Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.mehr thun. Dacht' in meinem Sinn: Da begab sichs nun, daß vor wenig fen,
mehr thun. Dacht’ in meinem Sinn: Da begab ſichs nun, daß vor wenig fen,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0016" n="10"/> mehr thun. Dacht’ in meinem Sinn:<lb/> wirſt nicht viel zertreten, und wenn auch<lb/> hie und da ein Halmen zerknickt, oder<lb/> ein Maul voll Graß verlatſcht wird, iſt<lb/> fuͤr den Eigenthuͤmer kein großer Scha-<lb/> de; und kommen ſie hinter dich her mit<lb/> Knitteln und Stangen, ſo gilt’s Ferſen-<lb/> geld.</p><lb/> <p>Da begab ſichs nun, daß vor wenig<lb/> Jahren wieder anfing aufzuleben eine der<lb/> verlornen Kuͤnſte, — war die Phyſiogno-<lb/> mika, — davon die alten Philoſophi viel<lb/> zu ſagen wußten; iſt auch wohl zu unſrer<lb/> Vaͤter Zeiten manch dick Buch davon ge-<lb/> ſchrieben worden, das in ruſigen Buͤcher-<lb/> ſchraͤnken, wie alte Ruͤſtung im Zeughaus<lb/> modert. Denn da ſind etliche gekommen,<lb/> die dieſe herrliche Wiſſenſchaft fuͤr eine<lb/> grund- und bodenloſe Kunſt und eitel Fatzen<lb/> ausgeſchrieen, ihren Soliditaͤtenkram dafuͤr<lb/> ausgelegt, und fuͤr alleinig aufrichtigen<lb/> Theriak der Seelen verkauft haben; ließen<lb/> ſich beduͤnken, Wortglauberey der alten<lb/> Sprachen ſey mehr werth als Menſchen-<lb/> kunde; oder’s zieme dem Forſchungsgeiſte<lb/> bas, die Eigenſchaft der Kraͤuter zu pruͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fen,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0016]
mehr thun. Dacht’ in meinem Sinn:
wirſt nicht viel zertreten, und wenn auch
hie und da ein Halmen zerknickt, oder
ein Maul voll Graß verlatſcht wird, iſt
fuͤr den Eigenthuͤmer kein großer Scha-
de; und kommen ſie hinter dich her mit
Knitteln und Stangen, ſo gilt’s Ferſen-
geld.
Da begab ſichs nun, daß vor wenig
Jahren wieder anfing aufzuleben eine der
verlornen Kuͤnſte, — war die Phyſiogno-
mika, — davon die alten Philoſophi viel
zu ſagen wußten; iſt auch wohl zu unſrer
Vaͤter Zeiten manch dick Buch davon ge-
ſchrieben worden, das in ruſigen Buͤcher-
ſchraͤnken, wie alte Ruͤſtung im Zeughaus
modert. Denn da ſind etliche gekommen,
die dieſe herrliche Wiſſenſchaft fuͤr eine
grund- und bodenloſe Kunſt und eitel Fatzen
ausgeſchrieen, ihren Soliditaͤtenkram dafuͤr
ausgelegt, und fuͤr alleinig aufrichtigen
Theriak der Seelen verkauft haben; ließen
ſich beduͤnken, Wortglauberey der alten
Sprachen ſey mehr werth als Menſchen-
kunde; oder’s zieme dem Forſchungsgeiſte
bas, die Eigenſchaft der Kraͤuter zu pruͤ-
fen,
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