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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.

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Mag. Gr. Jch will hier nicht ent-
scheiden, mein Urtheil würde partheyisch
scheinen, habe dieser Sache nur im Vor-
beygehen gedenken wollen. Jndessen sind
wir darüber einverstanden, daß die Schul-
studien sehr darnieder liegen. Jch lasse
mir gefallen, daß Sie diese nur für ei-
nen Zweig und nicht für den Stemm, oder
die Grundwurzel der Gelehrsankeit halten,
doch sind meiner Meinung nach, die übri-
gen Zweige der Wissenschaften so welk wie
dieser. Daher bin ich begierig zu verneh-
men, bey welchen Wissenschaften Sie einen
so sichtbaren Fortgang bemerken, als dort
der Verfall sichtbar ist?

Darüber wär viel zu sagen, will gleich-
wohl nur wenig davon gedenken. Erstlich
was anlangt die schönen Wissenschaften, so
bedarfs keines Beweißes, daß zum Exem-
pel die Dichtkunst in unsern Tagen ihr
Haupt mächtig empor gehoben, daß die
Deutschen in Ansehung des Werths ihrer
Produkte, mit allen Nationen wetteifern
können. Auch der Zahl nach ist das Frey-
kohr der Dichter und Dichterlinge, Schön-
denker, Humoristen, Empfindler u. s. w.
die all' in die Dichterklass' gehören, ob sie

gleich

Mag. Gr. Jch will hier nicht ent-
ſcheiden, mein Urtheil wuͤrde partheyiſch
ſcheinen, habe dieſer Sache nur im Vor-
beygehen gedenken wollen. Jndeſſen ſind
wir daruͤber einverſtanden, daß die Schul-
ſtudien ſehr darnieder liegen. Jch laſſe
mir gefallen, daß Sie dieſe nur fuͤr ei-
nen Zweig und nicht fuͤr den Stemm, oder
die Grundwurzel der Gelehrſankeit halten,
doch ſind meiner Meinung nach, die uͤbri-
gen Zweige der Wiſſenſchaften ſo welk wie
dieſer. Daher bin ich begierig zu verneh-
men, bey welchen Wiſſenſchaften Sie einen
ſo ſichtbaren Fortgang bemerken, als dort
der Verfall ſichtbar iſt?

Daruͤber waͤr viel zu ſagen, will gleich-
wohl nur wenig davon gedenken. Erſtlich
was anlangt die ſchoͤnen Wiſſenſchaften, ſo
bedarfs keines Beweißes, daß zum Exem-
pel die Dichtkunſt in unſern Tagen ihr
Haupt maͤchtig empor gehoben, daß die
Deutſchen in Anſehung des Werths ihrer
Produkte, mit allen Nationen wetteifern
koͤnnen. Auch der Zahl nach iſt das Frey-
kohr der Dichter und Dichterlinge, Schoͤn-
denker, Humoriſten, Empfindler u. ſ. w.
die all’ in die Dichterklaſſ’ gehoͤren, ob ſie

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[170/0176] Mag. Gr. Jch will hier nicht ent- ſcheiden, mein Urtheil wuͤrde partheyiſch ſcheinen, habe dieſer Sache nur im Vor- beygehen gedenken wollen. Jndeſſen ſind wir daruͤber einverſtanden, daß die Schul- ſtudien ſehr darnieder liegen. Jch laſſe mir gefallen, daß Sie dieſe nur fuͤr ei- nen Zweig und nicht fuͤr den Stemm, oder die Grundwurzel der Gelehrſankeit halten, doch ſind meiner Meinung nach, die uͤbri- gen Zweige der Wiſſenſchaften ſo welk wie dieſer. Daher bin ich begierig zu verneh- men, bey welchen Wiſſenſchaften Sie einen ſo ſichtbaren Fortgang bemerken, als dort der Verfall ſichtbar iſt? Daruͤber waͤr viel zu ſagen, will gleich- wohl nur wenig davon gedenken. Erſtlich was anlangt die ſchoͤnen Wiſſenſchaften, ſo bedarfs keines Beweißes, daß zum Exem- pel die Dichtkunſt in unſern Tagen ihr Haupt maͤchtig empor gehoben, daß die Deutſchen in Anſehung des Werths ihrer Produkte, mit allen Nationen wetteifern koͤnnen. Auch der Zahl nach iſt das Frey- kohr der Dichter und Dichterlinge, Schoͤn- denker, Humoriſten, Empfindler u. ſ. w. die all’ in die Dichterklaſſ’ gehoͤren, ob ſie gleich

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/176>, abgerufen am 21.11.2024.