Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.XXVII. Brief. (Die zwei folgenden Briefe waren in denvorigen eingeschlossen.) Schönthal den 6 Septembr. Lieber Bruder, Der Magister Sancho ist ganz unruhig. Seine Clementine will noch nicht so recht tiefsinnig werden; und er hat sich doch vorgenommen, ihr nicht eher mit seiner Gegenliebe zu Hülfe zu kommen, als bis sie halb rasend ist. Wenn er sie in den Pommeranzenwäldgen antrifft, so geht sie, um ihre Glut zu verbergen, in den Griechischen Tempel; oder deutlicher zu reden: sie springt durch die Johannisbeerbüsche in das Gartenhaus. Er verfolgt sie, und sie will wieder ausreißen. Darauf schreiet er: bin ich denn ein getalischer Löwe, oder ein grausamer Tieger, daß XXVII. Brief. (Die zwei folgenden Briefe waren in denvorigen eingeschlossen.) Schönthal den 6 Septembr. Lieber Bruder, Der Magister Sancho ist ganz unruhig. Seine Clementine will noch nicht so recht tiefsinnig werden; und er hat sich doch vorgenommen, ihr nicht eher mit seiner Gegenliebe zu Hülfe zu kommen, als bis sie halb rasend ist. Wenn er sie in den Pommeranzenwäldgen antrifft, so geht sie, um ihre Glut zu verbergen, in den Griechischen Tempel; oder deutlicher zu reden: sie springt durch die Johannisbeerbüsche in das Gartenhaus. Er verfolgt sie, und sie will wieder ausreißen. Darauf schreiet er: bin ich denn ein getalischer Löwe, oder ein grausamer Tieger, daß <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0199" n="184"/> <div type="letter" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">XXVII. Brief.</hi><lb/> </head> <opener> <hi rendition="#c">(Die zwei folgenden Briefe waren in den<lb/> vorigen eingeschlossen.)</hi><lb/> <dateline>Schönthal den 6 Septembr.</dateline><lb/> <salute rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Lieber Bruder,</hi> </salute> </opener> <p>Der Magister Sancho ist ganz unruhig. Seine Clementine will noch nicht so recht tiefsinnig werden; und er hat sich doch vorgenommen, ihr nicht eher mit seiner Gegenliebe zu Hülfe zu kommen, als bis sie halb rasend ist.</p> <p>Wenn er sie in den Pommeranzenwäldgen antrifft, so geht sie, um ihre Glut zu verbergen, in den Griechischen Tempel; oder deutlicher zu reden: sie springt durch die Johannisbeerbüsche in das Gartenhaus. Er verfolgt sie, und sie will wieder ausreißen. Darauf schreiet er: bin ich denn ein getalischer Löwe, oder ein grausamer Tieger, daß </p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0199]
XXVII. Brief.
(Die zwei folgenden Briefe waren in den
vorigen eingeschlossen.)
Schönthal den 6 Septembr.
Lieber Bruder, Der Magister Sancho ist ganz unruhig. Seine Clementine will noch nicht so recht tiefsinnig werden; und er hat sich doch vorgenommen, ihr nicht eher mit seiner Gegenliebe zu Hülfe zu kommen, als bis sie halb rasend ist.
Wenn er sie in den Pommeranzenwäldgen antrifft, so geht sie, um ihre Glut zu verbergen, in den Griechischen Tempel; oder deutlicher zu reden: sie springt durch die Johannisbeerbüsche in das Gartenhaus. Er verfolgt sie, und sie will wieder ausreißen. Darauf schreiet er: bin ich denn ein getalischer Löwe, oder ein grausamer Tieger, daß
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