Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.das ich liebe, veranstalten soll. Ich traue ihm zwar bei unsern vaterländischen Schönen nicht viel Erfahrung oder Glücke zu: ich weiß aber doch gewiß, daß ich bei seinem Rathe besser fahren werde als bei dem Ihrigen. Nach dem Sprichwort heißt es zwar, Arzt hilf dir selber, es wäre wohl am besten, daß ich bei mir selbst Rath nähme, denn zu den Magister Lampert habe ich, seitdem ihn die Tochter meines Pfarrers hat durch den Korb fallen lassen, nicht das geringste Vertrauen mehr: allein ich fürchte, daß ich auch nicht die rechte Methode treffen möchte, mich bei dem Mädchen einzuschmeicheln. Wenn Sie mir versprechen wollen, künftig eifriger Hand an das Werk zu legen, so will ich Ihr Kundmann bleiben und Ihrem Rath so genau befolgen, als wenn ich ihn von den sieben Weisen aus Griechenland bekommen hätte. Ist es denn wahr, was mir neulich Fräulein Amalia sagte, daß der Major Fräulein Julgen eine prächtige Kutsche geschenket hat? Eine Windkutsche wird es wohl seyn, oder wenn etwas daran ist, so wird es wohl nicht viel mehr als eine alte Karrethe seyn, die er einen Marquetender abgekauft hat: Die Officiers sind sonst nicht gewohnt so gar viel zu verschenken, demantne Ohrengehänge und ein Staatswagen das ich liebe, veranstalten soll. Ich traue ihm zwar bei unsern vaterländischen Schönen nicht viel Erfahrung oder Glücke zu: ich weiß aber doch gewiß, daß ich bei seinem Rathe besser fahren werde als bei dem Ihrigen. Nach dem Sprichwort heißt es zwar, Arzt hilf dir selber, es wäre wohl am besten, daß ich bei mir selbst Rath nähme, denn zu den Magister Lampert habe ich, seitdem ihn die Tochter meines Pfarrers hat durch den Korb fallen lassen, nicht das geringste Vertrauen mehr: allein ich fürchte, daß ich auch nicht die rechte Methode treffen möchte, mich bei dem Mädchen einzuschmeicheln. Wenn Sie mir versprechen wollen, künftig eifriger Hand an das Werk zu legen, so will ich Ihr Kundmann bleiben und Ihrem Rath so genau befolgen, als wenn ich ihn von den sieben Weisen aus Griechenland bekommen hätte. Ist es denn wahr, was mir neulich Fräulein Amalia sagte, daß der Major Fräulein Julgen eine prächtige Kutsche geschenket hat? Eine Windkutsche wird es wohl seyn, oder wenn etwas daran ist, so wird es wohl nicht viel mehr als eine alte Karrethe seyn, die er einen Marquetender abgekauft hat: Die Officiers sind sonst nicht gewohnt so gar viel zu verschenken, demantne Ohrengehänge und ein Staatswagen <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0303" n="301"/> das ich liebe, veranstalten soll. Ich traue ihm zwar bei unsern vaterländischen Schönen nicht viel Erfahrung oder Glücke zu: ich weiß aber doch gewiß, daß ich bei seinem Rathe besser fahren werde als bei dem Ihrigen. Nach dem Sprichwort heißt es zwar, Arzt hilf dir selber, es wäre wohl am besten, daß ich bei mir selbst Rath nähme, denn zu den Magister Lampert habe ich, seitdem ihn die Tochter meines Pfarrers hat durch den Korb fallen lassen, nicht das geringste Vertrauen mehr: allein ich fürchte, daß ich auch nicht die rechte Methode treffen möchte, mich bei dem Mädchen einzuschmeicheln. Wenn Sie mir versprechen wollen, künftig eifriger Hand an das Werk zu legen, so will ich Ihr Kundmann bleiben und Ihrem Rath so genau befolgen, als wenn ich ihn von den sieben Weisen aus Griechenland bekommen hätte.</p> <p>Ist es denn wahr, was mir neulich Fräulein Amalia sagte, daß der Major Fräulein Julgen eine prächtige Kutsche geschenket hat? Eine Windkutsche wird es wohl seyn, oder wenn etwas daran ist, so wird es wohl nicht viel mehr als eine alte Karrethe seyn, die er einen Marquetender abgekauft hat: Die Officiers sind sonst nicht gewohnt so gar viel zu verschenken, demantne Ohrengehänge und ein Staatswagen </p> </div> </body> </text> </TEI> [301/0303]
das ich liebe, veranstalten soll. Ich traue ihm zwar bei unsern vaterländischen Schönen nicht viel Erfahrung oder Glücke zu: ich weiß aber doch gewiß, daß ich bei seinem Rathe besser fahren werde als bei dem Ihrigen. Nach dem Sprichwort heißt es zwar, Arzt hilf dir selber, es wäre wohl am besten, daß ich bei mir selbst Rath nähme, denn zu den Magister Lampert habe ich, seitdem ihn die Tochter meines Pfarrers hat durch den Korb fallen lassen, nicht das geringste Vertrauen mehr: allein ich fürchte, daß ich auch nicht die rechte Methode treffen möchte, mich bei dem Mädchen einzuschmeicheln. Wenn Sie mir versprechen wollen, künftig eifriger Hand an das Werk zu legen, so will ich Ihr Kundmann bleiben und Ihrem Rath so genau befolgen, als wenn ich ihn von den sieben Weisen aus Griechenland bekommen hätte.
Ist es denn wahr, was mir neulich Fräulein Amalia sagte, daß der Major Fräulein Julgen eine prächtige Kutsche geschenket hat? Eine Windkutsche wird es wohl seyn, oder wenn etwas daran ist, so wird es wohl nicht viel mehr als eine alte Karrethe seyn, die er einen Marquetender abgekauft hat: Die Officiers sind sonst nicht gewohnt so gar viel zu verschenken, demantne Ohrengehänge und ein Staatswagen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |