Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

ferner fallen unter den Spott der gelehrten Zeitungsschreiber, wenn sie erfahren würden daß ein Magister eben das unternommen und ausgeführet hätte, was Kaisern und Königen schweer worden wäre: so würden sie, aus Neid, ihn dergestalt zwischen die satirischen Sporen fassen, daß er alle seine philosophische Gelassenheit würde aufbiethen müssen, um bei diesen Anfällen gleichgültig zu seyn. Doch wie er ohne sonderlichen Schaden und ohne jemands Hülfe wieder aufgestanden wäre: so würde seine Ehre und guter Name bei dem Wachsthum der Akademie auch wieder empor steigen und über alle Neider und Misgünstige triumphiren. Uebrigens fügte er hinzu, wollte er nicht viel Geld nehmen und diesen Fall nicht gethan haben: die Alten hätten sich allezeit gewünscht, daß bei einem außerordentlichen Glücke sie auch ein kleines Unglück beträfe, und wenn ihnen dieses nicht von freien Stücken zugestoßen wäre, so hätten sie sich selbst einen Verdruß oder Schaden verursachet, um die Götter dadurch abzuhalten

ferner fallen unter den Spott der gelehrten Zeitungsschreiber, wenn sie erfahren würden daß ein Magister eben das unternommen und ausgeführet hätte, was Kaisern und Königen schweer worden wäre: so würden sie, aus Neid, ihn dergestalt zwischen die satirischen Sporen fassen, daß er alle seine philosophische Gelassenheit würde aufbiethen müssen, um bei diesen Anfällen gleichgültig zu seyn. Doch wie er ohne sonderlichen Schaden und ohne jemands Hülfe wieder aufgestanden wäre: so würde seine Ehre und guter Name bei dem Wachsthum der Akademie auch wieder empor steigen und über alle Neider und Misgünstige triumphiren. Uebrigens fügte er hinzu, wollte er nicht viel Geld nehmen und diesen Fall nicht gethan haben: die Alten hätten sich allezeit gewünscht, daß bei einem außerordentlichen Glücke sie auch ein kleines Unglück beträfe, und wenn ihnen dieses nicht von freien Stücken zugestoßen wäre, so hätten sie sich selbst einen Verdruß oder Schaden verursachet, um die Götter dadurch abzuhalten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0203" n="201"/>
ferner fallen unter den Spott der gelehrten Zeitungsschreiber, wenn sie erfahren würden daß ein Magister eben das unternommen und ausgeführet hätte, was Kaisern und Königen schweer worden wäre: so würden sie, aus Neid, ihn dergestalt zwischen die satirischen Sporen fassen, daß er alle seine philosophische Gelassenheit würde aufbiethen müssen, um bei diesen Anfällen gleichgültig zu seyn. Doch wie er ohne sonderlichen Schaden und ohne jemands Hülfe wieder aufgestanden wäre: so würde seine Ehre und guter Name bei dem Wachsthum der Akademie auch wieder empor steigen und über alle Neider und Misgünstige triumphiren. Uebrigens fügte er hinzu, wollte er nicht viel Geld nehmen und diesen Fall nicht gethan haben: die Alten hätten sich allezeit gewünscht, daß bei einem außerordentlichen Glücke sie auch ein kleines Unglück beträfe, und wenn ihnen dieses nicht von freien Stücken zugestoßen wäre, so hätten sie sich selbst einen Verdruß oder Schaden verursachet, um die Götter dadurch abzuhalten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0203] ferner fallen unter den Spott der gelehrten Zeitungsschreiber, wenn sie erfahren würden daß ein Magister eben das unternommen und ausgeführet hätte, was Kaisern und Königen schweer worden wäre: so würden sie, aus Neid, ihn dergestalt zwischen die satirischen Sporen fassen, daß er alle seine philosophische Gelassenheit würde aufbiethen müssen, um bei diesen Anfällen gleichgültig zu seyn. Doch wie er ohne sonderlichen Schaden und ohne jemands Hülfe wieder aufgestanden wäre: so würde seine Ehre und guter Name bei dem Wachsthum der Akademie auch wieder empor steigen und über alle Neider und Misgünstige triumphiren. Uebrigens fügte er hinzu, wollte er nicht viel Geld nehmen und diesen Fall nicht gethan haben: die Alten hätten sich allezeit gewünscht, daß bei einem außerordentlichen Glücke sie auch ein kleines Unglück beträfe, und wenn ihnen dieses nicht von freien Stücken zugestoßen wäre, so hätten sie sich selbst einen Verdruß oder Schaden verursachet, um die Götter dadurch abzuhalten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/203
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/203>, abgerufen am 06.05.2024.