Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

bei welchen er sie vorbrachte, zu erkennen gegeben hätte, sind alle auf einen Tag abgeschaffet worden. Der Magister, ein gewaltiger Feind aller unnützen Worte, war nicht damit zufrieden, er bewies aus einem lateinischen Kochbuche, wie ich glaube, daß man die Natur nicht auf einmal zwingen müßte. Der Oncle blieb demohngeachtet bey seinem Vorsatze und bat Herr Lamperten, ihn freundlich zu erinnern, wenn ihm ein Wort entführe, das einem Fluche oder Schwure ähnlich sähe. Er versprach, für diese Bemühung dankbar zu seyn, und dieses versprach er mit einem ihm eigenem Witze. Herr Lampert, sagte er, wenn er so ein garstiges Thier, als ein Fluch oder Schwur ist, bei mir ansichtig wird; so sei er so gut und hasche er mir, es vor dem Munde weg. Er kann es in seiner Schreibtafel, oder in seinem Gedächtnißkasten verwahrlich aufbehalten; wenn wir allein sind, so soll er mir die Ungeheuer nach einander ausliefern, und für jedes einen Dreier baar Geld empfangen. Einige mal, besonders letzthin, da der Hauptmann von Hagebusch in Kargfeld

bei welchen er sie vorbrachte, zu erkennen gegeben hätte, sind alle auf einen Tag abgeschaffet worden. Der Magister, ein gewaltiger Feind aller unnützen Worte, war nicht damit zufrieden, er bewies aus einem lateinischen Kochbuche, wie ich glaube, daß man die Natur nicht auf einmal zwingen müßte. Der Oncle blieb demohngeachtet bey seinem Vorsatze und bat Herr Lamperten, ihn freundlich zu erinnern, wenn ihm ein Wort entführe, das einem Fluche oder Schwure ähnlich sähe. Er versprach, für diese Bemühung dankbar zu seyn, und dieses versprach er mit einem ihm eigenem Witze. Herr Lampert, sagte er, wenn er so ein garstiges Thier, als ein Fluch oder Schwur ist, bei mir ansichtig wird; so sei er so gut und hasche er mir, es vor dem Munde weg. Er kann es in seiner Schreibtafel, oder in seinem Gedächtnißkasten verwahrlich aufbehalten; wenn wir allein sind, so soll er mir die Ungeheuer nach einander ausliefern, und für jedes einen Dreier baar Geld empfangen. Einige mal, besonders letzthin, da der Hauptmann von Hagebusch in Kargfeld

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0098" n="83"/>
bei welchen er sie vorbrachte, zu erkennen gegeben hätte, sind alle auf einen Tag abgeschaffet worden. Der Magister, ein gewaltiger Feind aller unnützen Worte, war nicht damit zufrieden, er bewies aus einem lateinischen Kochbuche, wie ich glaube, daß man die Natur nicht auf einmal zwingen müßte. Der Oncle blieb demohngeachtet bey seinem Vorsatze und bat Herr Lamperten, ihn freundlich zu erinnern, wenn ihm ein Wort entführe, das einem Fluche oder Schwure ähnlich sähe. Er versprach, für diese Bemühung dankbar zu seyn, und dieses versprach er mit einem ihm eigenem Witze. Herr Lampert, sagte er, wenn er so ein garstiges Thier, als ein Fluch oder Schwur ist, bei mir ansichtig wird; so sei er so gut und hasche er mir, es vor dem Munde weg. Er kann es in seiner Schreibtafel, oder in seinem Gedächtnißkasten verwahrlich aufbehalten; wenn wir allein sind, so soll er mir die Ungeheuer nach einander ausliefern, und für jedes einen Dreier baar Geld empfangen. Einige mal, besonders letzthin, da der Hauptmann von Hagebusch in Kargfeld
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0098] bei welchen er sie vorbrachte, zu erkennen gegeben hätte, sind alle auf einen Tag abgeschaffet worden. Der Magister, ein gewaltiger Feind aller unnützen Worte, war nicht damit zufrieden, er bewies aus einem lateinischen Kochbuche, wie ich glaube, daß man die Natur nicht auf einmal zwingen müßte. Der Oncle blieb demohngeachtet bey seinem Vorsatze und bat Herr Lamperten, ihn freundlich zu erinnern, wenn ihm ein Wort entführe, das einem Fluche oder Schwure ähnlich sähe. Er versprach, für diese Bemühung dankbar zu seyn, und dieses versprach er mit einem ihm eigenem Witze. Herr Lampert, sagte er, wenn er so ein garstiges Thier, als ein Fluch oder Schwur ist, bei mir ansichtig wird; so sei er so gut und hasche er mir, es vor dem Munde weg. Er kann es in seiner Schreibtafel, oder in seinem Gedächtnißkasten verwahrlich aufbehalten; wenn wir allein sind, so soll er mir die Ungeheuer nach einander ausliefern, und für jedes einen Dreier baar Geld empfangen. Einige mal, besonders letzthin, da der Hauptmann von Hagebusch in Kargfeld

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/98
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/98>, abgerufen am 21.11.2024.