Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

Einige Unterthanen meines Patrons mußten zur Illumination einer Allee Lampen hergeben; sie wurden verwechselt. Den Tag nach diesem Feste entstunden deswegen vielerlei Zänkereien, ich legte solche durch mein Ansehen bei. Nachmittage, da ich vor dem Hause Nikolaus Brummholds des Baders vorübergehe, kommt dieser Verwegene mit entblößten Gewehr, durch Anstiften seines Weibes auf mich los. Hier, schrie er, hier soll sein Gottesacker seyn, und setzte mir das blanke Scheermesser an die Kehle. Schaffe Er meiner Frau ihre Lampe wieder Herr Magister, oder ich ermorde Ihn auf der Stelle.

Ich that einen Sprung auf die Seite, um meinen Degen zwischen den Rockfalten hervorzuziehen, ihn zuentblößen. Ich sahe, daß Peter der Badeknecht, seinen Herrn beispringen wollte. Er fragte mich, mit einer trotzigen Mine, und mit dem Scheermesser in der Hand, ob man ehrlichen Leuten so begegnete, und ein Recht hätte ihnen das ihrige zu entwenden.

Einige Unterthanen meines Patrons mußten zur Illumination einer Allee Lampen hergeben; sie wurden verwechselt. Den Tag nach diesem Feste entstunden deswegen vielerlei Zänkereien, ich legte solche durch mein Ansehen bei. Nachmittage, da ich vor dem Hause Nikolaus Brummholds des Baders vorübergehe, kommt dieser Verwegene mit entblößten Gewehr, durch Anstiften seines Weibes auf mich los. Hier, schrie er, hier soll sein Gottesacker seyn, und setzte mir das blanke Scheermesser an die Kehle. Schaffe Er meiner Frau ihre Lampe wieder Herr Magister, oder ich ermorde Ihn auf der Stelle.

Ich that einen Sprung auf die Seite, um meinen Degen zwischen den Rockfalten hervorzuziehen, ihn zuentblößen. Ich sahe, daß Peter der Badeknecht, seinen Herrn beispringen wollte. Er fragte mich, mit einer trotzigen Mine, und mit dem Scheermesser in der Hand, ob man ehrlichen Leuten so begegnete, und ein Recht hätte ihnen das ihrige zu entwenden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0112" n="97"/>
        <p> Einige Unterthanen meines Patrons mußten zur Illumination einer Allee Lampen hergeben; sie wurden verwechselt. Den Tag nach diesem Feste entstunden deswegen vielerlei Zänkereien, ich legte solche durch mein Ansehen bei. Nachmittage, da ich vor dem Hause Nikolaus Brummholds des Baders vorübergehe, kommt dieser Verwegene mit entblößten Gewehr, durch Anstiften seines Weibes auf mich los. Hier, schrie er, hier soll sein Gottesacker seyn, und setzte mir das blanke Scheermesser an die Kehle. Schaffe Er meiner Frau ihre Lampe wieder Herr Magister, oder ich ermorde Ihn auf der Stelle.</p>
        <p>Ich that einen Sprung auf die Seite, um meinen Degen zwischen den Rockfalten hervorzuziehen, ihn zuentblößen. Ich sahe, daß Peter der Badeknecht, seinen Herrn beispringen wollte. Er fragte mich, mit einer trotzigen Mine, und mit dem Scheermesser in der Hand, ob man ehrlichen Leuten so begegnete, und ein Recht hätte ihnen das ihrige zu entwenden.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0112] Einige Unterthanen meines Patrons mußten zur Illumination einer Allee Lampen hergeben; sie wurden verwechselt. Den Tag nach diesem Feste entstunden deswegen vielerlei Zänkereien, ich legte solche durch mein Ansehen bei. Nachmittage, da ich vor dem Hause Nikolaus Brummholds des Baders vorübergehe, kommt dieser Verwegene mit entblößten Gewehr, durch Anstiften seines Weibes auf mich los. Hier, schrie er, hier soll sein Gottesacker seyn, und setzte mir das blanke Scheermesser an die Kehle. Schaffe Er meiner Frau ihre Lampe wieder Herr Magister, oder ich ermorde Ihn auf der Stelle. Ich that einen Sprung auf die Seite, um meinen Degen zwischen den Rockfalten hervorzuziehen, ihn zuentblößen. Ich sahe, daß Peter der Badeknecht, seinen Herrn beispringen wollte. Er fragte mich, mit einer trotzigen Mine, und mit dem Scheermesser in der Hand, ob man ehrlichen Leuten so begegnete, und ein Recht hätte ihnen das ihrige zu entwenden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/112
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/112>, abgerufen am 24.11.2024.