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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

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Das Siegel zog zuerst meine Aufmerksamkeit auf sich. Das Wappen war mir unbekannt. Es fielen mir schon vorher einige seltsame Gedanken ein, und ich weiß selbst nicht, wie ich auf den wunderbaren Zweifel gerieth, ob der Herrn v. Ln. auch der Verfasser von diesem Briefe wäre. Um mir alle Gelegenheit zu benehmen, ihn für unschuldig zu erkennen und ihm gegen mich selbst das Wort zu reden, schnitt ich das Siegel von dem Umschlag und ging damit zum Baron. Ich fragte, ob ihm dieses Wappen bekannt wäre, er sagte nein. Ich erkundigte mich, ob er des Herrn v. Ln. Wappen kennete, ich hätte von dem Fräulein v. W. einen Brief bekommen, der dieses Siegel gehabt hätte, und vermuthete, daß Sie es von dem Major entlehnt hätten, weil Sie bei Ihren Briefen sonst ein andres Siegel brauchten. Er versicherte, daß dieses des Herrn v. Ln. Wappen nicht wäre, und hätte auch nicht die geringste Aehnlichkeit damit, jenes wäre ihm sehr genau bekannt. Es befremdete mich dieses in etwas, ich dachte, wenn der Herr

Das Siegel zog zuerst meine Aufmerksamkeit auf sich. Das Wappen war mir unbekannt. Es fielen mir schon vorher einige seltsame Gedanken ein, und ich weiß selbst nicht, wie ich auf den wunderbaren Zweifel gerieth, ob der Herrn v. Ln. auch der Verfasser von diesem Briefe wäre. Um mir alle Gelegenheit zu benehmen, ihn für unschuldig zu erkennen und ihm gegen mich selbst das Wort zu reden, schnitt ich das Siegel von dem Umschlag und ging damit zum Baron. Ich fragte, ob ihm dieses Wappen bekannt wäre, er sagte nein. Ich erkundigte mich, ob er des Herrn v. Ln. Wappen kennete, ich hätte von dem Fräulein v. W. einen Brief bekommen, der dieses Siegel gehabt hätte, und vermuthete, daß Sie es von dem Major entlehnt hätten, weil Sie bei Ihren Briefen sonst ein andres Siegel brauchten. Er versicherte, daß dieses des Herrn v. Ln. Wappen nicht wäre, und hätte auch nicht die geringste Aehnlichkeit damit, jenes wäre ihm sehr genau bekannt. Es befremdete mich dieses in etwas, ich dachte, wenn der Herr

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[274/0276] Das Siegel zog zuerst meine Aufmerksamkeit auf sich. Das Wappen war mir unbekannt. Es fielen mir schon vorher einige seltsame Gedanken ein, und ich weiß selbst nicht, wie ich auf den wunderbaren Zweifel gerieth, ob der Herrn v. Ln. auch der Verfasser von diesem Briefe wäre. Um mir alle Gelegenheit zu benehmen, ihn für unschuldig zu erkennen und ihm gegen mich selbst das Wort zu reden, schnitt ich das Siegel von dem Umschlag und ging damit zum Baron. Ich fragte, ob ihm dieses Wappen bekannt wäre, er sagte nein. Ich erkundigte mich, ob er des Herrn v. Ln. Wappen kennete, ich hätte von dem Fräulein v. W. einen Brief bekommen, der dieses Siegel gehabt hätte, und vermuthete, daß Sie es von dem Major entlehnt hätten, weil Sie bei Ihren Briefen sonst ein andres Siegel brauchten. Er versicherte, daß dieses des Herrn v. Ln. Wappen nicht wäre, und hätte auch nicht die geringste Aehnlichkeit damit, jenes wäre ihm sehr genau bekannt. Es befremdete mich dieses in etwas, ich dachte, wenn der Herr

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/276>, abgerufen am 22.11.2024.