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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Eigenschafft und Alter der Gewächsen.

Obwol der Brenner ein gemeines Anlaster ist
der Gewächsen/ so greiffet er doch am meisten das
Geträid an/ weil es mit Schelfen als mit einem
Röcklein bedecket wird/ und sein Blat näher an
denen Aehre traget/ auß welchem die Frucht her-
fürwachset/ dann es lieget darinn eine faulende
Feuchtigkeit/ die den Brenner oder Röthe verur-
sachet; worzu stosset/ daß das Geträid sein Aehre
empohr in die Höhe richtet und dick zusammen ge-
füget ist/ daher gedachte Feuchtigkeit ihren Anlauff
desto minder gewünnet: darum besser ist/ wann
sich die Aehre ein wenig nidsich neigen. Die Ge-
wächse dieses Alters werden offt auch unfrucht-
bar/ wann sie in einem schweflichten Grunde der
Dünge manglen (und weder mit Güllen noch
Regen-Wasser bedünget werden); oder sie wer-
den unfruchtbar/ an gar zu feuchten Orten/ auß
allzugrosser Feuchtigkeit/ da der ölichte Nehrsafft
gar zudünn wird; oder es kommet die Unfrucht-
barkeit auch von allzuhefftiger und langer Kälte.
Die Verdorrung ist gleichsam das Alter aller
und jeder Gewächsen/ darein sie nothwendig ver-
fallen/ an ihren Kräfften erschwachen/ daß sie
aufgelösset werden und ersterben.

Das Alter der stähts währenden Bäumen
wird auß der Zahle deren runden Ringen oder
Zircklen erkennet/ die das Wachsthum jährlich
in dem Stammen wirfft und gleichsam eintrucket/
wo anderst die Bäume nicht aufgehöret zu wach-
sen/ wie an dem Eschernen und Dannernen Holtze
zu bemercken; die/ wann sie nicht mehr wachsen/

nicht
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Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen.

Obwol der Brenner ein gemeines Anlaſter iſt
der Gewaͤchſen/ ſo greiffet er doch am meiſten das
Getraͤid an/ weil es mit Schelfen als mit einem
Roͤcklein bedecket wird/ und ſein Blat naͤher an
denen Aehre traget/ auß welchem die Frucht her-
fuͤrwachſet/ dann es lieget darinn eine faulende
Feuchtigkeit/ die den Brenner oder Roͤthe verur-
ſachet; worzu ſtoſſet/ daß das Getraͤid ſein Aehre
empohr in die Hoͤhe richtet und dick zuſammen ge-
fuͤget iſt/ daher gedachte Feuchtigkeit ihren Anlauff
deſto minder gewuͤnnet: darum beſſer iſt/ wann
ſich die Aehre ein wenig nidſich neigen. Die Ge-
waͤchſe dieſes Alters werden offt auch unfrucht-
bar/ wann ſie in einem ſchweflichten Grunde der
Duͤnge manglen (und weder mit Guͤllen noch
Regen-Waſſer beduͤnget werden); oder ſie wer-
den unfruchtbar/ an gar zu feuchten Orten/ auß
allzugroſſer Feuchtigkeit/ da der oͤlichte Nehrſafft
gar zuduͤnn wird; oder es kommet die Unfrucht-
barkeit auch von allzuhefftiger und langer Kaͤlte.
Die Verdorꝛung iſt gleichſam das Alter aller
und jeder Gewaͤchſen/ darein ſie nothwendig ver-
fallen/ an ihren Kraͤfften erſchwachen/ daß ſie
aufgeloͤſſet werden und erſterben.

Das Alter der ſtaͤhts waͤhrenden Baͤumen
wird auß der Zahle deren runden Ringen oder
Zircklen erkennet/ die das Wachsthum jaͤhrlich
in dem Stammen wirfft und gleichſam eintrucket/
wo anderſt die Baͤume nicht aufgehoͤret zu wach-
ſen/ wie an dem Eſchernen und Dannernen Holtze
zu bemercken; die/ wann ſie nicht mehr wachſen/

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[57/0089] Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen. Obwol der Brenner ein gemeines Anlaſter iſt der Gewaͤchſen/ ſo greiffet er doch am meiſten das Getraͤid an/ weil es mit Schelfen als mit einem Roͤcklein bedecket wird/ und ſein Blat naͤher an denen Aehre traget/ auß welchem die Frucht her- fuͤrwachſet/ dann es lieget darinn eine faulende Feuchtigkeit/ die den Brenner oder Roͤthe verur- ſachet; worzu ſtoſſet/ daß das Getraͤid ſein Aehre empohr in die Hoͤhe richtet und dick zuſammen ge- fuͤget iſt/ daher gedachte Feuchtigkeit ihren Anlauff deſto minder gewuͤnnet: darum beſſer iſt/ wann ſich die Aehre ein wenig nidſich neigen. Die Ge- waͤchſe dieſes Alters werden offt auch unfrucht- bar/ wann ſie in einem ſchweflichten Grunde der Duͤnge manglen (und weder mit Guͤllen noch Regen-Waſſer beduͤnget werden); oder ſie wer- den unfruchtbar/ an gar zu feuchten Orten/ auß allzugroſſer Feuchtigkeit/ da der oͤlichte Nehrſafft gar zuduͤnn wird; oder es kommet die Unfrucht- barkeit auch von allzuhefftiger und langer Kaͤlte. Die Verdorꝛung iſt gleichſam das Alter aller und jeder Gewaͤchſen/ darein ſie nothwendig ver- fallen/ an ihren Kraͤfften erſchwachen/ daß ſie aufgeloͤſſet werden und erſterben. Das Alter der ſtaͤhts waͤhrenden Baͤumen wird auß der Zahle deren runden Ringen oder Zircklen erkennet/ die das Wachsthum jaͤhrlich in dem Stammen wirfft und gleichſam eintrucket/ wo anderſt die Baͤume nicht aufgehoͤret zu wach- ſen/ wie an dem Eſchernen und Dannernen Holtze zu bemercken; die/ wann ſie nicht mehr wachſen/ nicht D 5

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/89>, abgerufen am 04.12.2024.