nein nein meine Juliane, den verlangen Sie auch nicht. Wenn es die Noth erforderte, und man zu arglistigen Mitteln seine Zuflucht nehmen müßte, um Sie von einer unangenehmen Verbindung zu befreien; so könnte es wohl seyn, daß ich aus Freundschaft für Sie eine kleine Bosheit beginge, aber dismal habe ich in Wahrheit nicht daran gedacht. Sehen Sie diese romanmäßige Unternehmung noch einmal genau an, Sie werden den lächerlichen Magister von Anfang bis zu Ende darinne finden. Suchen Sie diesen ungegründeten Argwohn von mir Ihrer Frau Mutter gleichfalls zu benehmen: kann es aber nicht seyn, so lassen Sie ihr das Vergnügen, ihre Meinung zu behalten. Bitten Sie mich ja nie wieder um Verzeihung Ihrer Offenherzigkeit, wenn Sie mich nicht beleidigen wollen. Wir wollen nie aufhören, einander alles zu sagen, was wir denken, dieses ist der vollkommenste Beweis einer aufrichtigen Freundschaft. Wenn Sie der Aufmerksamkeit Ihrer Mama einmal entwischen können; so kommen Sie hieher nach
nein nein meine Juliane, den verlangen Sie auch nicht. Wenn es die Noth erforderte, und man zu arglistigen Mitteln seine Zuflucht nehmen müßte, um Sie von einer unangenehmen Verbindung zu befreien; so könnte es wohl seyn, daß ich aus Freundschaft für Sie eine kleine Bosheit beginge, aber dismal habe ich in Wahrheit nicht daran gedacht. Sehen Sie diese romanmäßige Unternehmung noch einmal genau an, Sie werden den lächerlichen Magister von Anfang bis zu Ende darinne finden. Suchen Sie diesen ungegründeten Argwohn von mir Ihrer Frau Mutter gleichfalls zu benehmen: kann es aber nicht seyn, so lassen Sie ihr das Vergnügen, ihre Meinung zu behalten. Bitten Sie mich ja nie wieder um Verzeihung Ihrer Offenherzigkeit, wenn Sie mich nicht beleidigen wollen. Wir wollen nie aufhören, einander alles zu sagen, was wir denken, dieses ist der vollkommenste Beweis einer aufrichtigen Freundschaft. Wenn Sie der Aufmerksamkeit Ihrer Mama einmal entwischen können; so kommen Sie hieher nach
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0309"n="294"/>
nein nein meine Juliane, den verlangen Sie auch nicht. Wenn es die Noth erforderte, und man zu arglistigen Mitteln seine Zuflucht nehmen müßte, um Sie von einer unangenehmen Verbindung zu befreien; so könnte es wohl seyn, daß ich aus Freundschaft für Sie eine kleine Bosheit beginge, aber dismal habe ich in Wahrheit nicht daran gedacht. Sehen Sie diese romanmäßige Unternehmung noch einmal genau an, Sie werden den lächerlichen Magister von Anfang bis zu Ende darinne finden. Suchen Sie diesen ungegründeten Argwohn von mir Ihrer Frau Mutter gleichfalls zu benehmen: kann es aber nicht seyn, so lassen Sie ihr das Vergnügen, ihre Meinung zu behalten. Bitten Sie mich ja nie wieder um Verzeihung Ihrer Offenherzigkeit, wenn Sie mich nicht beleidigen wollen. Wir wollen nie aufhören, einander alles zu sagen, was wir denken, dieses ist der vollkommenste Beweis einer aufrichtigen Freundschaft. Wenn Sie der Aufmerksamkeit Ihrer Mama einmal entwischen können; so kommen Sie hieher nach
</p></div></body></text></TEI>
[294/0309]
nein nein meine Juliane, den verlangen Sie auch nicht. Wenn es die Noth erforderte, und man zu arglistigen Mitteln seine Zuflucht nehmen müßte, um Sie von einer unangenehmen Verbindung zu befreien; so könnte es wohl seyn, daß ich aus Freundschaft für Sie eine kleine Bosheit beginge, aber dismal habe ich in Wahrheit nicht daran gedacht. Sehen Sie diese romanmäßige Unternehmung noch einmal genau an, Sie werden den lächerlichen Magister von Anfang bis zu Ende darinne finden. Suchen Sie diesen ungegründeten Argwohn von mir Ihrer Frau Mutter gleichfalls zu benehmen: kann es aber nicht seyn, so lassen Sie ihr das Vergnügen, ihre Meinung zu behalten. Bitten Sie mich ja nie wieder um Verzeihung Ihrer Offenherzigkeit, wenn Sie mich nicht beleidigen wollen. Wir wollen nie aufhören, einander alles zu sagen, was wir denken, dieses ist der vollkommenste Beweis einer aufrichtigen Freundschaft. Wenn Sie der Aufmerksamkeit Ihrer Mama einmal entwischen können; so kommen Sie hieher nach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/309>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.