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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.

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Briefe beygeschlossenen Profil, welches mich
auf die Vermuthung bringen sollte, daß es
das Jhrige sey, ob Sie es glelch aus leicht
zu begreifenden Ursachen nicht mit klaren
Worten sagen, erkannte ich ganz deutlich
meinen Dietrich Flapert wieder, ohne durch
die verschiedenen Zusätze, des Wulstes und
Haarbeutels am Vorder- und Hinterkopfe,
und der vorstehenden Spitzenkrause unterm
Kinn, mich irre führen zu lassen. Jch
würde den Stempel der Spitzbüberey, die
diesem Profil vom Anfang der Stirnlinie
bis zum Endpunkte des Unterkinns aufge-
druckt ist, nicht verkannt haben, wenn es
Jhnen auch beliebt hätte, solches in eine
ehrwürdige Perücke und einen Priesterkragen
zu verstecken. Die Frage, ob auf der Wöl-
bung dieser Stirn, dem Rücken dieser Nase,
und dem Umriß dieses Mundes Freundschaft
ruhen könne, beantwortet sich also von selbst;
ich wiederhole sie aber in Absicht beyder bey-
liegenden Zeichnungen, eines und des näm-
lichen Gesichtes. Es wäre unschicklich,
wenn ich Sie, der Sie auf einer höhern
Stufe der physiognomischen Kenntniß stehen
als ich, auf eine ähnliche Art in Versuchung
führen wollte; ich bekenne mich zu beyden

Zeich-

Briefe beygeſchloſſenen Profil, welches mich
auf die Vermuthung bringen ſollte, daß es
das Jhrige ſey, ob Sie es glelch aus leicht
zu begreifenden Urſachen nicht mit klaren
Worten ſagen, erkannte ich ganz deutlich
meinen Dietrich Flapert wieder, ohne durch
die verſchiedenen Zuſaͤtze, des Wulſtes und
Haarbeutels am Vorder- und Hinterkopfe,
und der vorſtehenden Spitzenkrauſe unterm
Kinn, mich irre fuͤhren zu laſſen. Jch
wuͤrde den Stempel der Spitzbuͤberey, die
dieſem Profil vom Anfang der Stirnlinie
bis zum Endpunkte des Unterkinns aufge-
druckt iſt, nicht verkannt haben, wenn es
Jhnen auch beliebt haͤtte, ſolches in eine
ehrwuͤrdige Peruͤcke und einen Prieſterkragen
zu verſtecken. Die Frage, ob auf der Woͤl-
bung dieſer Stirn, dem Ruͤcken dieſer Naſe,
und dem Umriß dieſes Mundes Freundſchaft
ruhen koͤnne, beantwortet ſich alſo von ſelbſt;
ich wiederhole ſie aber in Abſicht beyder bey-
liegenden Zeichnungen, eines und des naͤm-
lichen Geſichtes. Es waͤre unſchicklich,
wenn ich Sie, der Sie auf einer hoͤhern
Stufe der phyſiognomiſchen Kenntniß ſtehen
als ich, auf eine aͤhnliche Art in Verſuchung
fuͤhren wollte; ich bekenne mich zu beyden

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[139/0145] Briefe beygeſchloſſenen Profil, welches mich auf die Vermuthung bringen ſollte, daß es das Jhrige ſey, ob Sie es glelch aus leicht zu begreifenden Urſachen nicht mit klaren Worten ſagen, erkannte ich ganz deutlich meinen Dietrich Flapert wieder, ohne durch die verſchiedenen Zuſaͤtze, des Wulſtes und Haarbeutels am Vorder- und Hinterkopfe, und der vorſtehenden Spitzenkrauſe unterm Kinn, mich irre fuͤhren zu laſſen. Jch wuͤrde den Stempel der Spitzbuͤberey, die dieſem Profil vom Anfang der Stirnlinie bis zum Endpunkte des Unterkinns aufge- druckt iſt, nicht verkannt haben, wenn es Jhnen auch beliebt haͤtte, ſolches in eine ehrwuͤrdige Peruͤcke und einen Prieſterkragen zu verſtecken. Die Frage, ob auf der Woͤl- bung dieſer Stirn, dem Ruͤcken dieſer Naſe, und dem Umriß dieſes Mundes Freundſchaft ruhen koͤnne, beantwortet ſich alſo von ſelbſt; ich wiederhole ſie aber in Abſicht beyder bey- liegenden Zeichnungen, eines und des naͤm- lichen Geſichtes. Es waͤre unſchicklich, wenn ich Sie, der Sie auf einer hoͤhern Stufe der phyſiognomiſchen Kenntniß ſtehen als ich, auf eine aͤhnliche Art in Verſuchung fuͤhren wollte; ich bekenne mich zu beyden Zeich-

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/145>, abgerufen am 21.11.2024.