Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.Entwurf einer Frauenzimmerakademie, der Ihnen angedichtet wird, macht den seinigen sehr lächerlich, und wenn er dieses nicht einsiehet, so hat er nicht Ursache sich für scharfsinnig zu halten: wenn er es aber merkt, daß er Ihnen nur zum Spiele dienen muß, woran ich nicht zweifele: so wird alles dadurch rückgängig werden, und Sie kommen um alle die schönen Reden, die Sie erwarten. Jetzt hat mich eben der hiesige Cantor verlassen, der mich, wie Sie wissen, im Clavier unterrichtet, ich bin dadurch an der Vollendung meines Briefes gehindert worden, und nun mag er auch eine Stelle darinne einnehmen. Er entdeckte mir als ein großes Geheimniß und mit einer Freude, der keine gleich ist, daß er mich am längsten wurde unterrichtet haben; er hätte einen anderweitigen Ruf zu einem großen Ehrenamte. Ich glaubte, daß ihm eine andere Gemeinde zum Schulmeister verlangte und wünschte ihm hierzu Glück: er eröffnete mir aber, daß er, so viel Entwurf einer Frauenzimmerakademie, der Ihnen angedichtet wird, macht den seinigen sehr lächerlich, und wenn er dieses nicht einsiehet, so hat er nicht Ursache sich für scharfsinnig zu halten: wenn er es aber merkt, daß er Ihnen nur zum Spiele dienen muß, woran ich nicht zweifele: so wird alles dadurch rückgängig werden, und Sie kommen um alle die schönen Reden, die Sie erwarten. Jetzt hat mich eben der hiesige Cantor verlassen, der mich, wie Sie wissen, im Clavier unterrichtet, ich bin dadurch an der Vollendung meines Briefes gehindert worden, und nun mag er auch eine Stelle darinne einnehmen. Er entdeckte mir als ein großes Geheimniß und mit einer Freude, der keine gleich ist, daß er mich am längsten wurde unterrichtet haben; er hätte einen anderweitigen Ruf zu einem großen Ehrenamte. Ich glaubte, daß ihm eine andere Gemeinde zum Schulmeister verlangte und wünschte ihm hierzu Glück: er eröffnete mir aber, daß er, so viel <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0158" n="156"/> Entwurf einer Frauenzimmerakademie, der Ihnen angedichtet wird, macht den seinigen sehr lächerlich, und wenn er dieses nicht einsiehet, so hat er nicht Ursache sich für scharfsinnig zu halten: wenn er es aber merkt, daß er Ihnen nur zum Spiele dienen muß, woran ich nicht zweifele: so wird alles dadurch rückgängig werden, und Sie kommen um alle die schönen Reden, die Sie erwarten.</p> <p>Jetzt hat mich eben der hiesige Cantor verlassen, der mich, wie Sie wissen, im Clavier unterrichtet, ich bin dadurch an der Vollendung meines Briefes gehindert worden, und nun mag er auch eine Stelle darinne einnehmen. Er entdeckte mir als ein großes Geheimniß und mit einer Freude, der keine gleich ist, daß er mich am längsten wurde unterrichtet haben; er hätte einen anderweitigen Ruf zu einem großen Ehrenamte. Ich glaubte, daß ihm eine andere Gemeinde zum Schulmeister verlangte und wünschte ihm hierzu Glück: er eröffnete mir aber, daß er, so viel </p> </div> </body> </text> </TEI> [156/0158]
Entwurf einer Frauenzimmerakademie, der Ihnen angedichtet wird, macht den seinigen sehr lächerlich, und wenn er dieses nicht einsiehet, so hat er nicht Ursache sich für scharfsinnig zu halten: wenn er es aber merkt, daß er Ihnen nur zum Spiele dienen muß, woran ich nicht zweifele: so wird alles dadurch rückgängig werden, und Sie kommen um alle die schönen Reden, die Sie erwarten.
Jetzt hat mich eben der hiesige Cantor verlassen, der mich, wie Sie wissen, im Clavier unterrichtet, ich bin dadurch an der Vollendung meines Briefes gehindert worden, und nun mag er auch eine Stelle darinne einnehmen. Er entdeckte mir als ein großes Geheimniß und mit einer Freude, der keine gleich ist, daß er mich am längsten wurde unterrichtet haben; er hätte einen anderweitigen Ruf zu einem großen Ehrenamte. Ich glaubte, daß ihm eine andere Gemeinde zum Schulmeister verlangte und wünschte ihm hierzu Glück: er eröffnete mir aber, daß er, so viel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |