Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

diese gelehrte Gesellschaft aus ganz verschiedenen Gliedern bestehet; die ansehnlichsten sind in keinem Theile der Welt anzutreffen, außer nur in einem Romane. Doch wenn diese ehrlichen Leute wirklich wären, so würden sie sich sehr wundern, daß unsere Schulmeister und Verwalter von ihnen Collegen sind. Ich habe dieses schon dem Baron vorgeworfen, der auch ein Ehrenmitglied dieser Gesellschaft abgeben wird, er hat mir aber versichert, daß im Reiche der Gelehrten, in so fern sie nur als Gelehrte betrachtet werden, kein Rang beobachtet würde, sondern daß diese Herren auf einen Fuß mit einander lebten, wie die alten Lacedämonier oder die Brüdergemeine zu Herrenhuth, daher käme es, daß der Geringste in der gelehrten Republick, den angesehensten auf einen gelehrten Zwiekampf herausfordern dürfte, welches sich oft zutrüge; die gelehrten Cavaliers bleiben einander mit der Feder so wenig schuldig als die Adlichen mit dem Degen. In so ferne er sich als einen Gelehrten betrachtete,

diese gelehrte Gesellschaft aus ganz verschiedenen Gliedern bestehet; die ansehnlichsten sind in keinem Theile der Welt anzutreffen, außer nur in einem Romane. Doch wenn diese ehrlichen Leute wirklich wären, so würden sie sich sehr wundern, daß unsere Schulmeister und Verwalter von ihnen Collegen sind. Ich habe dieses schon dem Baron vorgeworfen, der auch ein Ehrenmitglied dieser Gesellschaft abgeben wird, er hat mir aber versichert, daß im Reiche der Gelehrten, in so fern sie nur als Gelehrte betrachtet werden, kein Rang beobachtet würde, sondern daß diese Herren auf einen Fuß mit einander lebten, wie die alten Lacedämonier oder die Brüdergemeine zu Herrenhuth, daher käme es, daß der Geringste in der gelehrten Republick, den angesehensten auf einen gelehrten Zwiekampf herausfordern dürfte, welches sich oft zutrüge; die gelehrten Cavaliers bleiben einander mit der Feder so wenig schuldig als die Adlichen mit dem Degen. In so ferne er sich als einen Gelehrten betrachtete,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0109" n="107"/>
diese gelehrte Gesellschaft aus ganz verschiedenen Gliedern bestehet; die ansehnlichsten sind in keinem Theile der Welt anzutreffen, außer nur in einem Romane. Doch wenn diese ehrlichen Leute wirklich wären, so würden sie sich sehr wundern, daß unsere Schulmeister und Verwalter von ihnen Collegen sind. Ich habe dieses schon dem Baron vorgeworfen, der auch ein Ehrenmitglied dieser Gesellschaft abgeben wird, er hat mir aber versichert, daß im Reiche der Gelehrten, in so fern sie nur als Gelehrte betrachtet werden, kein Rang beobachtet würde, sondern daß diese Herren auf einen Fuß mit einander lebten, wie die alten Lacedämonier oder die Brüdergemeine zu Herrenhuth, daher käme es, daß der Geringste in der gelehrten Republick, den angesehensten auf einen gelehrten Zwiekampf herausfordern dürfte, welches sich oft zutrüge; die gelehrten Cavaliers bleiben einander mit der Feder so wenig schuldig als die Adlichen mit dem Degen. In so ferne er sich als einen Gelehrten betrachtete,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0109] diese gelehrte Gesellschaft aus ganz verschiedenen Gliedern bestehet; die ansehnlichsten sind in keinem Theile der Welt anzutreffen, außer nur in einem Romane. Doch wenn diese ehrlichen Leute wirklich wären, so würden sie sich sehr wundern, daß unsere Schulmeister und Verwalter von ihnen Collegen sind. Ich habe dieses schon dem Baron vorgeworfen, der auch ein Ehrenmitglied dieser Gesellschaft abgeben wird, er hat mir aber versichert, daß im Reiche der Gelehrten, in so fern sie nur als Gelehrte betrachtet werden, kein Rang beobachtet würde, sondern daß diese Herren auf einen Fuß mit einander lebten, wie die alten Lacedämonier oder die Brüdergemeine zu Herrenhuth, daher käme es, daß der Geringste in der gelehrten Republick, den angesehensten auf einen gelehrten Zwiekampf herausfordern dürfte, welches sich oft zutrüge; die gelehrten Cavaliers bleiben einander mit der Feder so wenig schuldig als die Adlichen mit dem Degen. In so ferne er sich als einen Gelehrten betrachtete,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/109
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/109>, abgerufen am 21.11.2024.