Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

unsern Oncle, um seine Gesinnungen auszuforschen. Er blieb dabei, daß er sich nicht in einen Zwiekampf mit seinem Gegner einlassen würde: er wäre aber entschlossen, in Schönthal zu erscheinen, um ihm, nach dem Beispiele seines Freundes, aus vernünftigen Gründen, die Thorheit eines Duells darzuthun, und ihn durch Gelassenheit und Großmuth zu überwinden. Der Baron suchte ihn in diesem Vorhaben zu stärken. Da er gieng, begleitete ihn der Magister Lampert, und sagte ihm ins Ohr: es würde wohl gethan seyn, wenn der Baron zu seiner eigenen Sicherheit bei einer Sache, wo Mord und eine Inquisition auf die Hitze folgen könnte, einen Geschwindschreiber irgends wohin versteckte, der die Unterredung seines Gönners und des Majors nachschreibe. Der Baron hatte diesen Vorsatz schon lange gefaßt, aber nicht aus der Beisorge, daß im Fall ein Unglück entstünde, er den Rücken frei behielt, und seine Unschuld in der Sache dadurch darthun könnte, denn dieses befürchte er eben nicht: sondern er wollte es nur um

unsern Oncle, um seine Gesinnungen auszuforschen. Er blieb dabei, daß er sich nicht in einen Zwiekampf mit seinem Gegner einlassen würde: er wäre aber entschlossen, in Schönthal zu erscheinen, um ihm, nach dem Beispiele seines Freundes, aus vernünftigen Gründen, die Thorheit eines Duells darzuthun, und ihn durch Gelassenheit und Großmuth zu überwinden. Der Baron suchte ihn in diesem Vorhaben zu stärken. Da er gieng, begleitete ihn der Magister Lampert, und sagte ihm ins Ohr: es würde wohl gethan seyn, wenn der Baron zu seiner eigenen Sicherheit bei einer Sache, wo Mord und eine Inquisition auf die Hitze folgen könnte, einen Geschwindschreiber irgends wohin versteckte, der die Unterredung seines Gönners und des Majors nachschreibe. Der Baron hatte diesen Vorsatz schon lange gefaßt, aber nicht aus der Beisorge, daß im Fall ein Unglück entstünde, er den Rücken frei behielt, und seine Unschuld in der Sache dadurch darthun könnte, denn dieses befürchte er eben nicht: sondern er wollte es nur um

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="84"/>
unsern Oncle, um seine Gesinnungen auszuforschen. Er blieb dabei, daß er sich nicht in einen Zwiekampf mit seinem Gegner einlassen würde: er wäre aber entschlossen, in Schönthal zu erscheinen, um ihm, nach dem Beispiele seines Freundes, aus vernünftigen Gründen, die Thorheit eines Duells darzuthun, und ihn durch Gelassenheit und Großmuth zu überwinden. Der Baron suchte ihn in diesem Vorhaben zu stärken. Da er gieng, begleitete ihn der Magister Lampert, und sagte ihm ins Ohr: es würde wohl gethan seyn, wenn der Baron zu seiner eigenen Sicherheit bei einer Sache, wo Mord und eine Inquisition auf die Hitze folgen könnte, einen Geschwindschreiber irgends wohin versteckte, der die Unterredung seines Gönners und des Majors nachschreibe. Der Baron hatte diesen Vorsatz schon lange gefaßt, aber nicht aus der Beisorge, daß im Fall ein Unglück entstünde, er den Rücken frei behielt, und seine Unschuld in der Sache dadurch darthun könnte, denn dieses befürchte er eben nicht: sondern er wollte es nur um
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0086] unsern Oncle, um seine Gesinnungen auszuforschen. Er blieb dabei, daß er sich nicht in einen Zwiekampf mit seinem Gegner einlassen würde: er wäre aber entschlossen, in Schönthal zu erscheinen, um ihm, nach dem Beispiele seines Freundes, aus vernünftigen Gründen, die Thorheit eines Duells darzuthun, und ihn durch Gelassenheit und Großmuth zu überwinden. Der Baron suchte ihn in diesem Vorhaben zu stärken. Da er gieng, begleitete ihn der Magister Lampert, und sagte ihm ins Ohr: es würde wohl gethan seyn, wenn der Baron zu seiner eigenen Sicherheit bei einer Sache, wo Mord und eine Inquisition auf die Hitze folgen könnte, einen Geschwindschreiber irgends wohin versteckte, der die Unterredung seines Gönners und des Majors nachschreibe. Der Baron hatte diesen Vorsatz schon lange gefaßt, aber nicht aus der Beisorge, daß im Fall ein Unglück entstünde, er den Rücken frei behielt, und seine Unschuld in der Sache dadurch darthun könnte, denn dieses befürchte er eben nicht: sondern er wollte es nur um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/86
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/86>, abgerufen am 21.11.2024.