Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

gewidmet haben, anzulegen, darinne junge Leute so lange unterwiesen werden könnten, bis sie heirathen. Insonderheit sollte man sich des schönen Geschlechts besser annehmen, an jedem Orte sollte für erwachsene Mädchen eine besondere Schule angeleget werden, darinnen diese edlen Creaturen so lange einen Unterricht genössen, bis die Umstände sie nöthigten, einen eignen Haushalt zu führen. Sie sollten in der Haushaltungskunst, in der Weltweisheit, Historie, Poesie und andern dahin einschlagenden und dem weiblichen Geschlecht anständigen Künsten und Wissenschaften, theoretisch und praktisch geübt werden, damit der Aberglaube, der diesem Geschlechte unsern erleuchteten Zeiten zur Schande noch so sehr anhänget, ausgerottet würde, und sie von ihren Pflichten, davon diese Hälfte des menschlichen Geschlechts noch so seichte und unvollständige Begriffe hat, eine vollkommenere Känntniß erhielte. Ich wollte mich selbst einer so nützlichen Bemühung gern unterziehen, und mit Vergnügen als einen Lehrer

gewidmet haben, anzulegen, darinne junge Leute so lange unterwiesen werden könnten, bis sie heirathen. Insonderheit sollte man sich des schönen Geschlechts besser annehmen, an jedem Orte sollte für erwachsene Mädchen eine besondere Schule angeleget werden, darinnen diese edlen Creaturen so lange einen Unterricht genössen, bis die Umstände sie nöthigten, einen eignen Haushalt zu führen. Sie sollten in der Haushaltungskunst, in der Weltweisheit, Historie, Poesie und andern dahin einschlagenden und dem weiblichen Geschlecht anständigen Künsten und Wissenschaften, theoretisch und praktisch geübt werden, damit der Aberglaube, der diesem Geschlechte unsern erleuchteten Zeiten zur Schande noch so sehr anhänget, ausgerottet würde, und sie von ihren Pflichten, davon diese Hälfte des menschlichen Geschlechts noch so seichte und unvollständige Begriffe hat, eine vollkommenere Känntniß erhielte. Ich wollte mich selbst einer so nützlichen Bemühung gern unterziehen, und mit Vergnügen als einen Lehrer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0119" n="117"/>
gewidmet haben, anzulegen, darinne junge Leute so lange unterwiesen werden könnten, bis sie heirathen. Insonderheit sollte man sich des schönen Geschlechts besser annehmen, an jedem Orte sollte für erwachsene Mädchen eine besondere Schule angeleget werden, darinnen diese edlen Creaturen so lange einen Unterricht genössen, bis die Umstände sie nöthigten, einen eignen Haushalt zu führen. Sie sollten in der Haushaltungskunst, in der Weltweisheit, Historie, Poesie und andern dahin einschlagenden und dem weiblichen Geschlecht anständigen Künsten und Wissenschaften, theoretisch und praktisch geübt werden, damit der Aberglaube, der diesem Geschlechte unsern erleuchteten Zeiten zur Schande noch so sehr anhänget, ausgerottet würde, und sie von ihren Pflichten, davon diese Hälfte des menschlichen Geschlechts noch so seichte und unvollständige Begriffe hat, eine vollkommenere Känntniß erhielte. Ich wollte mich selbst einer so nützlichen Bemühung gern unterziehen, und mit Vergnügen als einen Lehrer
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0119] gewidmet haben, anzulegen, darinne junge Leute so lange unterwiesen werden könnten, bis sie heirathen. Insonderheit sollte man sich des schönen Geschlechts besser annehmen, an jedem Orte sollte für erwachsene Mädchen eine besondere Schule angeleget werden, darinnen diese edlen Creaturen so lange einen Unterricht genössen, bis die Umstände sie nöthigten, einen eignen Haushalt zu führen. Sie sollten in der Haushaltungskunst, in der Weltweisheit, Historie, Poesie und andern dahin einschlagenden und dem weiblichen Geschlecht anständigen Künsten und Wissenschaften, theoretisch und praktisch geübt werden, damit der Aberglaube, der diesem Geschlechte unsern erleuchteten Zeiten zur Schande noch so sehr anhänget, ausgerottet würde, und sie von ihren Pflichten, davon diese Hälfte des menschlichen Geschlechts noch so seichte und unvollständige Begriffe hat, eine vollkommenere Känntniß erhielte. Ich wollte mich selbst einer so nützlichen Bemühung gern unterziehen, und mit Vergnügen als einen Lehrer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/119
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/119>, abgerufen am 05.05.2024.