Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.Hand in den Schubsack und hielt meine Börse feste, damit nicht einer von den gefälligen Herrn, die mich alle umarmten, nachdem mein Gefehrte mich ihnen vorgestellet hatte, meine Taschen sondiren möchte. Man nöthigte uns beide unser Glück zu versuchen, zu meinem Vergnügen sagte Herr Grandison, wir würden uns nicht lange aufhalten, und er wäre heute zu phlegmatisch zum Spiele. Inzwischen sah er doch mit einem begierigen Auge bald nach dem Spieltische, bald nach mir, und schien auf einmal ganz niedergeschlagen zu seyn. Weil er nicht spielen wollte, so wollte auch Niemand mehr mit ihn reden. Ein paar mal gab er mit einer nachdenklichen Mine den Pointeurs einen guten Rath, den sie nicht verlangten, er versicherte sie, daß der Bube, der König u. s. w. diesmal unfehlbar gewinnen würde; allein er hatte den Verdruß, daß die Herren die Blätter so gleich zuruck nahmen, wenn er ein gutes Vertrauen dazu hatte. Dieses kränkte den guten Mann aufs ärgste. Endlich that er, was ich schon lange befürchtet Hand in den Schubsack und hielt meine Börse feste, damit nicht einer von den gefälligen Herrn, die mich alle umarmten, nachdem mein Gefehrte mich ihnen vorgestellet hatte, meine Taschen sondiren möchte. Man nöthigte uns beide unser Glück zu versuchen, zu meinem Vergnügen sagte Herr Grandison, wir würden uns nicht lange aufhalten, und er wäre heute zu phlegmatisch zum Spiele. Inzwischen sah er doch mit einem begierigen Auge bald nach dem Spieltische, bald nach mir, und schien auf einmal ganz niedergeschlagen zu seyn. Weil er nicht spielen wollte, so wollte auch Niemand mehr mit ihn reden. Ein paar mal gab er mit einer nachdenklichen Mine den Pointeurs einen guten Rath, den sie nicht verlangten, er versicherte sie, daß der Bube, der König u. s. w. diesmal unfehlbar gewinnen würde; allein er hatte den Verdruß, daß die Herren die Blätter so gleich zuruck nahmen, wenn er ein gutes Vertrauen dazu hatte. Dieses kränkte den guten Mann aufs ärgste. Endlich that er, was ich schon lange befürchtet <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0359" n="344"/> Hand in den Schubsack und hielt meine Börse feste, damit nicht einer von den gefälligen Herrn, die mich alle umarmten, nachdem mein Gefehrte mich ihnen vorgestellet hatte, meine Taschen sondiren möchte. Man nöthigte uns beide unser Glück zu versuchen, zu meinem Vergnügen sagte Herr Grandison, wir würden uns nicht lange aufhalten, und er wäre heute zu phlegmatisch zum Spiele. Inzwischen sah er doch mit einem begierigen Auge bald nach dem Spieltische, bald nach mir, und schien auf einmal ganz niedergeschlagen zu seyn. Weil er nicht spielen wollte, so wollte auch Niemand mehr mit ihn reden. Ein paar mal gab er mit einer nachdenklichen Mine den <hi rendition="#aq">Pointeurs</hi> einen guten Rath, den sie nicht verlangten, er versicherte sie, daß der Bube, der König u. s. w. diesmal unfehlbar gewinnen würde; allein er hatte den Verdruß, daß die Herren die Blätter so gleich zuruck nahmen, wenn er ein gutes Vertrauen dazu hatte. Dieses kränkte den guten Mann aufs ärgste. Endlich that er, was ich schon lange befürchtet </p> </div> </body> </text> </TEI> [344/0359]
Hand in den Schubsack und hielt meine Börse feste, damit nicht einer von den gefälligen Herrn, die mich alle umarmten, nachdem mein Gefehrte mich ihnen vorgestellet hatte, meine Taschen sondiren möchte. Man nöthigte uns beide unser Glück zu versuchen, zu meinem Vergnügen sagte Herr Grandison, wir würden uns nicht lange aufhalten, und er wäre heute zu phlegmatisch zum Spiele. Inzwischen sah er doch mit einem begierigen Auge bald nach dem Spieltische, bald nach mir, und schien auf einmal ganz niedergeschlagen zu seyn. Weil er nicht spielen wollte, so wollte auch Niemand mehr mit ihn reden. Ein paar mal gab er mit einer nachdenklichen Mine den Pointeurs einen guten Rath, den sie nicht verlangten, er versicherte sie, daß der Bube, der König u. s. w. diesmal unfehlbar gewinnen würde; allein er hatte den Verdruß, daß die Herren die Blätter so gleich zuruck nahmen, wenn er ein gutes Vertrauen dazu hatte. Dieses kränkte den guten Mann aufs ärgste. Endlich that er, was ich schon lange befürchtet
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |