Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.Doch ich habe auch noch andere Gedanken. Sollte wohl mein Oncle oder sein weiser Rathgeber an dieser Erfindung Theil haben? Lampert ist arglistig genug zu einer solchen Unternehmung, um seinen Gönner einen in seinen Augen gefährlichen Rival wegzuschaffen. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß der Major den Herrn v. N. sehr eifersüchtig gemacht hat. Wer weiß, ob uns Lampert nicht umgauckelt, ich will einmal dieses Wort den Dichtern abborgen, es drückt seine Unternehmung sehr wohl aus, und die Frau v. W. unschuldig ist. Mein Oncle hat gewiß an diesem Streiche keinen andern Antheil, als daß er seine Einwilligung zu Ausführung desselben gegeben hat, und vielleicht die Ursache ist, daß er ist ausgelacht worden. Wiewohl, es fällt mir schwer zu glauben, daß er sich aus Kargfeld herschreibt. Nun sehe ich recht deutlich ein, daß die Verwechselung der Briefe nicht dem Zufall zuzuschreiben, sondern daß dieses mit Fleiß so geschehen ist. Um aber niemanden hierüber Unrecht zu thun; so lassen Sie uns jedermann Doch ich habe auch noch andere Gedanken. Sollte wohl mein Oncle oder sein weiser Rathgeber an dieser Erfindung Theil haben? Lampert ist arglistig genug zu einer solchen Unternehmung, um seinen Gönner einen in seinen Augen gefährlichen Rival wegzuschaffen. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß der Major den Herrn v. N. sehr eifersüchtig gemacht hat. Wer weiß, ob uns Lampert nicht umgauckelt, ich will einmal dieses Wort den Dichtern abborgen, es drückt seine Unternehmung sehr wohl aus, und die Frau v. W. unschuldig ist. Mein Oncle hat gewiß an diesem Streiche keinen andern Antheil, als daß er seine Einwilligung zu Ausführung desselben gegeben hat, und vielleicht die Ursache ist, daß er ist ausgelacht worden. Wiewohl, es fällt mir schwer zu glauben, daß er sich aus Kargfeld herschreibt. Nun sehe ich recht deutlich ein, daß die Verwechselung der Briefe nicht dem Zufall zuzuschreiben, sondern daß dieses mit Fleiß so geschehen ist. Um aber niemanden hierüber Unrecht zu thun; so lassen Sie uns jedermann <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0283" n="281"/> Doch ich habe auch noch andere Gedanken. Sollte wohl mein Oncle oder sein weiser Rathgeber an dieser Erfindung Theil haben? Lampert ist arglistig genug zu einer solchen Unternehmung, um seinen Gönner einen in seinen Augen gefährlichen Rival wegzuschaffen. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß der Major den Herrn v. N. sehr eifersüchtig gemacht hat. Wer weiß, ob uns Lampert nicht umgauckelt, ich will einmal dieses Wort den Dichtern abborgen, es drückt seine Unternehmung sehr wohl aus, und die Frau v. W. unschuldig ist. Mein Oncle hat gewiß an diesem Streiche keinen andern Antheil, als daß er seine Einwilligung zu Ausführung desselben gegeben hat, und vielleicht die Ursache ist, daß er ist ausgelacht worden. Wiewohl, es fällt mir schwer zu glauben, daß er sich aus Kargfeld herschreibt. Nun sehe ich recht deutlich ein, daß die Verwechselung der Briefe nicht dem Zufall zuzuschreiben, sondern daß dieses mit Fleiß so geschehen ist. Um aber niemanden hierüber Unrecht zu thun; so lassen Sie uns jedermann </p> </div> </body> </text> </TEI> [281/0283]
Doch ich habe auch noch andere Gedanken. Sollte wohl mein Oncle oder sein weiser Rathgeber an dieser Erfindung Theil haben? Lampert ist arglistig genug zu einer solchen Unternehmung, um seinen Gönner einen in seinen Augen gefährlichen Rival wegzuschaffen. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß der Major den Herrn v. N. sehr eifersüchtig gemacht hat. Wer weiß, ob uns Lampert nicht umgauckelt, ich will einmal dieses Wort den Dichtern abborgen, es drückt seine Unternehmung sehr wohl aus, und die Frau v. W. unschuldig ist. Mein Oncle hat gewiß an diesem Streiche keinen andern Antheil, als daß er seine Einwilligung zu Ausführung desselben gegeben hat, und vielleicht die Ursache ist, daß er ist ausgelacht worden. Wiewohl, es fällt mir schwer zu glauben, daß er sich aus Kargfeld herschreibt. Nun sehe ich recht deutlich ein, daß die Verwechselung der Briefe nicht dem Zufall zuzuschreiben, sondern daß dieses mit Fleiß so geschehen ist. Um aber niemanden hierüber Unrecht zu thun; so lassen Sie uns jedermann
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