Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.Salmonet. Was denn? Lampert. Gönnen sie mir doch wenigstens nur eine kleine Bedenkzeit, um bei einer Sache voll solcher Wichtigkeit eine feste Entschließung zu fassen. Erlauben sie, daß ich einen kleinen Abtritt nehme. Salmonet. Richten sie alles nach ihren Gefallen ein, bester Freund, ich verstatte ihnen diesen Zeitraum gar gerne, die Sache zu überlegen, bringen sie nur eine mir gefällige Entschlüßung zurück. Lampert ging hierauf in das Nebenzimmer, wir hörten kurz hernach seine Stimme. Der Baron winkte uns, daß wir stille seyn sollten, er nahm seine Schreibtafel und lehnte sich an die Thür. Hier ist es, was er von dem Selbstgespräche des Magisters aufgeschrieben hat, man konnte nicht alles vernehmen. Nein! Jedermann würde mich verachten - Welcher Unterschied unter den Menschen! Grandison der Menschenfreund. Ehre genug seinetwegen ein Märtyrer zu seyn! Salmonet. Was denn? Lampert. Gönnen sie mir doch wenigstens nur eine kleine Bedenkzeit, um bei einer Sache voll solcher Wichtigkeit eine feste Entschließung zu fassen. Erlauben sie, daß ich einen kleinen Abtritt nehme. Salmonet. Richten sie alles nach ihren Gefallen ein, bester Freund, ich verstatte ihnen diesen Zeitraum gar gerne, die Sache zu überlegen, bringen sie nur eine mir gefällige Entschlüßung zurück. Lampert ging hierauf in das Nebenzimmer, wir hörten kurz hernach seine Stimme. Der Baron winkte uns, daß wir stille seyn sollten, er nahm seine Schreibtafel und lehnte sich an die Thür. Hier ist es, was er von dem Selbstgespräche des Magisters aufgeschrieben hat, man konnte nicht alles vernehmen. Nein! Jedermann würde mich verachten – Welcher Unterschied unter den Menschen! Grandison der Menschenfreund. Ehre genug seinetwegen ein Märtyrer zu seyn! <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0332" n="330"/> <p><hi rendition="#fr">Salmonet</hi>. Was denn?</p> <p><hi rendition="#fr">Lampert</hi>. Gönnen sie mir doch wenigstens nur eine kleine Bedenkzeit, um bei einer Sache voll solcher Wichtigkeit eine feste Entschließung zu fassen. Erlauben sie, daß ich einen kleinen Abtritt nehme.</p> <p><hi rendition="#fr">Salmonet</hi>. Richten sie alles nach ihren Gefallen ein, bester Freund, ich verstatte ihnen diesen Zeitraum gar gerne, die Sache zu überlegen, bringen sie nur eine mir gefällige Entschlüßung zurück.</p> <p>Lampert ging hierauf in das Nebenzimmer, wir hörten kurz hernach seine Stimme. Der Baron winkte uns, daß wir stille seyn sollten, er nahm seine Schreibtafel und lehnte sich an die Thür. Hier ist es, was er von dem Selbstgespräche des Magisters aufgeschrieben hat, man konnte nicht alles vernehmen.</p> <p>Nein! Jedermann würde mich verachten – Welcher Unterschied unter den Menschen! Grandison der Menschenfreund. Ehre genug seinetwegen ein Märtyrer zu seyn! </p> </div> </body> </text> </TEI> [330/0332]
Salmonet. Was denn?
Lampert. Gönnen sie mir doch wenigstens nur eine kleine Bedenkzeit, um bei einer Sache voll solcher Wichtigkeit eine feste Entschließung zu fassen. Erlauben sie, daß ich einen kleinen Abtritt nehme.
Salmonet. Richten sie alles nach ihren Gefallen ein, bester Freund, ich verstatte ihnen diesen Zeitraum gar gerne, die Sache zu überlegen, bringen sie nur eine mir gefällige Entschlüßung zurück.
Lampert ging hierauf in das Nebenzimmer, wir hörten kurz hernach seine Stimme. Der Baron winkte uns, daß wir stille seyn sollten, er nahm seine Schreibtafel und lehnte sich an die Thür. Hier ist es, was er von dem Selbstgespräche des Magisters aufgeschrieben hat, man konnte nicht alles vernehmen.
Nein! Jedermann würde mich verachten – Welcher Unterschied unter den Menschen! Grandison der Menschenfreund. Ehre genug seinetwegen ein Märtyrer zu seyn!
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