Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

spielte mir noch dazu den schlimmen Streich, daß er, da ich die Probe thun mußte, das Clavier an der Orgel mit Terpentin oder Vogelleim, was es war, beschmieret hatte, daß mir die Finger darauf kleben blieben, und ich glücklich umwarf. Wegen der telemannischen Kirchenstücke habe ich, da der erste Groll vorbei war und er bei seinem Dienste blieb, wie ich bei dem meinigen, mir Salvo nore, die Beine bald abgelaufen, ich habe ihm himmelhoch gebethen, mir solche, gegen ein gutes Gratial, zukommen zu lassen, weil unsere Herrschaft mit meiner Composition niemals recht ist zufrieden gewesen: aber da half weder bitten noch flehen, es war als wenn ich zu einem Stein redte. Wenn er politisch gewesen wäre, so hätte er denken sollen, eine Hand wäscht die andere, wer weiß, wo ich den ehrlichen Mann auch einmal wieder brauche, ich will ihm aus dieser Noth helfen, wer weiß hilft er mir aus einer andern. Wenn ich gleiches mit gleichem vergelten wollte, so würde er mit einer abschläglichen Antwort müssen

spielte mir noch dazu den schlimmen Streich, daß er, da ich die Probe thun mußte, das Clavier an der Orgel mit Terpentin oder Vogelleim, was es war, beschmieret hatte, daß mir die Finger darauf kleben blieben, und ich glücklich umwarf. Wegen der telemannischen Kirchenstücke habe ich, da der erste Groll vorbei war und er bei seinem Dienste blieb, wie ich bei dem meinigen, mir Salvo nore, die Beine bald abgelaufen, ich habe ihm himmelhoch gebethen, mir solche, gegen ein gutes Gratial, zukommen zu lassen, weil unsere Herrschaft mit meiner Composition niemals recht ist zufrieden gewesen: aber da half weder bitten noch flehen, es war als wenn ich zu einem Stein redte. Wenn er politisch gewesen wäre, so hätte er denken sollen, eine Hand wäscht die andere, wer weiß, wo ich den ehrlichen Mann auch einmal wieder brauche, ich will ihm aus dieser Noth helfen, wer weiß hilft er mir aus einer andern. Wenn ich gleiches mit gleichem vergelten wollte, so würde er mit einer abschläglichen Antwort müssen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0216" n="214"/>
spielte mir noch dazu den schlimmen Streich, daß er, da ich die Probe thun mußte, das Clavier an der Orgel mit Terpentin oder Vogelleim, was es war, beschmieret hatte, daß mir die Finger darauf kleben blieben, und ich glücklich umwarf. Wegen der telemannischen Kirchenstücke habe ich, da der erste Groll vorbei war und er bei seinem Dienste blieb, wie ich bei dem meinigen, mir <hi rendition="#aq">Salvo nore</hi>, die Beine bald abgelaufen, ich habe ihm himmelhoch gebethen, mir solche, gegen ein gutes Gratial, zukommen zu lassen, weil unsere Herrschaft mit meiner Composition niemals recht ist zufrieden gewesen: aber da half weder bitten noch flehen, es war als wenn ich zu einem Stein redte. Wenn er politisch gewesen wäre, so hätte er denken sollen, eine Hand wäscht die andere, wer weiß, wo ich den ehrlichen Mann auch einmal wieder brauche, ich will ihm aus dieser Noth helfen, wer weiß hilft er mir aus einer andern. Wenn ich gleiches mit gleichem vergelten wollte, so würde er mit einer abschläglichen Antwort müssen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0216] spielte mir noch dazu den schlimmen Streich, daß er, da ich die Probe thun mußte, das Clavier an der Orgel mit Terpentin oder Vogelleim, was es war, beschmieret hatte, daß mir die Finger darauf kleben blieben, und ich glücklich umwarf. Wegen der telemannischen Kirchenstücke habe ich, da der erste Groll vorbei war und er bei seinem Dienste blieb, wie ich bei dem meinigen, mir Salvo nore, die Beine bald abgelaufen, ich habe ihm himmelhoch gebethen, mir solche, gegen ein gutes Gratial, zukommen zu lassen, weil unsere Herrschaft mit meiner Composition niemals recht ist zufrieden gewesen: aber da half weder bitten noch flehen, es war als wenn ich zu einem Stein redte. Wenn er politisch gewesen wäre, so hätte er denken sollen, eine Hand wäscht die andere, wer weiß, wo ich den ehrlichen Mann auch einmal wieder brauche, ich will ihm aus dieser Noth helfen, wer weiß hilft er mir aus einer andern. Wenn ich gleiches mit gleichem vergelten wollte, so würde er mit einer abschläglichen Antwort müssen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/216
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/216>, abgerufen am 24.11.2024.