Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.behren können, das waren freylich Schlacken; Mit meinem Heidesheimer Emigranten Jn dem Modekrahm meiner Frau schwimmt und
behren koͤnnen, das waren freylich Schlacken; Mit meinem Heidesheimer Emigranten Jn dem Modekrahm meiner Frau ſchwimmt und
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behren koͤnnen, das waren freylich Schlacken;
aber ich gewann daraus den Silberblick eines
geuͤbten Gedaͤchtniſſes und Muth zur Ar-
beit, daß ich hernach mich friſch ins Zeug
warf, wenn ich die Buͤrde der Geſchaͤfte
hinter mir herſchleppen mußte.
Mit meinem Heidesheimer Emigranten
wuͤrde ich nun wohl kurzen Prozeß machen,
wenn er nicht von meiner Donna protegirt
wuͤrde, die nicht die Zweite ſondern die er-
ſte Perſon hier im Hauſe iſt. Jch bin, doch
das unter uns, Weiber Lehn! Wie kan das
anders ſeyn? Sie ein iunges raſches Weib,
ehemals Hofdame obendrein, und ich ein
Graubart. Venus und Vulkan! Tritt er
nicht ans Geblaͤſe, wenn ſie ihn ſtreichelt,
flucht und wettert in ſeiner Werkſtatt, und
ſchmiedet ihr doch ganz dienſtfertig Waffen-
ruͤſtung, wie ſie es begehrt.
Jn dem Modekrahm meiner Frau ſchwimmt
die leidige Phyſiognomik iezt oben auf, darin-
nen iſt nun das Hausgenie ein großer Mei-
ſter, oder giebt ſich wenigſtens dafuͤr aus:
denn verſchmizt iſt er wie ein Fuchs. Moch-
te wohl bald merken wie hier die Actien
ſtuͤnden, und wenn er der Dame vom Hau-
ſe unter die Fluͤgel kroͤch, daß ihm warm
und
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