Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

DEDICATIO.
und den Leftzen; wie man an einem Uhr-
wercke die Stunden des Tages sihet/ und
die Würckungen der innwendigen Rä-
deren erkennet/ so sind auch diese und an-
dere Leibs- und Gemüths-Neigungen
auß dem Angesicht zu bemercken/ so lang
die Seele in dem Leibe wohnet/ obschon
dasselbig nicht über zwey Hände breit
und lang ist. Ja über diese zwey Wun-
der hat der ewig Hauß-Vatter/ wegen
der erwachsenen Vielheit und Menge
der Menschen/ für deren Wohnung und
Versorgung so gesorget/ daß er jedem de-
ren Geschlechteren gleichsam seine eigne
Residenz verordnet/ und die Länder so
weißlich eingetheilet/ daß jedes seine eigne
natürliche Marchen und zugleich was
eignes und besonders hat/ daß ein an-
der nicht besitzet; doch ist keines in der
Außtheilung der Gaaben übergangen
worden/ daß es alles müsse manglen/
was zur Erhaltung nöthig/ sonder
GOtt wolte die menschliche Gesellschafft
so erhalten/ damit dieses Abgang auß
jenes Uberfluß ersetzet werden könne.
Wer das sonderbar bey uns recht zu Her-
zen fasset/ denen der gütig Herr auch ein
solches Land zum Erbtheile durch die

Schnur
)( 5

DEDICATIO.
und den Leftzen; wie man an einem Uhr-
wercke die Stunden des Tages ſihet/ und
die Wuͤrckungen der innwendigen Raͤ-
deren erkennet/ ſo ſind auch dieſe und an-
dere Leibs- und Gemuͤths-Neigungen
auß dem Angeſicht zu bemercken/ ſo lang
die Seele in dem Leibe wohnet/ obſchon
daſſelbig nicht uͤber zwey Haͤnde breit
und lang iſt. Ja uͤber dieſe zwey Wun-
der hat der ewig Hauß-Vatter/ wegen
der erwachſenen Vielheit und Menge
der Menſchen/ fuͤr deren Wohnung und
Verſorgung ſo geſorget/ daß er jedem de-
ren Geſchlechteren gleichſam ſeine eigne
Reſidenz verordnet/ und die Laͤnder ſo
weißlich eingetheilet/ daß jedes ſeine eigne
natuͤrliche Marchen und zugleich was
eignes und beſonders hat/ daß ein an-
der nicht beſitzet; doch iſt keines in der
Außtheilung der Gaaben uͤbergangen
worden/ daß es alles muͤſſe manglen/
was zur Erhaltung noͤthig/ ſonder
GOtt wolte die menſchliche Geſellſchafft
ſo erhalten/ damit dieſes Abgang auß
jenes Uberfluß erſetzet werden koͤnne.
Wer das ſonderbar bey uns recht zu Her-
zen faſſet/ denen der guͤtig Herꝛ auch ein
ſolches Land zum Erbtheile durch die

Schnur
)( 5
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0009"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DEDICATIO.</hi></hi></fw><lb/>
und den Leftzen; wie man an einem Uhr-<lb/>
wercke die Stunden des Tages &#x017F;ihet/ und<lb/>
die Wu&#x0364;rckungen der innwendigen Ra&#x0364;-<lb/>
deren erkennet/ &#x017F;o &#x017F;ind auch die&#x017F;e und an-<lb/>
dere Leibs- und Gemu&#x0364;ths-Neigungen<lb/>
auß dem Ange&#x017F;icht zu bemercken/ &#x017F;o lang<lb/>
die Seele in dem Leibe wohnet/ ob&#x017F;chon<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbig nicht u&#x0364;ber zwey Ha&#x0364;nde breit<lb/>
und lang i&#x017F;t. Ja u&#x0364;ber die&#x017F;e zwey Wun-<lb/>
der hat der ewig Hauß-Vatter/ wegen<lb/>
der erwach&#x017F;enen Vielheit und Menge<lb/>
der Men&#x017F;chen/ fu&#x0364;r deren Wohnung und<lb/>
Ver&#x017F;orgung &#x017F;o ge&#x017F;orget/ daß er jedem de-<lb/>
ren Ge&#x017F;chlechteren gleich&#x017F;am &#x017F;eine eigne<lb/><hi rendition="#aq">Re&#x017F;idenz</hi> verordnet/ und die La&#x0364;nder &#x017F;o<lb/>
weißlich eingetheilet/ daß jedes &#x017F;eine eigne<lb/>
natu&#x0364;rliche Marchen und zugleich was<lb/>
eignes und be&#x017F;onders hat/ daß ein an-<lb/>
der nicht be&#x017F;itzet; doch i&#x017F;t keines in der<lb/>
Außtheilung der Gaaben u&#x0364;bergangen<lb/>
worden/ daß es alles mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e manglen/<lb/>
was zur Erhaltung no&#x0364;thig/ &#x017F;onder<lb/>
GOtt wolte die men&#x017F;chliche Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft<lb/>
&#x017F;o erhalten/ damit die&#x017F;es Abgang auß<lb/>
jenes Uberfluß er&#x017F;etzet werden ko&#x0364;nne.<lb/>
Wer das &#x017F;onderbar bey uns recht zu Her-<lb/>
zen fa&#x017F;&#x017F;et/ denen der gu&#x0364;tig Her&#xA75B; auch ein<lb/>
&#x017F;olches Land zum Erbtheile durch die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">)( 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Schnur</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0009] DEDICATIO. und den Leftzen; wie man an einem Uhr- wercke die Stunden des Tages ſihet/ und die Wuͤrckungen der innwendigen Raͤ- deren erkennet/ ſo ſind auch dieſe und an- dere Leibs- und Gemuͤths-Neigungen auß dem Angeſicht zu bemercken/ ſo lang die Seele in dem Leibe wohnet/ obſchon daſſelbig nicht uͤber zwey Haͤnde breit und lang iſt. Ja uͤber dieſe zwey Wun- der hat der ewig Hauß-Vatter/ wegen der erwachſenen Vielheit und Menge der Menſchen/ fuͤr deren Wohnung und Verſorgung ſo geſorget/ daß er jedem de- ren Geſchlechteren gleichſam ſeine eigne Reſidenz verordnet/ und die Laͤnder ſo weißlich eingetheilet/ daß jedes ſeine eigne natuͤrliche Marchen und zugleich was eignes und beſonders hat/ daß ein an- der nicht beſitzet; doch iſt keines in der Außtheilung der Gaaben uͤbergangen worden/ daß es alles muͤſſe manglen/ was zur Erhaltung noͤthig/ ſonder GOtt wolte die menſchliche Geſellſchafft ſo erhalten/ damit dieſes Abgang auß jenes Uberfluß erſetzet werden koͤnne. Wer das ſonderbar bey uns recht zu Her- zen faſſet/ denen der guͤtig Herꝛ auch ein ſolches Land zum Erbtheile durch die Schnur )( 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/9
Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/9>, abgerufen am 04.12.2024.