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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

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wissen, und was dergleichen Gaukeleien mehr sind, womit die Hokuspokusmacher umzugehen wissen; allein sie verdienen nicht einmal den Namen der Künste, sondern sollten vielmehr Aeffereien oder Affenspiele genennet werden. Ein Musikus ist ein ehrbarer Mann, der seine Kunst gelernet hat, nicht allein den Leuten die Zeit zu vertreiben, sondern auch vielerlei Gutes zu stiften: denn man kann, vermöge der Musik, Krankheiten heilen, die Zauberei vertreiben, gute Gedanken einflößen, und dergleichen mehr, das ein andrer wohl muß unterwegen lassen. Aber nicht jeder, der etwas auf einem Instrumente herstümpern kann, ist im Stande dieses zu thun, sondern nur große Musikverständige, die man Virtuosen nennet, können solche herrliche Dinge ausrichten. Dergleichen Leute werden nun, wie die Erfahrung lehret, nicht durch die Kunst hervorgebracht, sondern sie müssen von Natur ein gutes Geschick haben, wenn was rechtes aus ihnen werden soll. Dahero hat die Musik vor andern Künsten

wissen, und was dergleichen Gaukeleien mehr sind, womit die Hokuspokusmacher umzugehen wissen; allein sie verdienen nicht einmal den Namen der Künste, sondern sollten vielmehr Aeffereien oder Affenspiele genennet werden. Ein Musikus ist ein ehrbarer Mann, der seine Kunst gelernet hat, nicht allein den Leuten die Zeit zu vertreiben, sondern auch vielerlei Gutes zu stiften: denn man kann, vermöge der Musik, Krankheiten heilen, die Zauberei vertreiben, gute Gedanken einflößen, und dergleichen mehr, das ein andrer wohl muß unterwegen lassen. Aber nicht jeder, der etwas auf einem Instrumente herstümpern kann, ist im Stande dieses zu thun, sondern nur große Musikverständige, die man Virtuosen nennet, können solche herrliche Dinge ausrichten. Dergleichen Leute werden nun, wie die Erfahrung lehret, nicht durch die Kunst hervorgebracht, sondern sie müssen von Natur ein gutes Geschick haben, wenn was rechtes aus ihnen werden soll. Dahero hat die Musik vor andern Künsten

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[220/0222] wissen, und was dergleichen Gaukeleien mehr sind, womit die Hokuspokusmacher umzugehen wissen; allein sie verdienen nicht einmal den Namen der Künste, sondern sollten vielmehr Aeffereien oder Affenspiele genennet werden. Ein Musikus ist ein ehrbarer Mann, der seine Kunst gelernet hat, nicht allein den Leuten die Zeit zu vertreiben, sondern auch vielerlei Gutes zu stiften: denn man kann, vermöge der Musik, Krankheiten heilen, die Zauberei vertreiben, gute Gedanken einflößen, und dergleichen mehr, das ein andrer wohl muß unterwegen lassen. Aber nicht jeder, der etwas auf einem Instrumente herstümpern kann, ist im Stande dieses zu thun, sondern nur große Musikverständige, die man Virtuosen nennet, können solche herrliche Dinge ausrichten. Dergleichen Leute werden nun, wie die Erfahrung lehret, nicht durch die Kunst hervorgebracht, sondern sie müssen von Natur ein gutes Geschick haben, wenn was rechtes aus ihnen werden soll. Dahero hat die Musik vor andern Künsten

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/222>, abgerufen am 06.05.2024.