Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

daß der dritte Mann dabei nöthig ist. Das bedenklichste bei dieser Sache scheint dieses, daß uns Bornseil aufbürden soll, die Briefe wären ihm von einem Unbekannten gegeben worden, den er wie des Herrn v. Ln. Jäger beschreiben muß, da sie ihm doch von einem Kerl sind zugesteckt worden, den er für einen reisenden Handwerkspurschen gehalten, und da er ihm die Briefe ausgehändiget, geglaubet hat, er reichte ihm seinen Reisepaß zum Fenster hinein. Alles dieses zusammen genommen, macht mir so wahrscheinlich, daß der Major an dieser Sache keinen Antheil hat, daß ich über diesen Punkt mit mir bereits ziemlich einig bin. Damit Sie mich nicht für partheiisch halten, will ich ihn aber doch noch nicht ganz frei sprechen. Unterdessen habe ich mir schon ein paar Histörgen zusammen gedichtet, um diese Begebenheit daraus zu erklären. Das eine ist dieses. Die Frau v. W. scheinet heimlich sehr unzufrieden, daß der Major sich vorgestern um uns so geschäftig erzeigte. Wir machten in der großen Gesellschaft eine besondere kleine

daß der dritte Mann dabei nöthig ist. Das bedenklichste bei dieser Sache scheint dieses, daß uns Bornseil aufbürden soll, die Briefe wären ihm von einem Unbekannten gegeben worden, den er wie des Herrn v. Ln. Jäger beschreiben muß, da sie ihm doch von einem Kerl sind zugesteckt worden, den er für einen reisenden Handwerkspurschen gehalten, und da er ihm die Briefe ausgehändiget, geglaubet hat, er reichte ihm seinen Reisepaß zum Fenster hinein. Alles dieses zusammen genommen, macht mir so wahrscheinlich, daß der Major an dieser Sache keinen Antheil hat, daß ich über diesen Punkt mit mir bereits ziemlich einig bin. Damit Sie mich nicht für partheiisch halten, will ich ihn aber doch noch nicht ganz frei sprechen. Unterdessen habe ich mir schon ein paar Histörgen zusammen gedichtet, um diese Begebenheit daraus zu erklären. Das eine ist dieses. Die Frau v. W. scheinet heimlich sehr unzufrieden, daß der Major sich vorgestern um uns so geschäftig erzeigte. Wir machten in der großen Gesellschaft eine besondere kleine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0281" n="279"/>
daß der dritte Mann dabei nöthig ist. Das bedenklichste bei dieser Sache scheint dieses, daß uns Bornseil aufbürden soll, die Briefe wären ihm von einem Unbekannten gegeben worden, den er wie des Herrn v. Ln. Jäger beschreiben muß, da sie ihm doch von einem Kerl sind zugesteckt worden, den er für einen reisenden Handwerkspurschen gehalten, und da er ihm die Briefe ausgehändiget, geglaubet hat, er reichte ihm seinen Reisepaß zum Fenster hinein. Alles dieses zusammen genommen, macht mir so wahrscheinlich, daß der Major an dieser Sache keinen Antheil hat, daß ich über diesen Punkt mit mir bereits ziemlich einig bin. Damit Sie mich nicht für partheiisch halten, will ich ihn aber doch noch nicht ganz frei sprechen. Unterdessen habe ich mir schon ein paar Histörgen zusammen gedichtet, um diese Begebenheit daraus zu erklären. Das eine ist dieses. Die Frau v. W. scheinet heimlich sehr unzufrieden, daß der Major sich vorgestern um uns so geschäftig erzeigte. Wir machten in der großen Gesellschaft eine besondere kleine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0281] daß der dritte Mann dabei nöthig ist. Das bedenklichste bei dieser Sache scheint dieses, daß uns Bornseil aufbürden soll, die Briefe wären ihm von einem Unbekannten gegeben worden, den er wie des Herrn v. Ln. Jäger beschreiben muß, da sie ihm doch von einem Kerl sind zugesteckt worden, den er für einen reisenden Handwerkspurschen gehalten, und da er ihm die Briefe ausgehändiget, geglaubet hat, er reichte ihm seinen Reisepaß zum Fenster hinein. Alles dieses zusammen genommen, macht mir so wahrscheinlich, daß der Major an dieser Sache keinen Antheil hat, daß ich über diesen Punkt mit mir bereits ziemlich einig bin. Damit Sie mich nicht für partheiisch halten, will ich ihn aber doch noch nicht ganz frei sprechen. Unterdessen habe ich mir schon ein paar Histörgen zusammen gedichtet, um diese Begebenheit daraus zu erklären. Das eine ist dieses. Die Frau v. W. scheinet heimlich sehr unzufrieden, daß der Major sich vorgestern um uns so geschäftig erzeigte. Wir machten in der großen Gesellschaft eine besondere kleine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/281
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/281>, abgerufen am 21.11.2024.