Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

durchaus haben, daß jedes von der Gesellschaft sich einen Spahn zum Andenken der feierlichen Eröffnung der Julianenakademie, auflesen und behalten sollte. Weil aber niemand nach dieser Seltenheit ein Verlangen bezeigte: so wurden sie ihm insgesammt verehret, um sie als eine Rarität aufzuheben, oder sie dem Apoll als ein Opfer anzuzünden, damit dieser den Lehrstuhl der Akademie in Schutz nähme, auf daß alle, die sich davon hören ließen, den Beifall der Zuhörer sich versprechen könnten. Eine solche Zauberei wäre sehr nöthig, denn alle Mitglieder werden natürlicher Weise ihre Zuhörer niemals rühren. Nach dieser Ceremonie wurde eine andere vollbracht. Ein Cranz von Buchsbaum, in Ermangelung frischer Eichenblätter, welche im Winter nicht wohl zu haben sind, wurde in das Zimmer gebracht, an welchen Fräulein Julgen und ich einige Bänder knüpfen sollten, und welcher hernach über den Lehrstuhl, gerade über dem Haupte der Redner, sollte aufgehangen werden. Allein ob

durchaus haben, daß jedes von der Gesellschaft sich einen Spahn zum Andenken der feierlichen Eröffnung der Julianenakademie, auflesen und behalten sollte. Weil aber niemand nach dieser Seltenheit ein Verlangen bezeigte: so wurden sie ihm insgesammt verehret, um sie als eine Rarität aufzuheben, oder sie dem Apoll als ein Opfer anzuzünden, damit dieser den Lehrstuhl der Akademie in Schutz nähme, auf daß alle, die sich davon hören ließen, den Beifall der Zuhörer sich versprechen könnten. Eine solche Zauberei wäre sehr nöthig, denn alle Mitglieder werden natürlicher Weise ihre Zuhörer niemals rühren. Nach dieser Ceremonie wurde eine andere vollbracht. Ein Cranz von Buchsbaum, in Ermangelung frischer Eichenblätter, welche im Winter nicht wohl zu haben sind, wurde in das Zimmer gebracht, an welchen Fräulein Julgen und ich einige Bänder knüpfen sollten, und welcher hernach über den Lehrstuhl, gerade über dem Haupte der Redner, sollte aufgehangen werden. Allein ob

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0199" n="197"/>
durchaus haben, daß jedes von der Gesellschaft sich einen Spahn zum Andenken der feierlichen Eröffnung der Julianenakademie, auflesen und behalten sollte. Weil aber niemand nach dieser Seltenheit ein Verlangen bezeigte: so wurden sie ihm insgesammt verehret, um sie als eine Rarität aufzuheben, oder sie dem Apoll als ein Opfer anzuzünden, damit dieser den Lehrstuhl der Akademie in Schutz nähme, auf daß alle, die sich davon hören ließen, den Beifall der Zuhörer sich versprechen könnten. Eine solche Zauberei wäre sehr nöthig, denn alle Mitglieder werden natürlicher Weise ihre Zuhörer niemals rühren. Nach dieser Ceremonie wurde eine andere vollbracht. Ein Cranz von Buchsbaum, in Ermangelung frischer Eichenblätter, welche im Winter nicht wohl zu haben sind, wurde in das Zimmer gebracht, an welchen Fräulein Julgen und ich einige Bänder knüpfen sollten, und welcher hernach über den Lehrstuhl, gerade über dem Haupte der Redner, sollte aufgehangen werden. Allein ob
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0199] durchaus haben, daß jedes von der Gesellschaft sich einen Spahn zum Andenken der feierlichen Eröffnung der Julianenakademie, auflesen und behalten sollte. Weil aber niemand nach dieser Seltenheit ein Verlangen bezeigte: so wurden sie ihm insgesammt verehret, um sie als eine Rarität aufzuheben, oder sie dem Apoll als ein Opfer anzuzünden, damit dieser den Lehrstuhl der Akademie in Schutz nähme, auf daß alle, die sich davon hören ließen, den Beifall der Zuhörer sich versprechen könnten. Eine solche Zauberei wäre sehr nöthig, denn alle Mitglieder werden natürlicher Weise ihre Zuhörer niemals rühren. Nach dieser Ceremonie wurde eine andere vollbracht. Ein Cranz von Buchsbaum, in Ermangelung frischer Eichenblätter, welche im Winter nicht wohl zu haben sind, wurde in das Zimmer gebracht, an welchen Fräulein Julgen und ich einige Bänder knüpfen sollten, und welcher hernach über den Lehrstuhl, gerade über dem Haupte der Redner, sollte aufgehangen werden. Allein ob

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/199
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/199>, abgerufen am 07.05.2024.