Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

abgehalten hätten. Verliebte Tändeleien verdienen bei jungen und feurigen Gemüthern einige Nachsicht; wenn aber ein Magister von 45 Jahren dergleichen Possen treibt, denn muß man ihn für einen - - halten. Setzen Sie, mein liebes Fräulein, ein bequemes Wort an die leere Stelle. Nach diesem Eingange muß ich Ihnen eine Unterredung bekannt machen, die ich auf dem Saale mit ihm hielt. Ich gieng, wie Sie wissen, aus der Gesellschaft, um unserer Magd etwas zu befehlen. Kaum war ich vor der Thür; so sprang der alte Lampert hinter mich her,

Magister. Warum verlassen Sie die Gesellschaft, mein schönes Hannchen, man spührt es gleich, wenn eine angenehme Person fehlt.
Ich. Sie thäten also besser, wenn Sie dabei blieben: Denn Sie werden den Mangel zehen angenehmer Personen reichlich ersetzen.
Magister. Ich will mich eben nicht für unleidlich halten; aber das, was Sie sagen, scheint mir eine Hyperbole zu seyn.

abgehalten hätten. Verliebte Tändeleien verdienen bei jungen und feurigen Gemüthern einige Nachsicht; wenn aber ein Magister von 45 Jahren dergleichen Possen treibt, denn muß man ihn für einen – – halten. Setzen Sie, mein liebes Fräulein, ein bequemes Wort an die leere Stelle. Nach diesem Eingange muß ich Ihnen eine Unterredung bekannt machen, die ich auf dem Saale mit ihm hielt. Ich gieng, wie Sie wissen, aus der Gesellschaft, um unserer Magd etwas zu befehlen. Kaum war ich vor der Thür; so sprang der alte Lampert hinter mich her,

Magister. Warum verlassen Sie die Gesellschaft, mein schönes Hannchen, man spührt es gleich, wenn eine angenehme Person fehlt.
Ich. Sie thäten also besser, wenn Sie dabei blieben: Denn Sie werden den Mangel zehen angenehmer Personen reichlich ersetzen.
Magister. Ich will mich eben nicht für unleidlich halten; aber das, was Sie sagen, scheint mir eine Hyperbole zu seyn.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="189"/>
abgehalten hätten. Verliebte Tändeleien verdienen bei jungen und feurigen Gemüthern einige Nachsicht; wenn aber ein Magister von 45 Jahren dergleichen Possen treibt, denn muß man ihn für einen &#x2013; &#x2013; halten. Setzen Sie, mein liebes Fräulein, ein bequemes Wort an die leere Stelle. Nach diesem Eingange muß ich Ihnen eine Unterredung bekannt machen, die ich auf dem Saale mit ihm hielt. Ich gieng, wie Sie wissen, aus der Gesellschaft, um unserer Magd etwas zu befehlen. Kaum war ich vor der Thür; so sprang der alte Lampert hinter mich her,</p>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="scene">
              <sp>
                <speaker><hi rendition="#fr">Magister</hi>.</speaker>
                <p>Warum verlassen Sie die Gesellschaft, mein schönes Hannchen, man spührt es gleich, wenn eine angenehme Person fehlt.</p>
              </sp>
              <sp>
                <speaker><hi rendition="#fr">Ich</hi>.</speaker>
                <p>Sie thäten also besser, wenn Sie dabei blieben: Denn Sie werden den Mangel zehen angenehmer Personen reichlich ersetzen.</p>
              </sp>
              <sp>
                <speaker><hi rendition="#fr">Magister</hi>.</speaker>
                <p>Ich will mich eben nicht für unleidlich halten; aber das, was Sie sagen, scheint mir eine Hyperbole zu seyn.</p>
              </sp>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0204] abgehalten hätten. Verliebte Tändeleien verdienen bei jungen und feurigen Gemüthern einige Nachsicht; wenn aber ein Magister von 45 Jahren dergleichen Possen treibt, denn muß man ihn für einen – – halten. Setzen Sie, mein liebes Fräulein, ein bequemes Wort an die leere Stelle. Nach diesem Eingange muß ich Ihnen eine Unterredung bekannt machen, die ich auf dem Saale mit ihm hielt. Ich gieng, wie Sie wissen, aus der Gesellschaft, um unserer Magd etwas zu befehlen. Kaum war ich vor der Thür; so sprang der alte Lampert hinter mich her, Magister. Warum verlassen Sie die Gesellschaft, mein schönes Hannchen, man spührt es gleich, wenn eine angenehme Person fehlt. Ich. Sie thäten also besser, wenn Sie dabei blieben: Denn Sie werden den Mangel zehen angenehmer Personen reichlich ersetzen. Magister. Ich will mich eben nicht für unleidlich halten; aber das, was Sie sagen, scheint mir eine Hyperbole zu seyn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/204
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/204>, abgerufen am 22.11.2024.