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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

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Wind! Wem wird man doch in der Welt glauben dürfen? Niemals hat ein Grandison in Engelland gelebt; niemals eine Henriette Byron. Von der Frau Shirley und der alten Tante Lore will auch Niemand etwas wissen. Es ist ein Roman, sagt man hier; und die Ausländer sind einfältig, wenn sie unsere Erdichtungen für Wahrheiten halten. Armer Herr Magister, welcher Schmerz wird Ihr Herz durchdringen! Die Wette ist verlohren; alle schöne Anstalten, den Grandison nachzuahmen, sind vergebens, und Sie werden Ihr Ansehen sowohl bei dem Gärtner; als auch bei dem Kutscher einbüßen. Nein, das wolle der Himmel nicht! Triumph, Herr Doctor! ich habe Ihre philosophische Standhaftigkeit prüfen wollen. Vergeben Sie mir diesen Scherz! Grandison lebt; seine liebenswürdige Henriette befindet sich wohl. O, wie viel Schönes werde ich Ihnen in kurzen von diesem ädlen Paare sagen können! Damit ich aber ordentlich verfahre; so erlauben Sie, daß ich in meiner Erzählung zurück gehe.

Wind! Wem wird man doch in der Welt glauben dürfen? Niemals hat ein Grandison in Engelland gelebt; niemals eine Henriette Byron. Von der Frau Shirley und der alten Tante Lore will auch Niemand etwas wissen. Es ist ein Roman, sagt man hier; und die Ausländer sind einfältig, wenn sie unsere Erdichtungen für Wahrheiten halten. Armer Herr Magister, welcher Schmerz wird Ihr Herz durchdringen! Die Wette ist verlohren; alle schöne Anstalten, den Grandison nachzuahmen, sind vergebens, und Sie werden Ihr Ansehen sowohl bei dem Gärtner; als auch bei dem Kutscher einbüßen. Nein, das wolle der Himmel nicht! Triumph, Herr Doctor! ich habe Ihre philosophische Standhaftigkeit prüfen wollen. Vergeben Sie mir diesen Scherz! Grandison lebt; seine liebenswürdige Henriette befindet sich wohl. O, wie viel Schönes werde ich Ihnen in kurzen von diesem ädlen Paare sagen können! Damit ich aber ordentlich verfahre; so erlauben Sie, daß ich in meiner Erzählung zurück gehe.

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[28/0043] Wind! Wem wird man doch in der Welt glauben dürfen? Niemals hat ein Grandison in Engelland gelebt; niemals eine Henriette Byron. Von der Frau Shirley und der alten Tante Lore will auch Niemand etwas wissen. Es ist ein Roman, sagt man hier; und die Ausländer sind einfältig, wenn sie unsere Erdichtungen für Wahrheiten halten. Armer Herr Magister, welcher Schmerz wird Ihr Herz durchdringen! Die Wette ist verlohren; alle schöne Anstalten, den Grandison nachzuahmen, sind vergebens, und Sie werden Ihr Ansehen sowohl bei dem Gärtner; als auch bei dem Kutscher einbüßen. Nein, das wolle der Himmel nicht! Triumph, Herr Doctor! ich habe Ihre philosophische Standhaftigkeit prüfen wollen. Vergeben Sie mir diesen Scherz! Grandison lebt; seine liebenswürdige Henriette befindet sich wohl. O, wie viel Schönes werde ich Ihnen in kurzen von diesem ädlen Paare sagen können! Damit ich aber ordentlich verfahre; so erlauben Sie, daß ich in meiner Erzählung zurück gehe.

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/43>, abgerufen am 29.04.2024.