Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.uns gleichfalls angetrieben, nur die wichtigsten zu untersuchen. Es ist bekannt, und zum Theil schon oben angeführet, daß die Mode nicht nur mit den Lehrsätzen der Gelehrten, sondern auch mit dem äußerlichen Ansehen derselben, oft wunderlich gespielet hat, besonders hat sie sich belustiget, das Haupt dieser ehrwürdigen Leute, worinne sie den köstlichen Schatz der Gelehrsamkeit bewahren, bald auf diese bald auf jene Art zu schmücken, daß es auch einem Protheus schwer fallen sollte, diese verschiedenen Gestalten alle nachzumachen. Jedes Jahrhundert hat die Gelehrten in einer andern, ja wohl gar in verschiedenen Gestalten gesehen. Einmal sind sie in langen Bärten und herabhangenden, ungekämmten Haaren erschienen, ein ander mal sind beide abgestutzt worden, wieder zu einer andern Zeit hat man Scheitel und Kinn beschoren. Bald haben sie durch Zipfelperucken und Schnurrbärte sich ein Ansehen gegeben; bald hat sie ein kleines Zwickbärtgen geschmückt; ein andermal haben sie den uns gleichfalls angetrieben, nur die wichtigsten zu untersuchen. Es ist bekannt, und zum Theil schon oben angeführet, daß die Mode nicht nur mit den Lehrsätzen der Gelehrten, sondern auch mit dem äußerlichen Ansehen derselben, oft wunderlich gespielet hat, besonders hat sie sich belustiget, das Haupt dieser ehrwürdigen Leute, worinne sie den köstlichen Schatz der Gelehrsamkeit bewahren, bald auf diese bald auf jene Art zu schmücken, daß es auch einem Protheus schwer fallen sollte, diese verschiedenen Gestalten alle nachzumachen. Jedes Jahrhundert hat die Gelehrten in einer andern, ja wohl gar in verschiedenen Gestalten gesehen. Einmal sind sie in langen Bärten und herabhangenden, ungekämmten Haaren erschienen, ein ander mal sind beide abgestutzt worden, wieder zu einer andern Zeit hat man Scheitel und Kinn beschoren. Bald haben sie durch Zipfelperucken und Schnurrbärte sich ein Ansehen gegeben; bald hat sie ein kleines Zwickbärtgen geschmückt; ein andermal haben sie den <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="175"/> uns gleichfalls angetrieben, nur die wichtigsten zu untersuchen. Es ist bekannt, und zum Theil schon oben angeführet, daß die Mode nicht nur mit den Lehrsätzen der Gelehrten, sondern auch mit dem äußerlichen Ansehen derselben, oft wunderlich gespielet hat, besonders hat sie sich belustiget, das Haupt dieser ehrwürdigen Leute, worinne sie den köstlichen Schatz der Gelehrsamkeit bewahren, bald auf diese bald auf jene Art zu schmücken, daß es auch einem Protheus schwer fallen sollte, diese verschiedenen Gestalten alle nachzumachen. Jedes Jahrhundert hat die Gelehrten in einer andern, ja wohl gar in verschiedenen Gestalten gesehen. Einmal sind sie in langen Bärten und herabhangenden, ungekämmten Haaren erschienen, ein ander mal sind beide abgestutzt worden, wieder zu einer andern Zeit hat man Scheitel und Kinn beschoren. Bald haben sie durch Zipfelperucken und Schnurrbärte sich ein Ansehen gegeben; bald hat sie ein kleines Zwickbärtgen geschmückt; ein andermal haben sie den </p> </div> </body> </text> </TEI> [175/0177]
uns gleichfalls angetrieben, nur die wichtigsten zu untersuchen. Es ist bekannt, und zum Theil schon oben angeführet, daß die Mode nicht nur mit den Lehrsätzen der Gelehrten, sondern auch mit dem äußerlichen Ansehen derselben, oft wunderlich gespielet hat, besonders hat sie sich belustiget, das Haupt dieser ehrwürdigen Leute, worinne sie den köstlichen Schatz der Gelehrsamkeit bewahren, bald auf diese bald auf jene Art zu schmücken, daß es auch einem Protheus schwer fallen sollte, diese verschiedenen Gestalten alle nachzumachen. Jedes Jahrhundert hat die Gelehrten in einer andern, ja wohl gar in verschiedenen Gestalten gesehen. Einmal sind sie in langen Bärten und herabhangenden, ungekämmten Haaren erschienen, ein ander mal sind beide abgestutzt worden, wieder zu einer andern Zeit hat man Scheitel und Kinn beschoren. Bald haben sie durch Zipfelperucken und Schnurrbärte sich ein Ansehen gegeben; bald hat sie ein kleines Zwickbärtgen geschmückt; ein andermal haben sie den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |