aus dem Strumpfe, und da sie darüber unwillig wurde, nahm er ihr noch darzu den Knaul vom Schoße und ließ es seinem Budel einige mal apportiren. Kätchen Holles mußte auch vieles von ihm ausstehen. Er goß ein ganzes Fläschgen voll Lavendelwasser über sie her, weil sie sich über den Geruch seiner thranigten Stiefeln beschwerte. Hören sie, sagte er zu mir, was denken sie von mir, halten sie mich nicht für den unbescheidentsten Mann in England? Ich machte einen Reverenz und lächelte. Sie haben Recht, fuhr er fort, vielleicht bin ich es jetzo, besonders gegen das sogenannte schöne Geschlecht; vor diesem aber war ich es nicht, die Verzweiflung hat mich dazu gebracht, daß ich dem Frauenzimmer einen unaufhörlichen Krieg angekündiget habe. Bedauren sie mich, daß ich so unglücklich bin, kein Vergnügen in der Welt zu genießen, als dieses einzige, wenn ich das Frauenzimmer gegen mich so aufbringen kann, daß sie drohen, mich mit den Augen todt zu schlagen. Aber glauben sie wohl, daß mir eine den Gefallen erweißt
aus dem Strumpfe, und da sie darüber unwillig wurde, nahm er ihr noch darzu den Knaul vom Schoße und ließ es seinem Budel einige mal apportiren. Kätchen Holles mußte auch vieles von ihm ausstehen. Er goß ein ganzes Fläschgen voll Lavendelwasser über sie her, weil sie sich über den Geruch seiner thranigten Stiefeln beschwerte. Hören sie, sagte er zu mir, was denken sie von mir, halten sie mich nicht für den unbescheidentsten Mann in England? Ich machte einen Reverenz und lächelte. Sie haben Recht, fuhr er fort, vielleicht bin ich es jetzo, besonders gegen das sogenannte schöne Geschlecht; vor diesem aber war ich es nicht, die Verzweiflung hat mich dazu gebracht, daß ich dem Frauenzimmer einen unaufhörlichen Krieg angekündiget habe. Bedauren sie mich, daß ich so unglücklich bin, kein Vergnügen in der Welt zu genießen, als dieses einzige, wenn ich das Frauenzimmer gegen mich so aufbringen kann, daß sie drohen, mich mit den Augen todt zu schlagen. Aber glauben sie wohl, daß mir eine den Gefallen erweißt
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0168"n="166"/>
aus dem Strumpfe, und da sie darüber unwillig wurde, nahm er ihr noch darzu den Knaul vom Schoße und ließ es seinem Budel einige mal apportiren. Kätchen Holles mußte auch vieles von ihm ausstehen. Er goß ein ganzes Fläschgen voll Lavendelwasser über sie her, weil sie sich über den Geruch seiner thranigten Stiefeln beschwerte. Hören sie, sagte er zu mir, was denken sie von mir, halten sie mich nicht für den unbescheidentsten Mann in England? Ich machte einen Reverenz und lächelte. Sie haben Recht, fuhr er fort, vielleicht bin ich es jetzo, besonders gegen das sogenannte schöne Geschlecht; vor diesem aber war ich es nicht, die Verzweiflung hat mich dazu gebracht, daß ich dem Frauenzimmer einen unaufhörlichen Krieg angekündiget habe. Bedauren sie mich, daß ich so unglücklich bin, kein Vergnügen in der Welt zu genießen, als dieses einzige, wenn ich das Frauenzimmer gegen mich so aufbringen kann, daß sie drohen, mich mit den Augen todt zu schlagen. Aber glauben sie wohl, daß mir eine den Gefallen erweißt
</p></div></body></text></TEI>
[166/0168]
aus dem Strumpfe, und da sie darüber unwillig wurde, nahm er ihr noch darzu den Knaul vom Schoße und ließ es seinem Budel einige mal apportiren. Kätchen Holles mußte auch vieles von ihm ausstehen. Er goß ein ganzes Fläschgen voll Lavendelwasser über sie her, weil sie sich über den Geruch seiner thranigten Stiefeln beschwerte. Hören sie, sagte er zu mir, was denken sie von mir, halten sie mich nicht für den unbescheidentsten Mann in England? Ich machte einen Reverenz und lächelte. Sie haben Recht, fuhr er fort, vielleicht bin ich es jetzo, besonders gegen das sogenannte schöne Geschlecht; vor diesem aber war ich es nicht, die Verzweiflung hat mich dazu gebracht, daß ich dem Frauenzimmer einen unaufhörlichen Krieg angekündiget habe. Bedauren sie mich, daß ich so unglücklich bin, kein Vergnügen in der Welt zu genießen, als dieses einzige, wenn ich das Frauenzimmer gegen mich so aufbringen kann, daß sie drohen, mich mit den Augen todt zu schlagen. Aber glauben sie wohl, daß mir eine den Gefallen erweißt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/168>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.