Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

Ansehen gab, als wenn ihm seine Wünsche recht von Herzen giengen. Diese Schmeichelei wirkte so viel, daß der Oncle dem Baron beide Briefe aushändigte, er gieng damit in in sein Cabinet und hat sie abgeschrieben. So bald unser Vetter uns verließ, brachte ich diese Unterredung zu Pappiere. Wir rathschlagten über eine so unerwartete Begebenheit, bis in die tiefe Nacht. Die Einwilligung - die schriftliche Einwilligung des Vaters von dem Fräulein v. W. wie viel Sorge machte uns die!

Mein Schwager hatte den Vorschlag, wir wollten den Grafen von Belvedere sterben, und unserm Oncle lieber seine Reise nach Italien unternehmen lassen; als daß wir zugeben sollten, daß er der Gemahl von Fräulein Julianen würde. Ich zweifelte, daß diese Erfindung einen guten Erfolg haben würde. Unser Grandison scheint äußerst in seine Byron verliebt zu seyn, und gäbe nun wohl zehen Clementinen hin, um eine Juliane zu erlangen. Wir stehen in äusserster Furcht wegen

Ansehen gab, als wenn ihm seine Wünsche recht von Herzen giengen. Diese Schmeichelei wirkte so viel, daß der Oncle dem Baron beide Briefe aushändigte, er gieng damit in in sein Cabinet und hat sie abgeschrieben. So bald unser Vetter uns verließ, brachte ich diese Unterredung zu Pappiere. Wir rathschlagten über eine so unerwartete Begebenheit, bis in die tiefe Nacht. Die Einwilligung – die schriftliche Einwilligung des Vaters von dem Fräulein v. W. wie viel Sorge machte uns die!

Mein Schwager hatte den Vorschlag, wir wollten den Grafen von Belvedere sterben, und unserm Oncle lieber seine Reise nach Italien unternehmen lassen; als daß wir zugeben sollten, daß er der Gemahl von Fräulein Julianen würde. Ich zweifelte, daß diese Erfindung einen guten Erfolg haben würde. Unser Grandison scheint äußerst in seine Byron verliebt zu seyn, und gäbe nun wohl zehen Clementinen hin, um eine Juliane zu erlangen. Wir stehen in äusserster Furcht wegen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0220" n="205"/>
Ansehen gab, als wenn ihm seine Wünsche recht von Herzen giengen. Diese Schmeichelei wirkte so viel, daß der Oncle dem Baron beide Briefe aushändigte, er gieng damit in in sein Cabinet und hat sie abgeschrieben. So bald unser Vetter uns verließ, brachte ich diese Unterredung zu Pappiere. Wir rathschlagten über eine so unerwartete Begebenheit, bis in die tiefe Nacht. Die Einwilligung &#x2013; die schriftliche Einwilligung des Vaters von dem Fräulein v. W. wie viel Sorge machte uns die!</p>
        <p>Mein Schwager hatte den Vorschlag, wir wollten den Grafen von Belvedere sterben, und unserm Oncle lieber seine Reise nach Italien unternehmen lassen; als daß wir zugeben sollten, daß er der Gemahl von Fräulein Julianen würde. Ich zweifelte, daß diese Erfindung einen guten Erfolg haben würde. Unser Grandison scheint äußerst in seine Byron verliebt zu seyn, und gäbe nun wohl zehen Clementinen hin, um eine Juliane zu erlangen. Wir stehen in äusserster Furcht wegen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0220] Ansehen gab, als wenn ihm seine Wünsche recht von Herzen giengen. Diese Schmeichelei wirkte so viel, daß der Oncle dem Baron beide Briefe aushändigte, er gieng damit in in sein Cabinet und hat sie abgeschrieben. So bald unser Vetter uns verließ, brachte ich diese Unterredung zu Pappiere. Wir rathschlagten über eine so unerwartete Begebenheit, bis in die tiefe Nacht. Die Einwilligung – die schriftliche Einwilligung des Vaters von dem Fräulein v. W. wie viel Sorge machte uns die! Mein Schwager hatte den Vorschlag, wir wollten den Grafen von Belvedere sterben, und unserm Oncle lieber seine Reise nach Italien unternehmen lassen; als daß wir zugeben sollten, daß er der Gemahl von Fräulein Julianen würde. Ich zweifelte, daß diese Erfindung einen guten Erfolg haben würde. Unser Grandison scheint äußerst in seine Byron verliebt zu seyn, und gäbe nun wohl zehen Clementinen hin, um eine Juliane zu erlangen. Wir stehen in äusserster Furcht wegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/220
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/220>, abgerufen am 14.05.2024.