Gewinnst und Capital entführet. Der Wirth fieng an über die Bestürzung meines Verführers große Augen zu machen, er stitzte den Arm trotzig in die Seite, und sahe uns über die Achsel an. Seine Pechmütze, die er vorher bescheiden unter dem Arm trug, klebte den Augenblick auf dem Kopfe, und so viele Höflichkeiten der arme Erberhard ihm erwieß; so wenig konnten diese ihm doch für den Grobheiten dieses ungestümen Mannes schützen. Mit genauer Noth erhielt er es auf vieles Bitten, daß er gegen eine Handschrift weg kam, der Wirth wollte ihn durchaus zum Unterfande für seine Bezahlung bei sich behalten. Unter Weges war er so niedergeschlagen, als wenn er nach dem Tour hätte sollen gebracht werden. Er bereitete sich zu, wie er sagte, zu Hause ein heftiges Ungewitter auszuhalten. Einmal bat er mich inständig, ihm eine Lügen erdenken zu helfen, um dem Zorne seiner Frau auszupariren; ich hatte aber dazu weder Lust noch Geschicklichkeit. Bei meinem Quartiere verließ er mich, und versicherte unter hundert Schwüren daß er nicht lange
Gewinnst und Capital entführet. Der Wirth fieng an über die Bestürzung meines Verführers große Augen zu machen, er stitzte den Arm trotzig in die Seite, und sahe uns über die Achsel an. Seine Pechmütze, die er vorher bescheiden unter dem Arm trug, klebte den Augenblick auf dem Kopfe, und so viele Höflichkeiten der arme Erberhard ihm erwieß; so wenig konnten diese ihm doch für den Grobheiten dieses ungestümen Mannes schützen. Mit genauer Noth erhielt er es auf vieles Bitten, daß er gegen eine Handschrift weg kam, der Wirth wollte ihn durchaus zum Unterfande für seine Bezahlung bei sich behalten. Unter Weges war er so niedergeschlagen, als wenn er nach dem Tour hätte sollen gebracht werden. Er bereitete sich zu, wie er sagte, zu Hause ein heftiges Ungewitter auszuhalten. Einmal bat er mich inständig, ihm eine Lügen erdenken zu helfen, um dem Zorne seiner Frau auszupariren; ich hatte aber dazu weder Lust noch Geschicklichkeit. Bei meinem Quartiere verließ er mich, und versicherte unter hundert Schwüren daß er nicht lange
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Gewinnst und Capital entführet. Der Wirth fieng an über die Bestürzung meines Verführers große Augen zu machen, er stitzte den Arm trotzig in die Seite, und sahe uns über die Achsel an. Seine Pechmütze, die er vorher bescheiden unter dem Arm trug, klebte den Augenblick auf dem Kopfe, und so viele Höflichkeiten der arme Erberhard ihm erwieß; so wenig konnten diese ihm doch für den Grobheiten dieses ungestümen Mannes schützen. Mit genauer Noth erhielt er es auf vieles Bitten, daß er gegen eine Handschrift weg kam, der Wirth wollte ihn durchaus zum Unterfande für seine Bezahlung bei sich behalten. Unter Weges war er so niedergeschlagen, als wenn er nach dem Tour hätte sollen gebracht werden. Er bereitete sich zu, wie er sagte, zu Hause ein heftiges Ungewitter auszuhalten. Einmal bat er mich inständig, ihm eine Lügen erdenken zu helfen, um dem Zorne seiner Frau auszupariren; ich hatte aber dazu weder Lust noch Geschicklichkeit. Bei meinem Quartiere verließ er mich, und versicherte unter hundert Schwüren daß er nicht lange
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Gewinnst und Capital entführet. Der Wirth fieng an über die Bestürzung meines Verführers große Augen zu machen, er stitzte den Arm trotzig in die Seite, und sahe uns über die Achsel an. Seine Pechmütze, die er vorher bescheiden unter dem Arm trug, klebte den Augenblick auf dem Kopfe, und so viele Höflichkeiten der arme Erberhard ihm erwieß; so wenig konnten diese ihm doch für den Grobheiten dieses ungestümen Mannes schützen. Mit genauer Noth erhielt er es auf vieles Bitten, daß er gegen eine Handschrift weg kam, der Wirth wollte ihn durchaus zum Unterfande für seine Bezahlung bei sich behalten. Unter Weges war er so niedergeschlagen, als wenn er nach dem Tour hätte sollen gebracht werden. Er bereitete sich zu, wie er sagte, zu Hause ein heftiges Ungewitter auszuhalten. Einmal bat er mich inständig, ihm eine Lügen erdenken zu helfen, um dem Zorne seiner Frau auszupariren; ich hatte aber dazu weder Lust noch Geschicklichkeit. Bei meinem Quartiere verließ er mich, und versicherte unter hundert Schwüren daß er nicht lange
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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/368>, abgerufen am 16.02.2025.
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