Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

geringe Ehre, das kann er glauben, dem Herrn Pfarr ist solche nicht ertheilet worden, und wenn er es genau suchen wollte, so müßte ihn dieser, außer auf den Amtwegen, zur rechten Hand gehen lassen, künftige Mittwoche kann er sich in seinem schwarzen Mantel hier einfinden. Es versteht sich von selbst, daß er sich so schön anputzen muß als wenn er zur Hochzeit bitten wollte. Damit ihm auch sogleich, beim Eintritt in die Akademie, eine Ehre widerfähret, so habe ich den Auftrag, ihm hierdurch anzukündigen, daß er auf diesen Tag eine Vorlesung halten soll, und zwar, weil man sich wegen seines gelehrten Namens viel von ihm verspricht, so wird ihm aufgegeben, eine Lobrede auf den selgen Herrn Händel, königlich-großbrittannischen Hof- und Leibmusikus, welcher vor einiger Zeit ad Patres gegangen ist, zu halten, worinne er zugleich erweisen kann, daß die Natur, und nicht die Kunst, einen Virtuosen bildet. Er wird sich hoffentlich befleißigen, diese Rede so auszuarbeiten, daß sie allenfalls dem Drucke

geringe Ehre, das kann er glauben, dem Herrn Pfarr ist solche nicht ertheilet worden, und wenn er es genau suchen wollte, so müßte ihn dieser, außer auf den Amtwegen, zur rechten Hand gehen lassen, künftige Mittwoche kann er sich in seinem schwarzen Mantel hier einfinden. Es versteht sich von selbst, daß er sich so schön anputzen muß als wenn er zur Hochzeit bitten wollte. Damit ihm auch sogleich, beim Eintritt in die Akademie, eine Ehre widerfähret, so habe ich den Auftrag, ihm hierdurch anzukündigen, daß er auf diesen Tag eine Vorlesung halten soll, und zwar, weil man sich wegen seines gelehrten Namens viel von ihm verspricht, so wird ihm aufgegeben, eine Lobrede auf den selgen Herrn Händel, königlich-großbrittannischen Hof- und Leibmusikus, welcher vor einiger Zeit ad Patres gegangen ist, zu halten, worinne er zugleich erweisen kann, daß die Natur, und nicht die Kunst, einen Virtuosen bildet. Er wird sich hoffentlich befleißigen, diese Rede so auszuarbeiten, daß sie allenfalls dem Drucke

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0167" n="165"/>
geringe Ehre, das kann er glauben, dem Herrn Pfarr ist solche nicht ertheilet worden, und wenn er es genau suchen wollte, so müßte ihn dieser, außer auf den Amtwegen, zur rechten Hand gehen lassen, künftige Mittwoche kann er sich in seinem schwarzen Mantel hier einfinden. Es versteht sich von selbst, daß er sich so schön anputzen muß als wenn er zur Hochzeit bitten wollte. Damit ihm auch sogleich, beim Eintritt in die Akademie, eine Ehre widerfähret, so habe ich den Auftrag, ihm hierdurch anzukündigen, daß er auf diesen Tag eine Vorlesung halten soll, und zwar, weil man sich wegen seines gelehrten Namens viel von ihm verspricht, so wird ihm aufgegeben, eine Lobrede auf den selgen Herrn Händel, königlich-großbrittannischen Hof- und Leibmusikus, welcher vor einiger Zeit <hi rendition="#aq">ad Patres</hi> gegangen ist, zu halten, worinne er zugleich erweisen kann, daß die Natur, und nicht die Kunst, einen Virtuosen bildet. Er wird sich hoffentlich befleißigen, diese Rede so auszuarbeiten, daß sie allenfalls dem Drucke
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0167] geringe Ehre, das kann er glauben, dem Herrn Pfarr ist solche nicht ertheilet worden, und wenn er es genau suchen wollte, so müßte ihn dieser, außer auf den Amtwegen, zur rechten Hand gehen lassen, künftige Mittwoche kann er sich in seinem schwarzen Mantel hier einfinden. Es versteht sich von selbst, daß er sich so schön anputzen muß als wenn er zur Hochzeit bitten wollte. Damit ihm auch sogleich, beim Eintritt in die Akademie, eine Ehre widerfähret, so habe ich den Auftrag, ihm hierdurch anzukündigen, daß er auf diesen Tag eine Vorlesung halten soll, und zwar, weil man sich wegen seines gelehrten Namens viel von ihm verspricht, so wird ihm aufgegeben, eine Lobrede auf den selgen Herrn Händel, königlich-großbrittannischen Hof- und Leibmusikus, welcher vor einiger Zeit ad Patres gegangen ist, zu halten, worinne er zugleich erweisen kann, daß die Natur, und nicht die Kunst, einen Virtuosen bildet. Er wird sich hoffentlich befleißigen, diese Rede so auszuarbeiten, daß sie allenfalls dem Drucke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/167
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/167>, abgerufen am 23.11.2024.