ich Sie doch auch einmal einer Leichtfertigkeit beschuldigen. Warten Sie, das laß ich Ihnen nicht so hingehen. Es kam mir, ich weiß nicht was für eine Lust an, Ihnen was ins Ohr zu fliestern, es war eine Kleinigkeit, die ich vergessen habe. Warum beschuldigen Sie mich denn, ich hätte von dem Major gesprochen, da ich doch nicht an ihn gedacht hatte? Wollten Sie ihn für seine Neugierde strafen, daß er unsere Heimlichkeit zu wissen verlangte? Das war vermuthlich Ihre Absicht, aber dadurch wurde ich mehr für meine Verwegenheit gezüchtiget, daß sich mein Mund Ihrem Ohr genähert hatte, als er für seinen Vorwitz. Was wird er denken, wenn er sich einbildet, ich hätte mich in seiner Gegenwart über ihn aufgehalten? Ich glaube nicht, daß er mich gnugsam kennet, um mir eine solche Unanständigkeit nicht zuzutrauen. Was mögen Sie ihm doch für ein Mährgen aufgeschwatzt haben? Ich zweifle nicht, daß er Sie wieder darum befragt hat, weil Sie nicht geschwinde genug
ich Sie doch auch einmal einer Leichtfertigkeit beschuldigen. Warten Sie, das laß ich Ihnen nicht so hingehen. Es kam mir, ich weiß nicht was für eine Lust an, Ihnen was ins Ohr zu fliestern, es war eine Kleinigkeit, die ich vergessen habe. Warum beschuldigen Sie mich denn, ich hätte von dem Major gesprochen, da ich doch nicht an ihn gedacht hatte? Wollten Sie ihn für seine Neugierde strafen, daß er unsere Heimlichkeit zu wissen verlangte? Das war vermuthlich Ihre Absicht, aber dadurch wurde ich mehr für meine Verwegenheit gezüchtiget, daß sich mein Mund Ihrem Ohr genähert hatte, als er für seinen Vorwitz. Was wird er denken, wenn er sich einbildet, ich hätte mich in seiner Gegenwart über ihn aufgehalten? Ich glaube nicht, daß er mich gnugsam kennet, um mir eine solche Unanständigkeit nicht zuzutrauen. Was mögen Sie ihm doch für ein Mährgen aufgeschwatzt haben? Ich zweifle nicht, daß er Sie wieder darum befragt hat, weil Sie nicht geschwinde genug
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0079"n="77"/>
ich Sie doch auch einmal einer Leichtfertigkeit beschuldigen. Warten Sie, das laß ich Ihnen nicht so hingehen. Es kam mir, ich weiß nicht was für eine Lust an, Ihnen was ins Ohr zu fliestern, es war eine Kleinigkeit, die ich vergessen habe. Warum beschuldigen Sie mich denn, ich hätte von dem Major gesprochen, da ich doch nicht an ihn gedacht hatte? Wollten Sie ihn für seine Neugierde strafen, daß er unsere Heimlichkeit zu wissen verlangte? Das war vermuthlich Ihre Absicht, aber dadurch wurde ich mehr für meine Verwegenheit gezüchtiget, daß sich mein Mund Ihrem Ohr genähert hatte, als er für seinen Vorwitz. Was wird er denken, wenn er sich einbildet, ich hätte mich in seiner Gegenwart über ihn aufgehalten? Ich glaube nicht, daß er mich gnugsam kennet, um mir eine solche Unanständigkeit nicht zuzutrauen. Was mögen Sie ihm doch für ein Mährgen aufgeschwatzt haben? Ich zweifle nicht, daß er Sie wieder darum befragt hat, weil Sie nicht geschwinde genug
</p></div></body></text></TEI>
[77/0079]
ich Sie doch auch einmal einer Leichtfertigkeit beschuldigen. Warten Sie, das laß ich Ihnen nicht so hingehen. Es kam mir, ich weiß nicht was für eine Lust an, Ihnen was ins Ohr zu fliestern, es war eine Kleinigkeit, die ich vergessen habe. Warum beschuldigen Sie mich denn, ich hätte von dem Major gesprochen, da ich doch nicht an ihn gedacht hatte? Wollten Sie ihn für seine Neugierde strafen, daß er unsere Heimlichkeit zu wissen verlangte? Das war vermuthlich Ihre Absicht, aber dadurch wurde ich mehr für meine Verwegenheit gezüchtiget, daß sich mein Mund Ihrem Ohr genähert hatte, als er für seinen Vorwitz. Was wird er denken, wenn er sich einbildet, ich hätte mich in seiner Gegenwart über ihn aufgehalten? Ich glaube nicht, daß er mich gnugsam kennet, um mir eine solche Unanständigkeit nicht zuzutrauen. Was mögen Sie ihm doch für ein Mährgen aufgeschwatzt haben? Ich zweifle nicht, daß er Sie wieder darum befragt hat, weil Sie nicht geschwinde genug
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/79>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.