende Ge&#x017F;chwa&#x0364;re/ neben der<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;ten bo&#x0364;&#x017F;en Raude zu heilen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Secale hybernum,</hi> </hi> <hi rendition="#b">Rocke.</hi> </head><lb/>
            <p>Er hat viel du&#x0364;nne/ za&#x017F;erige Wu&#x0364;rtzlein/ die<lb/>
Bla&#x0364;ttlein/ wann &#x017F;ie zuer&#x017F;t aufkeimen/ &#x017F;ind ro&#x0364;th-<lb/>
lich/ hernach aber werden &#x017F;ie gru&#x0364;n/ wie die an-<lb/>
dren Fru&#x0364;chte/ &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;et in viel Ha&#x0364;lme auf/ die den<lb/>
Wa&#x0364;itzen Halmen gleichen/ doch etwas du&#x0364;nner/<lb/>
ra&#x0364;hner/ &#x017F;ta&#x0364;rcker und la&#x0364;nger &#x017F;ind. Jeder &#x017F;pro&#x017F;&#x017F;et<lb/>
auß einer rauchen Graß&#x017F;cheide herfu&#x0364;r/ und i&#x017F;t mit<lb/>
vier oder auch mehrer Gla&#x0364;ichen under&#x017F;cheiden/<lb/>
traget kurtze Aehren/ darinn &#x017F;chwa&#x0364;rtzere Kernlein<lb/>
als der Waitzen in einer unero&#x0364;ffneten/ doch blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Hu&#x0364;l&#x017F;en ligen. Er wach&#x017F;et in den mei&#x017F;ten Orthen<lb/><hi rendition="#aq">Europæ,</hi> fu&#x0364;rauß in den Mittna&#x0364;chtigen La&#x0364;nderen.</p><lb/>
            <p>Der Rocke erwa&#x0364;rmet und lo&#x0364;&#x017F;et mehr auf als der<lb/>
Wa&#x0364;itzen/ das darauß gebacknes Brod verur&#x017F;a-<lb/>
chet viel Ver&#x017F;topffungen/ und be&#x017F;chwert den Ma-<lb/>
gen. Der darvon bereitete Saurteig (Hebel) zei-<lb/>
tiget die Ge&#x017F;chwa&#x0364;re.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Sedum minus teretifolium luteum,</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#b">Maurtra&#x0364;ubelein.</hi> </head><lb/>
            <p>Wach&#x017F;et auß alten Mauren herauß.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">T 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Se-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0327] Von den Kraͤuteren im Brachmonat. geben. Sie kommet an den Randen der Aecke- ren und an waͤſſerigen Orthen herfuͤr. Sie hat einen ſtinckenden/ ſchwefelichten/ ver- brennten Geruch und bitteren/ zuſamenziehenden Geſchmack/ daher erwaͤrmet und troͤcknet/ ver- theilet und oͤffnet ſie/ und bedienet man ſich deren die Kroͤpffe und Scrofflen/ die Feigwartzen/ die Krebs/ und um ſich freſſende Geſchwaͤre/ neben der wuͤſten boͤſen Raude zu heilen. Secale hybernum, Rocke. Er hat viel duͤnne/ zaſerige Wuͤrtzlein/ die Blaͤttlein/ wann ſie zuerſt aufkeimen/ ſind roͤth- lich/ hernach aber werden ſie gruͤn/ wie die an- dren Fruͤchte/ ſchieſſet in viel Haͤlme auf/ die den Waͤitzen Halmen gleichen/ doch etwas duͤnner/ raͤhner/ ſtaͤrcker und laͤnger ſind. Jeder ſproſſet auß einer rauchen Graßſcheide herfuͤr/ und iſt mit vier oder auch mehrer Glaͤichen underſcheiden/ traget kurtze Aehren/ darinn ſchwaͤrtzere Kernlein als der Waitzen in einer uneroͤffneten/ doch bloſſen Huͤlſen ligen. Er wachſet in den meiſten Orthen Europæ, fuͤrauß in den Mittnaͤchtigen Laͤnderen. Der Rocke erwaͤrmet und loͤſet mehr auf als der Waͤitzen/ das darauß gebacknes Brod verurſa- chet viel Verſtopffungen/ und beſchwert den Ma- gen. Der darvon bereitete Saurteig (Hebel) zei- tiget die Geſchwaͤre. Sedum minus teretifolium luteum, Maurtraͤubelein. Wachſet auß alten Mauren herauß. Se- T 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/327
Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/327>, abgerufen am 05.12.2024.