Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.Und nunmehr, meine liebsten Ladys, wiederhole ich die Frage: wo ist ihr Herr Oncle hingekommen? Der Baron. Er wird doch nicht aus dem Lande geflohen seyn, denke ich. Da wir seinen Liebling bei uns haben, so kann er so weit nicht seyn. Lampert. Ihnen die Wahrheit zu gestehen, so hatte ich dem Herrn v. N. in der That angerathen, sogleich nach dieser Erscheinung sich nach Schönthal zu ihnen zu begeben, und daselbst eine Antwort auf seinen Antrag zu erwarten: der Herr v. W. wollte es aber durchaus nicht zulassen, daß wir uns wieder hinweg begäben. Jedoch keine Bitte würde diesen Entschluß haben ändern können, wenn nicht der faule Jeremias die Pferde, gegen die Ordre, welche er hatte, bereits in den Stall gezogen und abgesattelt hätte. Bei so gestalten Sachen glaubte ich, daß der Herr v. N. von einer gänzlichen Verschwindung könnte dispensiret werden; zumal da dieses keine wesentliche Abweichung in der Nachahmung Und nunmehr, meine liebsten Ladys, wiederhole ich die Frage: wo ist ihr Herr Oncle hingekommen? Der Baron. Er wird doch nicht aus dem Lande geflohen seyn, denke ich. Da wir seinen Liebling bei uns haben, so kann er so weit nicht seyn. Lampert. Ihnen die Wahrheit zu gestehen, so hatte ich dem Herrn v. N. in der That angerathen, sogleich nach dieser Erscheinung sich nach Schönthal zu ihnen zu begeben, und daselbst eine Antwort auf seinen Antrag zu erwarten: der Herr v. W. wollte es aber durchaus nicht zulassen, daß wir uns wieder hinweg begäben. Jedoch keine Bitte würde diesen Entschluß haben ändern können, wenn nicht der faule Jeremias die Pferde, gegen die Ordre, welche er hatte, bereits in den Stall gezogen und abgesattelt hätte. Bei so gestalten Sachen glaubte ich, daß der Herr v. N. von einer gänzlichen Verschwindung könnte dispensiret werden; zumal da dieses keine wesentliche Abweichung in der Nachahmung <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0275" n="260"/> <p> Und nunmehr, meine liebsten Ladys, wiederhole ich die Frage: wo ist ihr Herr Oncle hingekommen?</p> <p><hi rendition="#fr">Der Baron</hi>. Er wird doch nicht aus dem Lande geflohen seyn, denke ich. Da wir seinen Liebling bei uns haben, so kann er so weit nicht seyn.</p> <p><hi rendition="#fr">Lampert</hi>. Ihnen die Wahrheit zu gestehen, so hatte ich dem Herrn v. N. in der That angerathen, sogleich nach dieser Erscheinung sich nach Schönthal zu ihnen zu begeben, und daselbst eine Antwort auf seinen Antrag zu erwarten: der Herr v. W. wollte es aber durchaus nicht zulassen, daß wir uns wieder hinweg begäben. Jedoch keine Bitte würde diesen Entschluß haben ändern können, wenn nicht der faule Jeremias die Pferde, gegen die Ordre, welche er hatte, bereits in den Stall gezogen und abgesattelt hätte. Bei so gestalten Sachen glaubte ich, daß der Herr v. N. von einer gänzlichen Verschwindung könnte dispensiret werden; zumal da dieses keine wesentliche Abweichung in der Nachahmung </p> </div> </body> </text> </TEI> [260/0275]
Und nunmehr, meine liebsten Ladys, wiederhole ich die Frage: wo ist ihr Herr Oncle hingekommen?
Der Baron. Er wird doch nicht aus dem Lande geflohen seyn, denke ich. Da wir seinen Liebling bei uns haben, so kann er so weit nicht seyn.
Lampert. Ihnen die Wahrheit zu gestehen, so hatte ich dem Herrn v. N. in der That angerathen, sogleich nach dieser Erscheinung sich nach Schönthal zu ihnen zu begeben, und daselbst eine Antwort auf seinen Antrag zu erwarten: der Herr v. W. wollte es aber durchaus nicht zulassen, daß wir uns wieder hinweg begäben. Jedoch keine Bitte würde diesen Entschluß haben ändern können, wenn nicht der faule Jeremias die Pferde, gegen die Ordre, welche er hatte, bereits in den Stall gezogen und abgesattelt hätte. Bei so gestalten Sachen glaubte ich, daß der Herr v. N. von einer gänzlichen Verschwindung könnte dispensiret werden; zumal da dieses keine wesentliche Abweichung in der Nachahmung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |