ein Gewissen gemacht, dem Herrn Pfarr ins Amt zu fallen und einen Hofprediger, auf dem Schlosse unsers Junkers, abzugeben; aber weil sich andere kein Gewissen daraus machen, auch überdem diese Predigten ganz anders beschaffen sind, als die man in der Kirche hält, und die Kanzel eine ganz andere Figur hat: so glaube ich, daß mir eben das erlaubt ist, was andere meines gleichen thun dürfen. Zu dem Ende habe ich mich niedergesetzt und habe hin und her gesonnen, um eine solche Predigt, wie die seinige war, zu entwerfen, und den Text, den mir der Herr Magister vorgeschrieben, zu erklären. Es wird ihm, sonder Zweifel, noch erinnerlich seyn, daß mir der Herr Magister gestern Abend beim Weggehen sagte, ich sollte untersuchen, ob das ut re mi fa sol la oder das c d e f g zur Benennung der Töne in der Musik bequemer sey. Ich weiß in meinem Leibe keinen Rath, was ich in dieser kützlichen Materie anfangen soll. Der Herr Magister ist mir sein Tage nicht recht gut gewesen, darum
ein Gewissen gemacht, dem Herrn Pfarr ins Amt zu fallen und einen Hofprediger, auf dem Schlosse unsers Junkers, abzugeben; aber weil sich andere kein Gewissen daraus machen, auch überdem diese Predigten ganz anders beschaffen sind, als die man in der Kirche hält, und die Kanzel eine ganz andere Figur hat: so glaube ich, daß mir eben das erlaubt ist, was andere meines gleichen thun dürfen. Zu dem Ende habe ich mich niedergesetzt und habe hin und her gesonnen, um eine solche Predigt, wie die seinige war, zu entwerfen, und den Text, den mir der Herr Magister vorgeschrieben, zu erklären. Es wird ihm, sonder Zweifel, noch erinnerlich seyn, daß mir der Herr Magister gestern Abend beim Weggehen sagte, ich sollte untersuchen, ob das ut re mi fa sol la oder das c d e f g zur Benennung der Töne in der Musik bequemer sey. Ich weiß in meinem Leibe keinen Rath, was ich in dieser kützlichen Materie anfangen soll. Der Herr Magister ist mir sein Tage nicht recht gut gewesen, darum
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0210"n="208"/>
ein Gewissen gemacht, dem Herrn Pfarr ins Amt zu fallen und einen Hofprediger, auf dem Schlosse unsers Junkers, abzugeben; aber weil sich andere kein Gewissen daraus machen, auch überdem diese Predigten ganz anders beschaffen sind, als die man in der Kirche hält, und die Kanzel eine ganz andere Figur hat: so glaube ich, daß mir eben das erlaubt ist, was andere meines gleichen thun dürfen. Zu dem Ende habe ich mich niedergesetzt und habe hin und her gesonnen, um eine solche Predigt, wie die seinige war, zu entwerfen, und den Text, den mir der Herr Magister vorgeschrieben, zu erklären. Es wird ihm, sonder Zweifel, noch erinnerlich seyn, daß mir der Herr Magister gestern Abend beim Weggehen sagte, ich sollte untersuchen, ob das <hirendition="#aq">ut re mi fa sol la</hi> oder das c d e f g zur Benennung der Töne in der Musik bequemer sey. Ich weiß in meinem Leibe keinen Rath, was ich in dieser kützlichen Materie anfangen soll. Der Herr Magister ist mir sein Tage nicht recht gut gewesen, darum
</p></div></body></text></TEI>
[208/0210]
ein Gewissen gemacht, dem Herrn Pfarr ins Amt zu fallen und einen Hofprediger, auf dem Schlosse unsers Junkers, abzugeben; aber weil sich andere kein Gewissen daraus machen, auch überdem diese Predigten ganz anders beschaffen sind, als die man in der Kirche hält, und die Kanzel eine ganz andere Figur hat: so glaube ich, daß mir eben das erlaubt ist, was andere meines gleichen thun dürfen. Zu dem Ende habe ich mich niedergesetzt und habe hin und her gesonnen, um eine solche Predigt, wie die seinige war, zu entwerfen, und den Text, den mir der Herr Magister vorgeschrieben, zu erklären. Es wird ihm, sonder Zweifel, noch erinnerlich seyn, daß mir der Herr Magister gestern Abend beim Weggehen sagte, ich sollte untersuchen, ob das ut re mi fa sol la oder das c d e f g zur Benennung der Töne in der Musik bequemer sey. Ich weiß in meinem Leibe keinen Rath, was ich in dieser kützlichen Materie anfangen soll. Der Herr Magister ist mir sein Tage nicht recht gut gewesen, darum
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/210>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.