Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.glüklich, bey dem unabläßigen Hin- und sich
gluͤklich, bey dem unablaͤßigen Hin- und ſich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0115" n="109"/> gluͤklich, bey dem unablaͤßigen Hin- und<lb/> Herſchwanken der Ebbe und Fluth theologi-<lb/> ſcher Meinungen und Lehrſaͤtz: weil dieſe<lb/> allverſchlingenden Wogen nicht eher zu uns<lb/> gelangten, bis ſie ſich erſt uͤber das weite<lb/> Sandgeſtad’ her abgetobt, und ihre Kraft<lb/> zu verſchlingen und in ihrem Strudel fort<lb/> zureißen, verlohren haͤtten. Daher, wenn<lb/> der ſelge Gottesmann Luther wieder aufſte-<lb/> hen, und eine Kirchenviſitation halten ſollt’,<lb/> meint er, wuͤrden wir beſſer beſtehen als die<lb/> theologiſchen Schwung- und Kraftmaͤnner;<lb/> auch beſſer als die theologiſchen Handwer-<lb/> ker, Modeſchneider, Bordenwuͤrker, Ra-<lb/> firer und Friſirer, die die Glaubenslehr <hi rendition="#aq">ad<lb/> genium ſaeculi</hi> accomodiren, daran ſchnei-<lb/> dern, verbraͤmen, wegputzen, kraͤuſeln und<lb/> ſtaffiren, daß ſie ausſeh’ wie ein Lieb’frau-<lb/> enbild beym Umgang an einem Feſttag’ und<lb/> dabey ihrer herrlichen erhabnen Einfalt ver-<lb/> luſtig geh; auch beſſer, als die exegetiſchen<lb/> Gewuͤrm und Jnſekten, die gierig an die<lb/> Schrift fallen, und mit ihrem Saugruͤſſel<lb/> den reinen Milchſaft in ſich ziehen; aber<lb/> nach der innren Struktur ihres Magens und<lb/> der Beſchaffenheit ſeiner Dauungskraͤft’ ei-<lb/> nen Chylus draus kochen, von dem ſie nur<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0115]
gluͤklich, bey dem unablaͤßigen Hin- und
Herſchwanken der Ebbe und Fluth theologi-
ſcher Meinungen und Lehrſaͤtz: weil dieſe
allverſchlingenden Wogen nicht eher zu uns
gelangten, bis ſie ſich erſt uͤber das weite
Sandgeſtad’ her abgetobt, und ihre Kraft
zu verſchlingen und in ihrem Strudel fort
zureißen, verlohren haͤtten. Daher, wenn
der ſelge Gottesmann Luther wieder aufſte-
hen, und eine Kirchenviſitation halten ſollt’,
meint er, wuͤrden wir beſſer beſtehen als die
theologiſchen Schwung- und Kraftmaͤnner;
auch beſſer als die theologiſchen Handwer-
ker, Modeſchneider, Bordenwuͤrker, Ra-
firer und Friſirer, die die Glaubenslehr ad
genium ſaeculi accomodiren, daran ſchnei-
dern, verbraͤmen, wegputzen, kraͤuſeln und
ſtaffiren, daß ſie ausſeh’ wie ein Lieb’frau-
enbild beym Umgang an einem Feſttag’ und
dabey ihrer herrlichen erhabnen Einfalt ver-
luſtig geh; auch beſſer, als die exegetiſchen
Gewuͤrm und Jnſekten, die gierig an die
Schrift fallen, und mit ihrem Saugruͤſſel
den reinen Milchſaft in ſich ziehen; aber
nach der innren Struktur ihres Magens und
der Beſchaffenheit ſeiner Dauungskraͤft’ ei-
nen Chylus draus kochen, von dem ſie nur
ſich
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